Entfuehrung nach Gretna Green
neben der Wasserschüssel stand, die tropfenden Karotten in den großen Händen, und offensichtlich nicht wusste, wohin mit dem Gemüse. Sie deutete auf die andere Seite des Tisches. „Du kannst sie dort drüben schneiden.“
An der ihm zugewiesenen Stelle legte er die Karotten in einer Reihe auf die Tischplatte und sah dabei Venetia an.
Offenbar dachte sie über ein ernstes Problem nach. Das erkannte er an der Art, wie sie ihre Brauen zusammenzog und ihre Lippen aufeinanderpresste. Er beobachtete, wie sie einen Finger in den Teig tauchte und ihn dann zusammen mit einem großen Klecks der klebrigen Masse zum Mund führte.
Gregors Atem stockte. Er ließ seine Hand mit dem Messer in der Luft hängen und sah zu, wie ihre rosa Zunge hervorschnellte, um den Teig zu probieren. Nachdenklich schloss sie für einen winzigen Moment die Augen, dann leckte sie erneut an ihrem Finger.
Nur mühsam gelang es Gregor, ein Stöhnen zu unterdrücken. Sie wusste nicht, wie verführerisch sie war. Er zwang sich, den Blick von ihren üppigen Lippen loszureißen, als sie eine großzügige Prise Zimt aus einer kleinen Dose zum Teig gab.
Gregor hob das Messer und ließ es hinunter auf die Tischplatte schnellen. Die Enden der Karotten rollten über den Tisch, einige fielen auf den Fußboden.
Die grauen Augen weit aufgerissen, fuhr Venetia in die Höhe. „Was um alles in der Welt tust du da?“
Wieder hackte er mit dem Messer auf den Tisch, und noch mehr Karottenstücke flogen in der Gegend herum. „Ich schneide Mohrrüben klein.“ Erneut holte er mit dem Messer aus.
Venetia streckte den Arm über den Tisch und hielt sein Handgelenk fest. Überdeutlich spürte er ihre warmen Finger auf seiner Haut. „Das sind Mohrrüben, Gregor, und keine Baumstämme.“
„Der Unterschied ist mir nicht ganz klar.“ Er schüttelte ihre Hand ab und ließ das Messer wieder herunterkrachen, dessen Spitze sich dieses Mal in den Holztisch bohrte.
Er wollte es wieder heben, doch es rührte sich nicht.
„Sieh mal her.“ Sie kam um den Tisch herum und zog das Messer mit einer leichten Drehung aus der Tischplatte. Dann legte sie eine Karotte vor sich hin, und schnitt sie geschickt in kleine Stücke, indem sie das Messer hin und her wiegte.
„Oh.“ Staunend sah er zu, wie sie die nächste Mohrrübe ebenso behandelte. „Du kannst tatsächlich kochen.“
Sie zog eine Grimasse. „Das könntest du auch, wenn deine Eltern dazu neigen würden, sich vor jeder Abendeinladung mit dem Koch zu zerstreiten.“
„Ich kann es mir vorstellen“, erwiderte er mit zuckenden Lippen.
„Mama ist jedes Mal in helle Aufregung geraten, weil sie sich einbildete, irgendetwas Wichtiges wäre bei der Planung des Festes vergessen worden, und bevor wir etwas dagegen unternehmen konnten, war sie auch schon in der Küche und beschuldigte den armen Koch, an was auch immer schuld zu sein.“ Als Venetia einen tiefen Seufzer ausstieß, pressten sich ihre Brüste an den dünnen Stoff ihres Kleides. „Mama kann sehr unangenehm sein, besonders wenn sie das Gefühl hat, betrogen zu werden.“
Gregor zwang sich, den Blick von ihren Brüsten loszureißen, konnte aber nicht verhindern, dass er sich fragte, welche Farbe wohl ihre Brustwarzen hatten. „Wie bitte?“
„Sie hatte das Gefühl, dass die Köche sie um den Lohn betrogen, wenn sie nicht genau das taten, was sie von ihnen wollte.“
„Ich weiß schon lange, dass du das einzige vernunftbegabte Mitglied eurer Familie bist, aber ich versuche immer noch vergeblich, die anderen zu verstehen“, bemerkte er kopfschüttelnd.
„Ich akzeptiere und liebe sie so, wie sie sind“, erwiderte Venetia, und beim Lachen blitzten ihre weißen Zähne zwischen ihren rosigen Lippen auf. „Sonst würde ich wahrscheinlich verrückt werden.“
Er lächelte ebenfalls. Selbst wenn er völlig am Boden lag, hatte Venetia eine Art, die Dinge positiv zu betrachten, die ihn unweigerlich aufheiterte. Ihre Fröhlichkeit war ansteckend, ihre ungewöhnliche Schönheit anziehend. Der verdammte junge Emporkömmling Ravenscroft hatte ihre Vorzüge nur zu gut erkannt.
Verdammter Ravenscroft. Gregors Hand umklammerte das Messer.
„Wenn du nicht sofort aufhörst, die Karotten zu massakrieren, muss ich dich aus der Küche werfen.“
Gregor schaute hinunter auf den Tisch. Er hatte die Karotten mit Stumpf und Stiel in winzige Stückchen zerhackt.
Stirnrunzelnd betrachtete Venetia das Gemetzel, das er angerichtet hatte. „Das waren übrigens die
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