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Entfuehrt

Entfuehrt

Titel: Entfuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Tyler
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zurückforderten. Es war ihnen egal, dass sieben Generationen von Sarahs Familie in Afrika geboren und aufgewachsen waren oder dass ihr Vater hart gearbeitet hatte, um das Land zu kaufen.
    Das Schlimmste aber war, dass Sarah auf einer intellektuellen Ebene verstand, was die neue Regierung zu erreichen versuchte. Warum es so passieren musste. Aber sie hasste es, mitansehen zu müssen, wie alles, wofür ihre Familie so hart gearbeitet hatte, um sich eine Existenz aufzubauen, an einem einzigen Nachmittag voller Gewalt und Verzweiflung zerstört wurde. Sie hasste es, in dem Land, in dem sie sechzehn Jahre lang aufgewachsen war, plötzlich als Feind angesehen zu werden.
    Das Land, das sie liebte.
    In den vergangenen Jahren war die Gewalt in Simbabwe eskaliert. Für Sarah war es fast unmöglich, ohne Begleitschutz zurückzukehren. Und für ihre Familie war es ebenfalls nicht ratsam, sich dort aufzuhalten.
    Als wolle sie sich etwas beweisen, hielt Sarah sich meist an den gefährlichsten Orten auf, die ihr Heimatland zu bieten hatte.
    In den letzten drei Monaten hatte sie in einer Klinik in Burundi gewohnt. Es war eine der größten in der Gegend, und sie hatte sich dort zwei Aufgaben gewidmet: Zum einen machte sie Fotos für ein Buch über Ärzte ohne Grenzen . Zugleich dokumentierte sie aber auch die zunehmende, politisch motivierte Gewalt in der Region.
    Die Leute in der Klinik waren gut zu ihr. Sie konnte oft helfen, wenn man einen Dolmetscher brauchte, und sie konnte den Arbeitern einige Tipps geben, wie man die veralteten Landrover wieder zum Laufen brachte, mit denen die Ärzte Patienten zu den Flughäfen oder zu größeren Krankenhäusern transportierten, falls das notwendig war.
    Nächste Woche aber würde das alles vorbei sein. Der Erlös aus den Fotos müsste für die Miete ihrer Eltern für die nächsten Monate reichen. Sie selbst konnte sich vielleicht eine Woche Ruhe in einem Hotel in Kagera gönnen, einer idyllischen Region im Norden Tansanias, ehe sie sich wieder an die Arbeit machte.
    Es war nicht das Schlimmste, was sie in ihrem bisherigen Leben getan hatte. Ihr Magen zog sich schmerzhaft zusammen, wenn sie daran dachte, wobei sie Rafe vor zwei Monaten geholfen hatte, weil er ihr dafür Geld versprach und sie ausbildete.
    »Die Gerüchte stimmen nicht, Sarah«, hatte er ihr erst letzte Woche versichert. »Es ging Isabelle gut, als ich sie allein ließ. Sie war in Sicherheit. Die amerikanischen Soldaten haben sie geholt, und wir haben unser Geld bekommen.«
    »Sie war meine Freundin.«
    »Leute wie wir haben keine Freunde«, hatte er ihr erklärt. Ja, zumindest das stimmte.
    Sie hatte ihren Teil der Abmachung erfüllt und hatte die Leute in der Klinik in Djibouti für die ersten achtundvierzig Stunden auf eine falsche Fährte gelockt, nachdem Rafe Isabelle entführt hatte. Sie hatte dafür gesorgt, dass niemand ihr Verschwinden meldete. Sie war es auch gewesen, die das Rote Kreuz einen Tag später anrief, um ihnen Isabelles Aufenthaltsort mitzuteilen. Und Rafe hatte Sarah seitdem kleinere Geldbeträge geschickt. Zu wenig, aber es war immerhin Geld. Bis letzte Woche, als er ohne Geld aufgetaucht war und sie deshalb gezwungen gewesen war, diesen Fotojob anzunehmen.
    Er hatte ihr versprochen, morgen in der Klinik zu sein. Im selben Atemzug hatte er ihr versichert, endlich mit ihrer Ausbildung zu beginnen. Dennoch trug sie schon jetzt ständig eine Neun-Millimeter-Glock bei sich und konnte auch mit einem M16-Maschinengewehr umgehen. Ebenso beherrschte sie eine große Bandbreite Selbstverteidigungsgriffe, die ihr halfen, auch mit Gegnern fertigzuwerden, die um einiges größer und stärker waren als sie selbst. Dennoch hatten sich alle Söldner, denen sie vor Rafe begegnet war, geweigert, sie zu trainieren. Auch Clutch.
    Clutch war der Mann, den sie einfach nicht aus dem Kopf bekam. Sie hatte versucht, ein Foto von diesem schwer zu fassenden Söldner zu schießen, aber er hatte sie dabei erwischt. Und dann hatte sie eine gefühlte Ewigkeit in seinem Bett verbracht. In seinen Armen. So lange, bis sie nie mehr hatte gehen wollen. Und nur wegen ihrer Arbeit hatte sie ihn schließlich verlassen, um zu fotografieren. Es war eine gefährliche Arbeit.
    Eines Nachts war sie zu seinem Haus zurückgekehrt, noch vollkommen erschüttert, weil sie beinah von Rebellen erwischt worden war. Damals hatte sie ihn gebeten, sie auszubilden. Clutch hatte ihr stattdessen einen Bürojob angeboten, den sie prompt ablehnte.
    Sie konnte

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