Entfuehrung nach Gretna Green
zurück auf den Topf legte.
Also schälte und schnitt Gregor die Zwiebeln und fühlte, wie das scharfe Aroma ihm in die Augen biss. Er schnitt so viele, wie er konnte, dann wandte er sich vom Tisch ab, und seine Augen brannten ebenso sehr wie sein verletzter Stolz. „Verdammt noch mal, sind die scharf! “
„Sie werden schärfer, wenn sie lange gelagert wurden.“ Venetia warf ihm über den Tisch hinweg ein Tuch zu. „Trockne deine Augen, bevor jemand denkt, ich wäre dir auf die Zehen getreten.“
Sie war auf seinem Stolz herumgetrampelt. Das war es, was ihm so furchtbar wehtat. Als er sich die Augen ausgewischt hatte, ließ das Brennen ein wenig nach, und er legte das Tuch zurück auf den Tisch. „Danke.“
Stumm sammelte sie die geschnittenen Karotten und Zwiebeln ein und trug sie zum Topf.
Gregor sah ihr dabei zu. Er hatte es verpatzt. Sein Versuch, ihren Ruf zu retten, war fehlgeschlagen, und weil er sich bemüht hatte, ihre Zukunft zu regeln, stand nun noch eine weitere Mauer zwischen ihnen.
Er hätte einen besseren Weg finden müssen, ihr einen Antrag zu machen - obwohl sie ihn schließlich und endlich ohnehin annehmen musste. Es gab keine andere Lösung.
Venetia nahm den Deckel vom Topf und tat eine Prise von irgendetwas hinein.
„Das duftet wundervoll. Was ist es?“, erkundigte sich Gregor.
„Etwas Schinken von gestern, ein wenig Brühe, Rosmarin und Knoblauch.“ Sie lächelte ihn knapp und gleichgültig an, bevor sie sich wieder abwandte. „Vielen Dank für deine Hilfe, Gregor.“
Sie wollte ihn loswerden. Gregor zuckte zusammen. Er war in seinem Stolz verletzt. Aber ihr ging es genauso. Einen Moment lang betrachtete er sie nachdenklich und bemerkte das Glühen ihrer Wangen und die Art, wie sie seinem Blick auswich.
Vielleicht war es besser, wenn er sie tatsächlich für den Augenblick in Ruhe ließ. Nachdem sie Gelegenheit gehabt hatte, in Ruhe über alles nachzudenken, würde sie zu demselben Ergebnis kommen wie er. Alles, was sie brauchte, war ein wenig Zeit zum Nachdenken.
Gregor wusch sich die Hände, trocknete sie ab und schlüpfte dann wieder in seine Jacke. Verdammt, er hatte nicht gedacht, dass die Sache so ablaufen würde! An der Tür zögerte er und suchte nach Worten, um ihr zu erklären, was seine Gedanken und seine Beweggründe gewesen waren, aber er fand die passenden Worte nicht.
Stattdessen bemerkte er: „Es sieht so aus, als könnten wir morgen abreisen. Du solltest also deine Reisetasche packen. Ich gehe davon aus, dass du auf direktem Weg nach London zurückkehren möchtest.“
Sie legte den Deckel wieder auf den Topf und kehrte zum Tisch zurück. „Nein. Ich habe beschlossen, zunächst meine Großmutter zu besuchen, wie ich es ursprünglich vorhatte.“ „Gut. Ich werde dich begleiten.“
„Nein, vielen Dank. Ich kann allein reisen.“
„Mach dich nicht lächerlich! “
„Warum sollte ich denn nicht allein reisen? Ich bin eine Frau mit einem ruinierten Ruf, erinnerst du dich?“ Sie lächelte ihn mit schmalen Lippen an. „Ich bin sicher, dass ich das auf gewisse Art sehr befreiend finden werde.“
„Venetia, ich ...“
Als sie den Blick hob und ihn direkt ansah, sah er den hoffnungsvollen Ausdruck in ihren Augen. „Ja?“
Auch in ihrer Stimme hörte Gregor die Hoffnung und die Sehnsucht, und für einen winzigen Augenblick regte sich tief in seinem Inneren etwas, das dasselbe Verlangen spürte. Dann gewann seine Vernunft wieder die Oberhand. „Ich werde dich begleiten, und auf keinen Fall akzeptiere ich ein Nein.“ Achselzuckend wischte sie die Tischplatte sauber, als würde ihr Leben davon abhängen. „Tu, was immer du willst. Morgen um diese Zeit wird alles wieder ganz normal sein, so wie vorher.“
Das würde auf keinen Fall passieren, und sie beide wussten es. Gregor verließ die Küche, obwohl das Verlangen, ihr alles zu
erklären, ihn fast zerriss. Doch was wollte er ihr eigentlich erklären? Dass er sie nicht liebte und es ihr deshalb auch nicht sagen konnte, ganz gleich, wie sehr sie es sich wünschte? Dass er sie mehr respektierte als jede andere Frau, die er kannte, und dass ihr das genügen musste?
Finster vor sich hinblickend riss er in der Halle seinen Mantel vom Haken neben der Tür und stürmte aus dem Haus, um im Stall wieder zu Verstand zu kommen.
16. Kapitel
Es gibt kein Band, das dem zwischen einer Mutter und ihren Kindern gleicht. Niemand kann eure Herzen schneller schlagen oder eure Knie weicher werden lassen ...
...so
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