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Entfuehrt

Entfuehrt

Titel: Entfuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Tyler
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hat.«
    »Wie heißt sie?«
    Clutch hätte jetzt auflegen müssen. Er hätte verschwinden müssen, wie er es ursprünglich geplant hatte. Er würde den Job nicht annehmen. Nein, dieses Mal wollte er endgültig verschwinden. Wenn GOST ihn fand, würde er die Konsequenzen tragen. Wenn sie ihn den Männern auslieferten, die seit achtzehn Jahren nach ihm suchten, wäre er endlich tot und alles vorbei.
    Aber ehe Jake antwortete, wusste Clutch bereits, was der Mann sagen wollte. Er wusste, Flucht stand nicht länger zur Debatte.
    »Ich habe nur ihren Vornamen: Sarah.«
    Sarah. Ein Name, so weich und warm wie sie, wenn sie sich an ihn schmiegte, in die Laken kuschelte … Wie sie sich morgens um ihn schlang und die Zeit stehen blieb …
    Aber die Zeit blieb nicht stehen. Ein Jahr lang war sie bei ihm geblieben. Sie kam und ging und nahm nichts von ihm an außer Essen, sein Bett und seinen Körper.
    Irgendwie war sie der fixen Idee verfallen, er könne sie ausbilden. Sie wollte so werden wie er, während er doch nur versuchte, dieses Leben hinter sich zu lassen. Er hätte es sofort getan, wenn es für ihn eine andere Möglichkeit gegeben hätte, in diesem Land zu überleben. Und dann war da Sarah, die so begierig darauf aus war, eine Welt zu betreten, in der er sich nicht mehr zu Hause fühlte.
    Sie war so unschuldig, selbst mit dem Schrott und der Waffe, die sie mit sich rumschleppte. Ihre großen Augen hatten sich ihm eingebrannt. Sie hatte zu viel gesehen, und trotzdem hatte sie ihn nie angefleht, ihr irgendwie zu helfen. Und dann, als sie ihn einmal um etwas bat, hatte er sie von sich gestoßen.
    »Wir könnten zusammenarbeiten.«
    »Sarah. Das, was ich da mache, was ich schon immer getan habe … du hast ja keine Ahnung.«
    »Ich bin hier aufgewachsen, unter Männern, die sind wie du. Ich bin nicht so unschuldig.«
    »Ich werde nicht zulassen, dass du das tust.«
    »Du hast keine Möglichkeit, mich davon abzuhalten.«
    Das hatte er tatsächlich nicht. Aber es hatte ebenso wenig zu seinem Plan gehört, sie in Rafes Arme zu treiben.
    Friss oder stirb, Sarah. Das musst du dir bewusst machen. Danach ist es einfach, hatte er ihr erklärt, ehe sie sein Haus verließ.
    Clutch hatte sie seit sechs Monaten nicht gesehen. Er hatte nur die Gerüchte gehört, dass sie wohl jetzt mit Rafe zusammenarbeitete. Er hatte es nicht glauben wollen.
    »Ich werde versuchen, sie zu finden. Und ich werde jeden verfügbaren Bericht über Rafe auftreiben. Geben Sie Vic Ihre Nummer. Ich melde mich bei Ihnen.« Clutch beendete das Gespräch, hielt aber das große, schwarze Telefon fest umklammert. Er hatte das Gefühl, als läge ein tonnenschweres Gewicht auf seinen Schultern.
    Wie hatte er sich nur so in Sarah täuschen können?
    Du hast dich schon vorher geirrt, verhöhnte er sich.
    Jetzt musste er selbst jemanden jagen. Was Rafe getan hatte, kam Clutch gefährlich nahe, und ihm ging die Geschichte nicht aus dem Kopf, die ihm ein paar Rebellensoldaten bestätigt hatten: Rafe hatte sie dafür bezahlt, damit sie die Frau zurückließen, die kurz darauf von den amerikanischen Soldaten gefunden wurde.
    Er hatte keine Ahnung, warum Rafe das getan hatte, aber für Clutch bestand kein Zweifel daran, warum er die Tochter der Senatorin lebend zurückgelassen hatte, sobald er das Geld hatte.
    Sie war eine Botschaft an jemanden. Und Botschaften wie diese durften nicht ignoriert werden.

 
    9
    Als Isabelles Tag in der Klinik vorbei war, wartete Onkel Cal vor ihrem Büro auf sie. Er trug seine Khakiuniform, und seine Haltung war wie immer militärisch tadellos. Dieser Anblick war ihr seit ihrer Kindheit vertraut.
    Sie hatte ihn am Abend zuvor nicht angerufen, und genauso wenig hatte sie sich heute bei ihm gemeldet. Innerlich sträubte sie sich dagegen, sich bei ihm abmelden zu müssen wie ein kleines Kind. Ihre gedrückte Stimmung trug das ihrige dazu bei, wie auch die Tatsache, dass sie immer noch sauer auf Jake war.
    Sie wappnete sich, um die Kommentare ihres Onkels entsprechend zu parieren. Aber er sagte nichts.
    »Wir essen mit deiner Mutter zu Abend. Ich habe mir gedacht, ich könnte dich mit nach Hause nehmen«, sagte er. Er nickte ein paar Marines zu, die vorbeikamen. Die Männer salutierten.
    Das Abendessen hatte Isabelle völlig verdrängt. Heute Nachmittag hatte sie jede Menge Patienten abgefertigt und war zu abgelenkt gewesen, um auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, wie Jake und sie am Vortag verblieben waren. Und das ärgerte sie

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