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Entfuehrt

Entfuehrt

Titel: Entfuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Tyler
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Vergangenheit an.
    Er ballte die Fäuste und versuchte verzweifelt, sich zurückzuhalten. Er musste sich zusammenreißen, bis er allein war.
    Endlich nickte sie und ging an ihm vorbei nach unten. Sie wirkte enttäuscht.
    Du bist nicht wie er …
    Jake wusste, dass er nicht wie Rafe war. Dennoch lauerte er immer, ob das Gute in ihm sich weiterhin durchsetzte. Sein gezügeltes Temperament war nur ein Indikator dafür, wie gut er inzwischen gelernt hatte, sich unter Kontrolle zu haben. Und im Moment war er sicher, er könnte dafür nicht länger garantieren.
    Er wartete, bis sie außer Sichtweite war. Dann erst ging er in sein Zimmer und ließ seine Wut an den Bücherregalen, dem Couchtisch und dem Sofa aus.
    Er hatte sie verraten, weil er ihr nicht die Wahrheit erzählt hatte, und irgendwie hatte er jetzt das Gefühl, er selbst sei derjenige, der verraten worden war.
    Rafe ist verrückt – sieh dir doch nur seine Vergangenheit an.
    Aber Isabelle hatte nichts falsch gemacht. Er aber hatte von Anfang an nur einen Fehler nach dem nächsten gemacht.
    Ist ein Mann nicht mehr wert als das Schlimmste, was er in seinem Leben getan hat?, flüsterte die Stimme seines alten Führungsoffiziers in seinem Kopf.
    Er verharrte mitten in der Bewegung und versuchte durchzuatmen. Nichts würde ihm helfen. Es sei denn, er konnte den Mann beseitigen, der noch immer hinter Isabelle her war. Er würde sie verfolgen, bis er von ihr das bekam, was er wollte.
    Jake konnte bloß immer noch nicht genau ergründen, was das war. Und Cal war ihm keine Hilfe. Aber diese blinde Wut lenkte ihn fürs Erste von der Frage ab. Seine größte Sorge galt Isabelles Sicherheit. So musste es sein. Um alles andere würde er sich später kümmern.
    Als er seine Fäuste öffnete, sie schloss und wieder öffnete, kochte sein Blut noch immer. Zu sehr, um es irgendeinem anderen Menschen zuzumuten.
    Cal saß mit dem Rücken zur fensterlosen Wand. Er hielt die Sig Sauer in der Hand, als warte er auf das Unvermeidbare. Und als das Telefon endlich klingelte, nahm er ohne Zögern ab.
    »Ich muss wissen, warum.«
    »Ja, das verstehe ich«, sagte er. In der anderen Hand hielt er das Tagebuch, das er heute in der Post gefunden hatte. Es war in einem schlichten braunen Umschlag gekommen. Der Absender stammte aus Norfolk in Virginia.
    Es war Kevin Marchs alte Adresse.
    In der vergangenen Stunde war er damit beschäftigt gewesen, das Zittern seiner Hände zu unterdrücken, während er das Tagebuch las. Er wusste, jetzt gab es für ihn kein Zurück mehr. Mit jeder modrigen, vergilbten Seite, die er umblätterte, erfüllte ihn größeres Grauen.
    In all den Jahren hatte James von Cals Verrat gewusst, und er hatte nichts getan. Doch: Er hatte Isabelle so geliebt, als wäre sie seine leibliche Tochter.
    In all den Jahren hatte Cal keinen Gedanken daran verschwendet, dass er einem Sohn den Vater entrissen hatte. John James March war zum Waisen geworden, als er Kevin tötete.
    Man hatte seinen Namen geändert, nachdem er kurze Zeit später von seiner zweiten Pflegefamilie adoptiert wurde. Das war die Familie, aus der man ihn später herausholte, nachdem er dort missbraucht worden war. Und dennoch hatte er den Namen behalten und nicht den Namen angenommen, den Kevin ihm gegeben hatte.
    Hatte Rafe es die ganze Zeit gewusst? Konnte es sein, dass er geduldig abgewartet und seine Rache geplant hatte, um ihn im richtigen Moment zu treffen? Wollte er deshalb jedem wehtun, den Cal liebte? Es schien unwahrscheinlich, aber trotzdem hatte Cal schon immer geahnt, dass das, was in Afrika passiert war, ihn früher oder später heimsuchen würde.
    »Die Wahrheit kommt ans Licht. Die ganze Wahrheit.«
    »Ich werde alles verlieren. Ich bin bereit«, sagte Cal. Das war ohnehin nie sein Leben gewesen. Nicht, solange es auf Lügen und Betrug aufgebaut war. Ein Kartenhaus, das jetzt in sich zusammenfiel.
    »Ja, du wirst alles verlieren.«
    »Ich tue alles, was du von mir verlangst, Rafe. Nur lass deine verfluchten Finger von Isabelle.«
    »Du bist jetzt nicht mehr derjenige, der irgendwelche Befehle gibt, Admiral. Und ich mache dir keine Versprechungen.« Rafe unterbrach die Verbindung. Cal legte auf, schaltete sein Handy aus und warf es von sich.
    Er legte die Waffe vor sich auf den Schreibtisch, nahm seine Autoschlüssel und bereitete sich innerlich darauf vor, für seine Verbrechen zu zahlen. Er wollte sich freiwillig stellen. Zukünftig würde er sich mit der Militärgerichtsbarkeit

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