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Entfuehrt

Entfuehrt

Titel: Entfuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Tyler
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belogen.«
    »Du hast dich nicht belogen. Ich glaube, du hast dich verliebt.« Nicks Stimme klang heiser. »Jake, du bist für Isabelle die letzte Bastion gegen Rafe. Das letzte Hindernis, das er überwinden muss, und damit auch das wichtigste, weil diese Barriere am schwersten zu überwinden ist.«
    Jake nickte, weil er das wusste. Er starrte auf seine Hände, die sich noch immer um die Akte schlossen. Er lockerte zögernd den Griff. »Es macht einfach keinen Sinn. Wie konnte er die Untersuchungen bei der Delta Force und die psychologische Beurteilung überstehen? Sie müssten das hier doch gefunden haben.« Er wappnete sich, ehe er die Akte aufschlug. Flüchtig blätterte er die ziemlich vertrauten Papiere von der Fürsorge und die Polizeiberichte durch.
    »Diese Untersuchungen sind nicht perfekt. Sie haben diese Dinge nicht herausgefunden, sondern erfuhren erst davon, als er schon zwei Jahre bei der Delta Force war. Damals haben sie ihn unehrenhaft entlassen, weil er einen direkten Befehl missachtet hatte.«
    Aber Jake hörte ihm schon gar nicht mehr zu. Er starrte auf die Seite, die er gerade aufgeschlagen hatte. Die Zeilen verschwammen vor seinen Augen. »Rafes Vater war Soldat. Er wurde umgebracht.«
    »Ja, weil er versucht hat, einen anderen Marine zu töten. Wurde in Notwehr getötet. Was hat das mit all dem zu tun?«
    »Kevin March hat James Markham getötet. Kevin March ist Rafes Vater.«
    Nicks Blick verfinsterte sich. »Rafes Vater hat Isabelles Dad getötet?«
    »Es kommt sogar noch schlimmer. Cal war derjenige, der Rafes Dad getötet hat.« Jake schloss die Augen. Er dachte wieder an das Foto, das auf Cals Schreibtisch stand. In seinen Ohren rauschte das Blut. Das einzige Geräusch, das von der Außenwelt zu ihm durchdrang, war ein ersticktes Keuchen.
    Er drehte sich rasch um. Isabelle stand in eine Decke gewickelt am oberen Treppenabsatz. Sie hatte jedes verfluchte Wort mitangehört.
    »Isabelle …«
    »Stimmt das? Was du gerade gesagt hast, stimmt es?«, wollte sie wissen. Jake sprang auf und lief ein paar Stufen nach oben.
    »Es steht in der Akte. Ich habe den Namen wiedererkannt. Cal hat ein Foto auf dem Schreibtisch stehen.«
    Nick legte eine Hand auf Jakes Schulter. Dann ging er leise die Treppe nach unten und ließ ihn mit Isabelle allein.
    »Hat Rafe mit dir über deinen Vater gesprochen?«, fragte Jake sie.
    »Ja. Er hat mir Fragen gestellt«, sagte sie langsam. »Über meinen Vater und auch über Onkel Cal. Ich habe einfach gedacht, er wolle sich nett unterhalten.« Ihre Stimme klang ganz dünn, und dann verstummte sie. Sie starrte nach vorn. Ihr Blick ging ins Leere.
    Jake saß still da. Es fiel ihm schwer, denn er wollte sie am liebsten in den Arm nehmen. Er wollte ihr versichern, alles käme wieder in Ordnung.
    Nur dass er nicht wusste, wie genau diese Ordnung aussehen sollte.
    »Rafe war also tatsächlich vor allem hinter mir her. Es ging um mehr als nur darum, die Tochter einer Senatorin zu entführen.« Sie griff nach seinem Arm, als könne sie so den Boden unter den Füßen wieder spüren. Als könne sie damit das aufhalten, was vor sehr langer Zeit in Gang gesetzt worden war. »Weiß er nicht, dass sein Vater derjenige war, der etwas falsch gemacht hat? Mein Vater und Onkel Cal – sie waren damals die Opfer.«
    Jake sagte nichts.
    »Sie waren die Opfer. So wie ich das Opfer war.«
    »Ja, du warst ein Opfer«, stimmte er ihr zu.
    »Du glaubst, hinter der Geschichte steckt mehr?«
    »Ich weiß es nicht. Irgendwas stimmt an der Sache nicht.«
    »Rafe ist verrückt – sieh dir doch nur seine Vergangenheit an!«, schrie sie und wich sogleich einen Schritt zurück, als könnte sie damit auch ihre Worte zurücknehmen.
    Natürlich. Sie hatte alles gehört. Hatte gehört, wie er mit Nick über Rafes Vergangenheit gesprochen hatte. Himmel, er verlor sogar seine Fähigkeiten, wenn eine Frau wie Isabelle, die nicht dafür ausgebildet wurde, sich an ihn heranschleichen konnte.
    Anscheinend ging es Nick ähnlich. Sie waren beide zu tief in diese Sache verstrickt.
    »Jake, bitte. Ich habe damit nicht gemeint …«
    »Nicht jetzt, Isabelle.«
    »Du bist nicht wie er.« Sie packte ihn an den Schultern, und zum ersten Mal wehrte er sich gegen ihre Berührung.
    »Nicht jetzt. Geh einfach nach unten. Geh zu Nick. Bitte tu mir den Gefallen.« Er brachte die Worte nur mühsam hervor. Ihre Stimme hallte in seinem Kopf wider, immer und immer wieder.
    Rafe ist verrückt – sieh dir doch nur seine

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