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Entfuehrt

Entfuehrt

Titel: Entfuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Tyler
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zurückzugewinnen, Isabelle. Auch nicht von mir.«

 
    20
    »Was zum Teufel ist denn mit euch beiden passiert?«, wollte Nick wissen, als Isabelle und Jake durch die Küchentür ins Haus kamen.
    Isabelle ignorierte ihn und schob sich an den beiden Männern vorbei, um nach oben zu gehen. Jake wollte ihr folgen, aber sie drehte sich zu ihm um. »Du musst nicht …«
    »Doch, ich muss. Immer. Lass mich zuerst nach oben gehen.«
    »Nick war zu Hause.«
    Das war egal. Er musste alles überprüfen, um selbst sicher zu sein. Nick würde das verstehen.
    Er nahm zwei Stufen auf einmal und lief in das zweite Obergeschoss. Er überprüfte die Türen und Fenster, das Badezimmer und die Schränke. Alles sauber. Er stieg auch ins dritte Obergeschoss hinauf. In dem ausgebauten Dachboden fühlte sich Chris zu Hause. Auch dort überprüfte er alles, ehe er über die Hintertreppe wieder nach unten ging.
    »Du bist bereit? Lass die Fenster zu. Behalte deine Waffe ständig bei dir. Auch in der Dusche. Und lass deine Tür offen.«
    Sie salutierte vor ihm und eilte nach oben. Er ging wieder nach unten. Nick wartete am Fuß der Treppe auf ihn. Das Gesicht seines Bruders war ernst. »Ich habe etwas gefunden.«
    »Erzähl.«
    »Ich habe Rafes Akte«, sagte Nick leise. Seine Hand schloss sich um den dicken, braunen Aktendeckel. Er umklammerte die Akte so heftig, dass der Pappdeckel sich durchbog.
    »Wie hast du das geschafft?«
    »Das willst du gar nicht wissen.«
    Jake starrte ihn an. »Ich lasse nicht zu, dass du in Schwierigkeiten gerätst, nur weil …«
    »Ich bin in Cals Büro eingebrochen.«
    »Himmel.« Jake sank auf die Stufe und stützte sich mit den Ellbogen an der Stufe dahinter ab. Er blickte zur Decke. Warum Cal noch immer etwas vor ihm verbarg, war das größte Mysterium von allen. Und er machte sich deshalb große Sorgen. Er brauchte jedes bisschen Munition, das er bekommen konnte, um diesen Scheißkerl Rafe zu bekämpfen. »Will ich wissen, was da drinsteht?«
    »Nein. Vor allem nicht heute«, sagte Nick.
    »Aber du wirst es mir trotzdem erzählen«, sagte Jake fest.
    »Aber ich werde es dir trotzdem erzählen«, wiederholte Nick. »Rafe ist nach dem Tod seines Vaters in Pflegefamilien aufgewachsen. Es waren mindestens sechs verschiedene Familien in der Zeit zwischen dem neunten und achtzehnten Lebensjahr. Seine Mutter hatte die beiden verlassen, als Rafe noch ein Kleinkind war. Sie konnten sie nicht finden.«
    Jake ballte die Fäuste. Er wollte es nicht hören, nichts davon. Aber er musste. »Weiter.«
    »Es ist nicht schön.«
    »Er wurde geschlagen.«
    »Ja.«
    Jake schloss die Augen. »Da ist noch mehr.«
    »Ja, da ist noch mehr.« Nick zögerte. »Er wurde in einer der Pflegefamilien sexuell missbraucht.«
    »Das ist keine Entschuldigung für das, was er getan hat«, sagte Jake erbittert.
    »Ich gebe dir nur ein Bild von seinem psychologischen Profil. Wie du es wolltest.«
    Du musst deinen Feind kennen.
    »Das hätte …«
    »Nein. Das bist nicht du. Du wirst nie so sein.«
    »Wenn ich nicht nur geschlagen worden wäre …«
    »Dann hättest du auch das überstanden. Du bist nicht wie er, Jake. Du könntest nie so sein. Du bist nicht so verdorben.«
    »Ach ja? Warum ist er verdorben und ich nicht?«, wollte Jake wissen.
    »Ich weiß, was du jetzt denkst.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Damit liegst du falsch.« Nicks Blick zwang ihn nieder. Er rieb unbewusst die kleine, weiße Narbe an seinem Hals. Das machte er immer, wenn er ärgerlich oder besorgt war.
    »Warum? Weil du es sagst?« Jake nahm Nick die Akte aus der Hand und verdrehte sie mit beiden Händen, als wollte er sie zerreißen. »Wenn Steve noch weitergegangen wäre …«
    »Das wäre egal gewesen. Du wärst trotzdem nicht wie er geworden.«
    »Rafe war auch nicht so, bis er schließlich durchgedreht ist.«
    »Falls du es vergessen hast: Du bist durchgedreht«, erinnerte Nick ihn nicht unfreundlich. »Und es war nicht dein Fehler. Es war nur blinde Wut, Jake. Steve hat versucht, dich umzubringen.«
    Jake gab darauf keine Antwort.
    »Ich könnte Cal umbringen, weil er dich in diese Sache hineingezogen hat«, murmelte Nick. »Du hast das alles durchgemacht und bist stärker aus der Sache hervorgegangen. Du hast es hinter dir gelassen. Und das, was mit Isabelle passiert ist, hat all die Erinnerungen zurückgebracht.«
    »Wenn sie meine Erinnerungen wieder geweckt hat, bedeutet es doch nur, dass ich es nie überwunden habe. Und das bedeutet, ich habe mich ziemlich gut

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