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Entfuehrung nach Gretna Green

Titel: Entfuehrung nach Gretna Green Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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Brust.
    Es klopfte erneut, dieses Mal ein wenig lauter.
    Mit angehaltenem Atem wartete Viola. Sie schloss die Augen und blinzelte nur ein winziges bisschen unter den Lidern hervor, sodass sie die Tür sehen konnte.
    Der Türknauf drehte sich vorsichtig, und die Tür wurde geöffnet. Durch ihre fast geschlossenen Augenlider sah Viola, wie Mary, die Zofe der Witwe, auf Zehenspitzen durch das Zimmer ging.
    Mit fest zusammengekniffenen Augen wartete Viola.
    Sie hörte einen zögernden Schritt, dann noch einen.
    Viola stellte sich vor, wie sie wohl aussah. Ihr langes blondes Haar - das zum Glück hell genug war, um das Grau zu verbergen, welches sich unter das Blond gemischt hatte - war ordentlich unter ihrer weißen Spitzenhaube verborgen. Ihr rosafarbenes Seidenkleid war hübsch um sie herum bis auf den Boden drapiert. Ihr Gesicht war entspannt, elegant und stolz ... oh ja. Zweifellos bot sie einen Anblick, an den man sich erinnern würde.
    Hoffnung machte sich in Viola breit. Vielleicht bereute die Witwe ihre unüberlegten Worte. Die alte Frau musste sich furchtbare Sorgen gemacht haben, als Viola nicht zum Tee erschienen war, hatte schließlich begriffen, dass sie ihre Schwiegertochter mit Respekt behandeln musste, und hatte ihre Zofe geschickt, um sich in ihrem Namen für ihr unmögliches Benehmen zu entschuldigen.
    Wenn sie Viola still und stumm auf dem Bett liegen sah, würde die Zofe besorgt sein oder sich sogar furchtbar erschrecken. Sie würde laut aufschreien, aus dem Zimmer laufen und Hilfe herbeirufen. Weitere Dienstboten würden kommen, und die Witwe würde über Violas möglichen Tod informiert werden. Die alte Schachtel würde ihr Verhalten schrecklich bedauern, würde wahrscheinlich in Tränen ausbrechen und die Dienstboten mit ihrem plötzlichen Gefühlsausbruch erschrecken. Dann würden alle erkennen, wie ungerecht die Witwe Viola behandelt hatte.
    Die Schritte der Zofe waren nicht mehr zu hören. Da neben dem Bett ein dicker Teppich lag, war sie nun wohl dicht bei Viola, die sich Mühe gab, ein völlig ausdrucksloses Gesicht zu machen, ihren Körper vollkommen zu entspannen und tief und langsam zu atmen.
    „Mrs. Oglivie?“ Die Stimme war direkt neben ihrem Bett.
    Viola ließ zu, dass ihre Lider flatterten, öffnete die Augen aber nicht.
    „Mrs. Oglivie?“ Zaghaft legte Mary ihre Hand über Violas, die auf der Bettdecke ruhte. „Die Witwe hat mich geschickt, Sie zu holen.“
    Wieder ließ Viola ihre Lider flattern, rührte sich jedoch immer noch nicht.
    „Sie haben aber nicht Ihr monatliches Unwohlsein, oder doch?“
    Fast hätte Viola empört geschnauft. Wie konnte die Zofe es wagen, dieses Thema anzusprechen!
    „Wenn es so ist, kann ich Ihnen ein wenig Bitterwurzel bringen, das hilft gegen Missstimmungen.“
    Viola ließ sich nicht zu einer Antwort herab. Also wirklich! Wie unsensibel von der Frau, so etwas zu sagen. Sie fragte sich, ob die Witwe sie dazu aufgefordert hatte.
    „Die Witwe hat gesagt, Sie sind wegen Ihrer Frauensache vielleicht nicht ganz auf der Höhe. Sie sagte, wenn das so ist, sollte ich das Wasser aus Ihrer Waschschüssel über Sie schütten. Ich selber mag solche Dinge nicht, aber wenn es Ihnen dabei hilft, aus dem Bett aufzustehen ...“
    Entgegen aller Vorsätze riss Viola die Augen auf. „Diese Frau hat Ihnen aufgetragen, Wasser über mir auszuschütten?“
    „So ist es. In Wirklichkeit hat sie mir sogar gesagt, ich soll zuerst das Wasser über Sie schütten und Ihnen dann sagen, Sie sollen aufstehen. Aber ich dachte, das ist nicht die richtige Reihenfolge und auch nicht besonders nett.“
    Viola platzte der Kragen. Sie fuhr aus den Kissen hoch und sah die Zofe wütend an. „Bitte informieren Sie die Witwe, dass ich nicht in der Stimmung für Tee bin.“

„Vermutlich nicht“, erklärte Mary, unbeeindruckt von Violas eisigem Ton. „Aber Sie müssen sowieso runterkommen. Es sind Gäste da, und die Witwe ist nicht gerade begeistert, weil nur vier Stücke Teegebäck vorbereitet sind.“
    Violas Blick wanderte zum Fenster. Der Schnee war endlich geschmolzen, aber die Straßen waren vollständig von Matsch bedeckt. „Wer kommt denn an so einem Tag zu Besuch?“
    „Ihre Tochter ist einer der Gäste. Einige ihrer Begleiter sehen für mich ein bisschen zwielichtig aus, obwohl einer von ihnen schön wie ein gefallener Engel ist! “ Beim Gedanken an den gut aussehenden Mann überlief Mary ein heftiger Schauer. „Er hat sogar eine Narbe quer übers Gesicht, wie der

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