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Entfuehrt

Entfuehrt

Titel: Entfuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Tyler
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beinah aus, aber sie fing sich und eilte schnell zum Unfallort.
    »Ma’am, Sie dürfen hier nicht durch.« Einer der Polizisten stellte sich ihr in den Weg und versuchte, sie aufzuhalten.
    »Ich bin Ärztin. Ich kann helfen!«, rief sie, während sie auf Jake zulief.
    »Sie müssen die Leute aus dem Bus herausschaffen«, erklärte Jake den Polizisten, und obwohl er sich nicht anstrengte, Gehör zu finden, durchdrang der befehlsgewohnte Tonfall seiner Stimme sofort das herrschende Chaos.
    Sie stand neben ihm, während er begann, Anweisungen zu brüllen. In einer Situation, für die er offiziell überhaupt nicht verantwortlich war, übernahm er Verantwortung. Obwohl ihr Herz hämmerte und sie dem Drang widerstehen musste, sich ins Getümmel zu stürzen, war es großartig. Jake hielt ihren Arm fest, als müsste er sie zurückhalten. Und sie verstand, was er wollte. Sicherheit ging vor.
    Sie hörte das Wort Marines und erfuhr, dass es sich um einen Bus voll mit jungen Soldaten handelte, die gerade nach einem Manöver auf dem Rückweg zum Stützpunkt gewesen waren.
    Die Dinge gerieten in Bewegung, als Jake die Männer anwies, den Soldaten aus der Gefahrenzone zu helfen, die den Bus selbständig verlassen konnten.
    Der Bus war auf einem vereisten Stück Straße ins Schleudern geraten und auf die Seite gestürzt. Anschließend war er von der Straße gerutscht. Der Motor schien noch zu laufen, aber sie konnte nicht sagen, ob der Rauch nicht vielleicht wegen der eisigen Kälte aufstieg.
    Einige der Insassen waren aus dem Bus geschleudert worden. Sie musste sofort zu ihnen gelangen, während Jake weiter die anderen Businsassen evakuierte. Es war nicht so schlimm wie befürchtet, aber ohne die richtige Ausrüstung und bei dem Wetter konnte sich das Blatt schnell zum Schlechteren wenden.
    Ein Krankenwagen kam neben Jakes Wagen rutschend zum Stehen, und sie sprach in Gedanken ein Dankgebet, ehe sie auf den Krankenwagen zueilte.
    »Ich brauche Sichtungskarten«, sagte sie zu den Rettungssanitätern. Zu dritt konnten sie, zusammen mit Jake und den Polizisten, diese Situation eine Zeitlang allein beherrschen. »Bitte sagen Sie mir, dass noch mehr Einsatzkräfte unterwegs sind.«
    »Sie sind unterwegs«, beruhigte sie einer der Rettungssanitäter. Er übergab ihr eine Handvoll Karten für die Sichtung und Einteilung der Verletzten nach der Schwere ihrer Verwundungen – die sogenannte Triage.
    Sie drehte sich um und suchte nach Jake, winkte ihm zu, als wolle sie ihn fragen: Jetzt? Er nickte und winkte sie heran. »Komm, wir machen uns an die Arbeit.«
    Gemeinsam mit den Sanitätern arbeitete sie sich durch die Reihen der Männer, die dem Bus am nächsten lagen. Nach den ersten fünf Minuten warf sie den Parka ab, damit sie beweglicher war. Das Sweatshirt musste erst mal genügen.
    Die Spannung, die Angst, all das fiel von ihr ab, als das Adrenalin durch ihre Adern rauschte. Die Handschuhe, die Jake ihr geliehen hatte, waren fingerlos, aber trotzdem zu groß. Ohne die Handschuhe hätte sie aber innerhalb kürzester Zeit steifgefrorene, nutzlose Finger gehabt. Ansonsten spürte sie die Kälte nicht mehr. Alles außer dem unbändigen Wunsch, so vielen dieser Männer wie nur möglich zu helfen, war ausgeblendet. Vorankommen. Allein darum ging es.
    Dann kniete sie im Schnee. Sie hatte sich wieder zu den Verletzten begeben, die sie vor einer Stunde als Erste bewertet und mit schwarzen Schildchen gekennzeichnet hatte.
    Die Busfahrerin konnte sie nicht retten. Isabelle hatte sie mit einem schwarzen Schild gekennzeichnet und einen Sanitäter angewiesen, ihr eine Dosis Morphium zu verabreichen. Die Frau war zwar bewusstlos und atmete kaum mehr, aber Isabelle war die Vorstellung verhasst, sie könne Schmerzen haben, während sie diese Welt verließ.
    Es war bereits nach kurzer Untersuchung offensichtlich, dass die Busfahrerin keinen Sicherheitsgurt getragen hatte. Zuvor hatte Isabelle beobachtet, wie die Marines, als sie den Bus verlassen wollten, ihren leblosen Körper von den Stufen herunterzerren mussten. Der Kopf der Frau war durch die Wucht des Aufpralls gegen die Windschutzscheibe geschleudert worden, während ihr Körper gegen das Armaturenbrett geknallt war. Vermutlich hatte sie eine schwere Hirnblutung.
    Isabelle fühlte den Puls der Frau, der immer schwächer wurde. Sie hörte ein leises Stöhnen. Als sie sich umdrehte, sah sie einen jungen Mann, der mit dem Rücken an einen Baum gelehnt saß. Er schien benommen.
    »Können Sie

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