Entfuehrung in den Highlands
Gregor lehnte sich behaglich zurück und sah den Rauchkringeln nach, die ein Zigarrenraucher am Nebentisch zur Decke steigen ließ.
„Frauen“, seufzte Dougal. „Sie haben kein bisschen Verstand. “
„Keine von ihnen.“ Gregor nickte energisch. „Denk doch nur an Fionas verrückten Plan, Kincaid zu heiraten, um mal ein Beispiel zu nennen. Das ist wirklich völliger Unfug.“
Dougal nickte verdrießlich, während er mit seinem Glas herumspielte. „Immerhin ist es ihr gelungen, die Fehde zu unterbrechen. Zurzeit herrscht Ruhe zwischen den MacLeans und den Kincaids.“
„Ja. Ich verspüre allerdings nicht das geringste Bedürfnis, Kincaid für den Rest meines Lebens bei Familienfeiern sehen zu müssen. Wenn Fiona und er nicht miteinander auskommen, wird uns das erspart bleiben. Sie werden zwar verheiratet sein, sich aber aus dem Wege gehen“, erläuterte Gregor seinen Plan.
Dougals Miene hellte sich auf. „Daran habe ich noch gar nicht gedacht.“ Er nahm einen großen Schluck aus seinem Glas. „Es ist zu schade, dass Alexander gesagt hat, wir dürften nicht die Hand gegen Kincaid erheben.“ „Er hat gedroht, uns bis ans Ende unserer Tage mit Blitzschlägen zu traktieren, wenn wir auch nur daran denken“, brummte Gregor. „Unser ältester Bruder ist ein kleinlicher Tyrann.“
„Vielleicht nennt Fiona das Kind Callum“, sagte Dougal gedankenverloren. „Das wäre besser als jede Rache.“ Diese Idee gefiel Gregor, bis ihm ein anderer Gedanke kam. „Was, wenn es ein Mädchen wird?“
„Callumia“, verkündete Dougal nach angestrengtem Nachdenken.
„Das hört sich an wie eine Magenkrankheit.“
„Callia?“ Dougal sah seinen Bruder erwartungsvoll an. „Hm. Vielleicht.“ Besonders begeistert klang das nicht. Einen Moment lang herrschte Schweigen zwischen ihnen, während sie über den Familienzuwachs nachdachten. Dougal schenkte sich Brandy nach. „Denkst du, Fionas Opfer zählt als ihre gute Tat, Gregor?“
Obwohl sie nicht oft darüber sprachen, dachten sie doch ständig an den Fluch.
Gregor fing Dougals hoffnungsvollen Blick auf und zuckte die Achseln. „Vielleicht. Es war ein Opfer, das sie reinen Herzens gebracht hat. Und das ist alles, was der Fluch erfordert.“
„Das stimmt. Der Fluch bedeutet nicht, dass das Opfer erfolgreich sein muss.“
„Genau. Wir müssen nur alle eine Anstrengung unternehmen.“
Dougal strich sich nachdenklich über das Kinn. „Du hättest Fiona nicht so einen schlechten Rat geben sollen, Dougal. Sie wird etwas tun, um Kincaid zu reizen, und das könnte gefährlich werden.“
Mit finsterem Gesicht schob Gregor sein leeres Glas über den Tisch. „Sie ist kein Dummkopf, Dougal.“
„Nein, aber sie hat Temperament, wie alle MacLeans“, stellte Dougal halb stolz und halb besorgt fest. „Man weiß nie, was sie tut, wenn sie zornig wird. Frag Lucinda Featherington. “
„Verdammt noch mal, Dougal. Musst du jede gute Idee, die ich habe, totreden?“
„Wenigstens stehe ich zu dem, was ich bin“, erwiderte Dougal beleidigt. „Ganz anders als du, der du meinst, du hättest eigentlich ein Prinz werden sollen.“
„Das stimmt nicht ganz, aber ich würde mich nicht beschweren, wenn ich einer wäre.“ Gregor schaute in die bernsteinfarbenen Tiefen seines Glases. „Was auch immer passiert, ich bin sicher, Fiona wird den richtigen Weg finden. “
„Und wenn nicht?“ Dougal war der schwarzseherischere der beiden Brüder.
„Dann ist es unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass sie es doch tut.“ Gregor dagegen war manchmal der entschlossenere.
16. KAPITEL
Ich bin dem verstorbenen MacLean nur ein einziges Mal begegnet. Das ist lange her, und ich war nicht älter als ihr jetzt. Natürlich erinnere ich mich kaum noch an ihn, aber ich sehe immer noch seine Augen vor mir. Grün waren sie; und es war ein dunkles Grün, wie das Moos auf dem Grund eines tiefen Flusses. Oft habe ich gedacht, dass man sich in solchen Augen verlieren kann. Man kann sich verlieren und nie wieder herausfinden.
So sprach die alte Heilerin Nora von Loch Lomond in einer kalten Nacht zu ihren drei jungen Enkelinnen.
„Ich hoffe, Sie hatten einen angenehmen Ritt, Mylady.“ Devonsgate eilte herbei, um Fiona den Reithut abzunehmen.
„Es war wunderschön“, antwortete sie, zog ihre Handschuhe aus und gab sie ihm ebenfalls. „Ich werde von nun an versuchen, jeden Tag auszureiten.“
„Das ist eine gute Idee, Mylady, vorausgesetzt, es regnet nicht. “
„Das Wetter war heute
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