Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Entfuehrung nach Gretna Green

Titel: Entfuehrung nach Gretna Green Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
Vom Netzwerk:
benachrichtigen, damit sie sich bereithalten, der jungen Dame beizustehen, falls sie wegen des Unfalls sehr aufgeregt ist.“ „Ich werde sofort frischen Tee bestellen“, beschloss Venetia mit einem Schnauben in Gregors Richtung. „Mir macht es nichts aus, mich um meine Mitmenschen zu kümmern.“ Mit diesen Worten stürmte sie aus dem Zimmer.
    „Oh“, hauchte Miss Platt. „Ich werde, äh, vielleicht sollte ich ..." Sie warf ihrer Arbeitgeberin einen wildentschlossenen, jedoch hilflosen Blick zu.
    Mrs. Bloom zögerte keinen Augenblick. „Gehen Sie in mein Zimmer und holen Sie mein Hirschhornsalz. Es ist in dem kleinen Fläschchen neben meinem Bett.“
    Eifrig lief Miss Platt los, um zu tun, was ihr aufgetragen worden war.
    Währenddessen beendete Gregor in aller Ruhe sein Frühstück.
    Als Venetia einige Zeit später in den Gastraum zurückkehrte, kam sie gerade rechtzeitig zur Ankunft der neuen Gäste. Der Mann war schon älter, sein rundes Gesicht passte zu seinem Leibesumfang. Er trug teure, aber unmodische Kleidung, wie es typisch für einen Landedelmann war, und stellte sich sofort nach seinem Eintreten mit dröhnender Stimme vor: „Guten Tag. Ich bin Squire Higganbotham.“
    Kurz nach ihm betrat eine Dame das Zimmer, die in einen nassen Mantel gehüllt war und die Kapuze über den Kopf gezogen hatte. Hinter ihr stand eine zweite Frau, bei der es sich offensichtlich um eine Dienerin handelte. Ihr breites Gesicht glühte von der Kälte, obwohl sie einen praktischen Mantel und dicke Stiefel trug.
    Der Squire deutete auf die Dame mit der Kapuze. „Dies ist meine Tochter, Miss Elisabeth Higganbotham.“
    Alle Anwesenden stellten sich ebenfalls vor.
    Strahlend sah sich der Squire im Zimmer um. „Wie schön, Sie kennenzulernen! Ich muss sagen, es ist höchst angenehm, aus der Kälte herauszukommen. Wir fingen an zu glauben, wir würden für immer in dieser verdammten Schneewehe stecken, nicht wahr, Elisabeth?“
    Seine Tochter nickte und hob den Arm, um sich die Kapuze vom Kopf zu ziehen.
    Ravenscroft schnappte so laut nach Luft, dass sich ihm die gesamte Aufmerksamkeit im Raum zuwandte. Amüsiert schaute Gregor ebenfalls in die Richtung, in die Ravenscrofts Blick ging, nämlich zur Tochter des Squires.
    Wirre goldene Locken umrahmten ein herzförmiges Gesicht, das von der Kälte zart gerötet war. Große, wasserblaue Augen musterten die anderen Gäste unter dichten, dunklen Wimpern hervor. Die kleine Nase war perfekt geformt, und der Mund glich einer Rosenknospe. Kaum älter als siebzehn, war sie hübsch genug, um London im Sturm zu erobern.
    Sie schenkte jedem im Zimmer einen kurzen, fast verzweifelten Blick, hob dann stolz das Kinn und wandte sich ab, als wollte sie zeigen, dass die Worte ihres Vaters nicht für sie galten und sie nicht auf Rettung angewiesen gewesen war. Die Wirkung dieses hochmütigen Verhaltens wurde allerdings erheblich durch die Tatsache beeinträchtigt, dass sie laut mit den Zähnen klapperte.
    Venetia fiel auf, dass jeder außer Gregor Miss Higganbotham bewundernd anstarrte. Gregor hingegen sah nachdenklich den Squire an, als würde er über etwas rätseln.
    Rasch trat Venetia auf die Neuankömmlinge zu und griff nach Miss Higganbothams zitternden Händen. Selbst durch die feinen Ziegenlederhandschuhe konnte sie spüren, dass die Finger der jungen Frau eiskalt waren. „Sie armes Wesen! Sehen Sie nur, wie Sie vor Kälte zittern!“ Sie zog das Mädchen vor den Kamin. „Ravenscroft, machen Sie Ihren Platz für das arme Kind frei.“
    „Ravenscroft?“, wiederholte Miss Platt verwundert. „Warum nennen Sie Mr. West so?“
    „Oh. Nun. Das ist ... das ist ein Spitzname. Ich nenne ihn schon seit unserer Kindheit so und weiß gar nicht mehr, warum.“
    Miss Platt nickte und machte ein interessiertes Gesicht. Ravenscroft hatte sich immer noch nicht aus seiner Erstarrung gelöst. Seit Miss Higganbothams Eintritt hing sein Blick wie gebannt an ihr.
    Vor sich hin lächelnd, stellte Gregor im Stillen fest, auf welche weiblichen Reize Ravenscroft reagierte. Gregor persönlich mochte eher die ein wenig kurvenreicheren Frauen, ganz zu schweigen von Reife und Intelligenz, die ihn besonders anzogen. Keine dieser Eigenschaften war in Miss Higganbothams weit aufgerissenen Augen oder in ihrem schmollenden, ein wenig feindseligen Gesichtsausdruck zu entdecken.
    Eine Frau wie Miss Higganbotham langweilte Gregor unsagbar. Aber für einen Mann wie Ravenscroft ... Gregor runzelte die Stirn. Vielleicht

Weitere Kostenlose Bücher