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Entfuehrt

Entfuehrt

Titel: Entfuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Tyler
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auszuweichen und zu fliehen. Es ist fast unmöglich, so lange durchzuhalten. Überall lauert eine Falle, und nach einer Zeit ist es das Beste, sich einfach fassen zu lassen, um es hinter sich zu bringen.«
    Normalerweise bekam der Anführer das Meiste ab. Aber die Ausbilder beschlossen, Jake zu benutzen, um das Team auseinanderzubrechen. Er war ziemlich beliebt, und seine Kameraden respektierten ihn. Besonders, nachdem Gerüchte aufkamen, wie alt er tatsächlich war.
    »Die Ausbilder haben unser Team gefoltert und haben versucht, an unsere geheimen Informationen heranzukommen. Aber niemand hat klein beigegeben. Darum haben die Ausbilder es erstmals mit der Kiste versucht.«
    »Mit der Kiste?«, fragte Isabelle.
    »Darin wirst du aller Sinne beraubt. Gewöhnlich wird so eine Kiste unterirdisch errichtet und ist ziemlich eng. Du wirst reingesteckt und wirst für längere Zeit dort eingesperrt«, erklärte er.
    »Wie lange?«
    »Nach einiger Zeit ist es egal, wie lange.«
    Sie nickte und kaute auf ihrer Unterlippe herum. Sie verstand, was er meinte.
    »Nach vierundzwanzig Stunden wussten sie, dass sie so mit uns nicht weiterkamen. Wir fingen an zu singen, um bei Verstand zu bleiben.«
    Das Singen hatte die Ausbilder wahnsinnig gemacht, aber es hatte seine Teamkollegen und ihn von den Schmerzen abgelenkt. Es hatte außerdem die Schreie übertönt, die aus den Hütten zu ihnen drangen, in denen die Befragungen vorgenommen wurden.
    »Weil die Kiste bei uns nicht funktionierte, haben sie versucht, uns mit einer Foltermethode beizukommen, bei der man glaubt, zu ertrinken.« Anschließend verprügelten sie ihn vor den Augen der anderen Männer. Jake hatte seinen Kameraden gesagt, er würde sich jeden Einzelnen persönlich vorknöpfen, der sich davon zum Reden verleiten ließ. Und als die Ausbilder endlich begriffen, dass nichts von all dem half, beschloss Chief Blood, seine sadistische Ader zu zeigen.
    »Der Master Chief befand, es sei die beste Methode, mir beizukommen, wenn er mich erniedrigte«, sagte er schließlich. »Sie zogen mich nackt aus, banden mich mit dem Gesicht nach unten auf einen Tisch und drohten, mich in den kommenden zwölf Stunden pausenlos zu vergewaltigen. Und das vor den Augen von zwei kompletten Platoons SEALs inklusive Zugführern und Ausbildern.«
    Isabelle atmete zischend ein. Jake hörte es deutlich im Dunkeln und merkte erst jetzt, dass seine Fäuste geballt waren. Er hatte sogar vergessen zu atmen.
    »Was … ich meine, was hast du dann getan?«, fragte Isabelle leise.
    »Ich habe nichts getan.« Die Lustknabennummer war schon vorher angewandt worden. Sie hatte immer funktioniert. Immer. Einen Hundert-Kilo-Mann konnte man allein mit dieser Drohung zu einem Häuflein Elend zusammenschrumpfen lassen. »Ich glaube, wenn ich zerbrochen wäre, hätten sie mich eher gehen lassen. Aber ich bin nicht zerbrochen.« Er hatte nicht geschrien, hatte nicht geflucht oder gebrüllt. Er hatte sich einfach in sich zurückgezogen. Die ganze Zeit.
    Zuerst glaubte Jake, die Fakten der Anwälte vom JAG, die ihn nach dem Vorfall aufsuchten, müssten falsch sein. Er würde sich doch daran erinnern, wenn er diesen Scheiß zwölf Stunden lang ertragen hätte … Ja, er war sicher, er würde sich lebhaft an jedes Detail erinnern können, wenn es so passiert wäre. Aber auch jetzt, als er darüber sprach, war das nicht ihm, sondern einem anderen passiert. Bei Isabelles Rettung hatte er tatsächlich zum ersten Mal während einer Mission etwas gefühlt, ob es nun eine Trainingsmission oder ob es Kampfhandlungen waren.
    Er war sich bloß nicht sicher, ob das gut oder schlecht war.
    »Als sie sahen, dass sie bei mir nichts bewirkten, hatten sie keine andere Wahl und mussten beide Platoons durchwinken. Und sie ließen die Männer laufen, ehe sie mich losbanden. Das war ihre letzte Stichelei gegen mich.« Sein Schwimmkamerad Trey war als Erster bei ihm. Er löste seine Fesseln und half ihm auf die Füße.
    Als Chief Blood wieder auftauchte, hatte Jake Haltung angenommen.
    »Hatten Sie genug, Hansen?« Chief Blood war kleiner als Jake und doppelt so breit. Seine Fäuste waren Fleischerhaken, die ihn über zweiundsiebzig Stunden lang gnadenlos verprügelt hatten, ehe Jake sich aus seinem eigenen Bewusstsein zurückzog.
    Nach einer langen Minute salutierte Jake. »Ich nehme alles an, was Sie für mich haben, Master Chief, Sir. Danke, dass Sie aus mir einen stärkeren SEAL machen, Sir.«
    »Das ist brutal«, stieß Isabelle hervor.

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