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Entfuehrt

Entfuehrt

Titel: Entfuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Tyler
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Sie atmete tief durch und redete sich ein, dass es ihr langsam besser ging.
    Sie fragte sich, wie oft sie sich das noch sagen musste, ehe es endlich wahr wurde. Bis ihr Körper endlich aufhörte, mit Angst zu reagieren, sobald sie an das dachte, was ihr passiert war.
    Nein. Es war die richtige Entscheidung, nach Afrika zurückzugehen. Ihre einzige Möglichkeit, diese Ängste zu bekämpfen. Sie würde sich nicht vollständig fühlen, bis sie es getan hatte. Nach Afrika zu gehen, konnte man nicht mit ihrem Einsatz im Bus heute früh vergleichen. Und sie würde sich das immer wieder sagen, bis sie es irgendwann selbst glauben würde.
    Leck mich, Jake! Den Satz hatte er schon öfter gehört. Ziemlich oft sogar. Früher oder später hatte er fest damit gerechnet, diese Worte auch von Isabelle zu hören, aber wenn er ihr gegenüber nicht alles ehrlich ansprechen konnte, wollte er sich wenigstens nicht zurückhalten, wenn er glaubte, ihr damit helfen zu können.
    Sie testete ihre Grenzen aus. Eine ganz normale Reaktion auf ihre Angst.
    Bisher war er über jede Grenze getrieben worden, von der er geglaubt hatte, sie zu besitzen. Besonders beim Militär. Und manchmal hatte er seine Grenzen so weit überschritten, dass er nicht sicher war, ob er aus der Sache wieder heil herauskam. Aber irgendwie war es ihm immer gelungen, entweder weil er mit sich selbst eine Abmachung traf oder weil er den Fähigkeiten seiner Ausbilder vertraute. Es gab Leute, die auf ihn aufpassten.
    Aber wen hatte Isabelle? Außer ihm gab es noch Cal, der sie belog. Und ihre Mutter. Er hatte nie mitbekommen, dass sie Freunde erwähnt hatte, wenn man von einer kurzen Bemerkung über ihren Exverlobten und eine Fotografin absah.
    Sie hatte ihn nicht belogen, als sie sagte, sie sei einsam. Er fragte sich, ob sie ihn jemals würde in ihr Leben lassen können.
    Ihn brachte das schier um. Dieser Auftrag brachte ihn um. Und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, brachte ihn jetzt auch noch der Schmerz in seiner Seite um. Er glaubte nicht, dass die Naht aufgerissen war. Jedenfalls nicht weit. Aber Isabelle würde er auf keinen Fall davon erzählen. Sie wäre in der Lage gewesen, ihn gleich da draußen in den Schnee zu legen, um ihn wieder zusammenzuflicken.
    Er träumte ohnehin schon oft genug davon, wie es wäre, wenn sie auf ihm sitzen würde. Da musste er das nicht auch noch in aller Öffentlichkeit über sich ergehen lassen. Darum machte er sich auf den Weg zu Doc Welles, der Gott sei Dank über Nacht vom Eis im Stützpunkt eingeschlossen worden war und sich sofort um Jake kümmern konnte.
    Der Mann war der Leibarzt des Admirals. Der einzige Arzt, dem Jake erlaubte, ihn zu berühren. Es sei denn, er war bewusstlos. Und dann war es ihm sowieso egal.
    Der einzige Arzt, dem du gestattest, dich zu berühren. Abgesehen von Isabelle.
    Das war ein Fehler gewesen.
    Jetzt saß er bis auf seine Boxershorts nackt auf dem mit einem Papiertuch abgedeckten Behandlungstisch. Jake rutschte herum. Dieses merkwürdige, verletzliche Gefühl hatte wieder eingesetzt. Er musste gegen den wachsenden Drang ankämpfen, aufzustehen und zu gehen.
    »Entspannen Sie sich einfach. Atmen Sie tief durch«, sagte Doc Welles. Für ein paar Sekunden legte er seine Hand auf Jakes Schulter. »Ihr Puls rast. Haben Sie so starke Schmerzen?«
    »Nein. Keine starken Schmerzen.«
    »Versuchen Sie, sich zu entspannen«, sagte der Doc.
    Jake nickte. Er schaffte es irgendwie, ruhig zu bleiben, während der Doktor seine Brust abhörte. Als der Arzt sich seinem Rücken zuwenden wollte, verengte das vertraute Gefühl von Panik seine Kehle.
    »Entspannen Sie sich. Sie machen das gut«, wiederholte Doc Welles. Zum gefühlt neunzehnten Mal.
    Jake nickte. Er schloss die Augen und versuchte, an irgendwas anderes zu denken. Es klappte nicht – automatisch wurde er wieder an jenen schrecklichen Ort in seiner Erinnerung getragen, und der einzige Trost, den er sich selbst gewähren konnte, war, dass er am Ende stärker daraus hervorgegangen war. Stärker als mit vierzehn, als seine Noten so beschissen gewesen waren und er zu oft die Nächte durchgemacht hatte, weil es ihm so scheißegal gewesen war.
    Er war für sein Alter ziemlich weit gewesen, verdammt wild und hatte niemandem gegenüber durchblicken lassen, dass sein Zuhause eine Hölle war. Außer gegenüber Nick. Er hatte von den Misshandlungen gewusst, seit sie Freunde wurden. Chris hatte es auch an jenem Tag erfahren, als sie einander im Büro des

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