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Entführung des Großfürsten

Entführung des Großfürsten

Titel: Entführung des Großfürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Akunin
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ist geblieben, auch die kleinliche Falte auf der Stirn ist noch da, und die K-Kopfhaltung … Hm, Sjukin, Sie sind mir überhaupt nicht ähnlich, kein bißchen, nur die Größe stimmt ungefähr überein … Na, macht nichts. Lind weiß, daß ich ein Verwandlungskünstler bin. Eine so offensichtliche Unähnlichkeit könnte seine Leute gerade in dem Glauben bestärken, daß Sie Fandorin sind. Was ziehe ich Ihnen an? Vielleicht mache ich Sie zu einem Beamten der sechsten oder siebenten Klasse. Keinesfalls darunter, das würde nicht zu Ihnen passen. W-Warten Sie hier, ich gehe zur Sretenka, in das Konfektionsgeschäft für Militärs und Beamte. Bei der Gelegenheit werde ich mir auch etwas Passendes aussuchen. Bei uns in Rußland kann sich ein Mensch am besten hinter einer Uniform verstecken.«
     
    Am gestrigen Abend hatte Fandorin in der Zeitung »Groschen«, in der Doktor Lind sein Inserat drucken ließ, eine Wohnungsanzeige gefunden:
     
    Für die Zeit der Krönung zu vermieten: Siebenzimmerwohnung, möbliert, mit Geschirr und Telephon. Bei den Klaren Teichen. 500 Rubel. Gegen Extrazahlung kann ein Diener in Anspruch genommen werden. Archangelski-Gasse, Haus der Staatsratswitwe Fr. Suchorukowa. Nachzufragen in der Pförtnerloge.
     
    Die Anzahl der Zimmer kam mir unmäßig vor und die Miete angesichts des Umstands, daß die Krönungsfeierlichkeiten fast vorbei waren, unsinnig, aber Fandorin hörte nicht auf mich. »Dafür ist das Postamt ganz in der Nähe«, sagte er. Und noch am gleichen Abend zogen wir in die schöne hochherrschaftliche Wohnung im ersten Stock eines neuen Steinhauses ein. Der Pförtner war so erfreut, das Geld im voraus zu erhalten, daß er nicht nach unseren Ausweisen fragte.
    Nachdem wir in dem üppig, aber geschmacklos eingerichteten Salon Tee getrunken hatten, berieten wir den Plan unseres weiteren Vorgehens. Im übrigen war unser Gespräch eher ein Monolog Fandorins, während ich mich weitgehend aufs Zuhören beschränkte. Vermutlich diente die sogenannte Beratung Fandorin dazu, laut nachzudenken, und wenn er mich um meine Meinung oder einen Rat bat, war das nichts weiter als eine Redensart.
    Allerdings hatte ich das Gespräch eröffnet. Linds Demarche und die gesicherte Unterkunft hatten so belebend auf mich gewirkt, daß meine Verzagtheit wie weggeblasen war.
    »Die Sache scheint mir nicht so kompliziert«, erklärte ich. »Wir geben einen Brief mit unseren Tauschbedingungen auf und beziehen Posten in der Nähe des Schalters für postlagernde Briefe. Wenn der Besitzer der betreffenden Banknote erscheint, folgen wir ihm unauffällig, und er wird uns zu Linds neuer Zuflucht führen. Sie haben selbst gesagt, daß Lind nur noch zwei Gehilfen hat, also werden wir ohne Polizei zurechtkommen.«
    Ich fand den Plan sehr vernünftig, doch Fandorin warf mir einen Blick zu, als hätte ich großen Blödsinn geredet.
    »Sie unterschätzen Lind. Der Trick mit dem Besitzer der Banknote hat einen ganz anderen Sinn. Der Doktor setztnatürlich voraus, daß ich seinen B-Boten verfolgen werde. Sicherlich weiß er schon, daß ich auf eigene Faust handle und daß der Machtapparat mir nicht mehr hilft, sondern im Gegenteil hinter mir her ist. Was die gesamte städtische Polizei weiß, ist kein Geheimnis mehr. Folglich denkt Lind, daß ich allein agiere. Während ich auf dem Postamt Linds Verbindungsmann ausspähe, späht jemand anders mich aus. Dann bin ich in meiner eigenen Falle gefangen.«
    »Und was machen wir?« fragte ich verwirrt.
    »In die Falle gehen. Eine a-andere Möglichkeit gibt es nicht. Denn ich habe noch einen Trumpf, von dem Lind nichts ahnt. Dieser Trumpf sind Sie.«
    Ich straffte mich, denn so etwas aus dem Mund des selbstzufriedenen Fandorin zu hören war mir angenehm.
    »Lind weiß nicht, daß ich einen G-Gehilfen habe. Ich werde Sie so raffiniert schminken, daß Sie aussehen, nein, nicht wie Fandorin, sondern wie der verkleidete Fandorin. Wir sind fast gleich groß, und das ist das W-Wichtigste. Zwar sind Sie wesentlich korpulenter, doch das läßt sich mit weiter Kleidung kaschieren. Jeder, der zu lange vor dem bewußten Schalter herumlungert, ist verdächtig, Fandorin zu sein.«
    »Es wird aber auch leicht sein, Linds Mann zu erkennen, denn er wird ja auch in der Nähe herumlungern, wie Sie sich ausdrückten.«
    »Nicht unbedingt. Linds Leute können sich a-abwechseln. Wir wissen, daß der Doktor mindestens noch zwei Komplizen hat. Die interessieren mich fast genauso wie Lind selbst. Wer sind

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