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Entfuehrung nach Gretna Green

Titel: Entfuehrung nach Gretna Green Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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gekommen, um sich zu entschuldigen.
    Ohne ihn anzusehen, marschierte sie an ihm vorbei bis zum Ende des Pfades, wo sie mit hinter dem Rücken verschränkten Armen stehen blieb und wartete, bis er sie eingeholt hatte.
    Aha. Sie wollte in Sichtweite des Gasthofs mit ihm sprechen. Was angesichts ihrer Neigung, einander in die Arme zu fallen, sobald sie allein waren, eine weise Entscheidung war.
    Den Blick zum Boden gesenkt, um glatte Stellen zu vermeiden, ging er auf sie zu. Gott sei Dank, endlich sie war zur Vernunft gekommen. Sie würde sich für ihr widerspenstiges Verhalten entschuldigen und ihm erklären, dass sie vorhatte, ihre Machenschaften aufzugeben, was Miss Platt und Ravenscroft betraf. Natürlich würde er ihre Entschuldigung akzeptieren, sodass sie endlich zu ihrer ungezwungenen Freundschaft zurückkehren konnten und ...
    Zisch! Ein dicker Schneeball traf Gregor an der Schläfe. Er stand bewegungslos da, unfähig zu glauben, was soeben passiert war. Der eisige Klumpen nutzte die Gelegenheit, in seinen Kragen zu rutschen, und jedes Stückchen Haut, das er berührte, wurde nass und unangenehm kalt.
    Gregor schrie wütend auf und rannte los, ohne sich weiter um vereiste Baumwurzeln und ähnliche Hindernisse zu kümmern, doch es war zu spät. Venetia war längst in einem Wirbel geraffter Röcke und dahineilender, in Stiefeletten steckender Füße verschwunden. Bevor er auch nur den Stall erreichte, hatte sie bereits die Tür des Gasthauses hinter sich ins Schloss geworfen.
    Stocksteif stand Gregor da, während der eisige Wind durch seine Kleidung drang, sein Kragen nass und kalt an seinem Hals klebte und der Donner über ihm durch die Luft rollte.
    Diese verdammte Venetia Oglivie mit ihrer verdammten, ungestümen, störrischen Art, und ihrem verdammten Aussehen, das ihn dazu brachte, sie berühren zu wollen!
    Gregor wandte sein Gesicht den Wolken zu und fluchte laut und ausgiebig - während die Schneeflocken immer größer und dichter vom Himmel fielen.

10. Kapitel
    Eines ist viel schlimmer, als einen Verehrer zu verlieren, und zwar, nie einen Verehrer gehabt zu haben, den man verlieren könnte ...
    ... so sprach die alte Heilerin Nora von Loch Lomond in einer kalten Nacht zu ihren drei jungen Enkelinnen.
    Sind Sie nicht auch dieser Meinung, Miss West?“, erkundigte sich Miss Platt mit lauter Stimme.
    Als ihr bewusst wurde, dass sie - schon wieder -nicht zugehört hatte, blinzelte Venetia verwirrt. „Äh. Ja. Natürlich stimme ich Ihnen zu.“
    Mit einem nachdenklichen Ausdruck in den hellblauen Augen legte Miss Platt den Kopf schief. „Stimmt etwas nicht?“ Venetia spürte, wie ihre Wangen anfingen zu glühen. „Es ist alles in Ordnung. Ich war nur ... in Gedanken versunken.“ In Gedanken an Gregor. Seit gestern Morgen, als er sie wieder geküsst hatte - oder besser, seit sie ihn geküsst hatte -, war sie nicht mehr in der Lage, irgendetwas anderes zu tun, als an ihn zu denken.
    Tagsüber, als es so schien, als gäbe es im Gasthaus nicht genug Platz für sie beide, war es schlimm genug gewesen, aber in der vergangenen Nacht war es noch schlimmer geworden, denn sie hatte nur sehr wenig geschlafen. Miss Higganbothams Schnarchen war dabei viel weniger das Problem gewesen als die verwegenen Gedanken, die in Venetias Kopf kreisten - die Erinnerung an den Kuss und die Vorstellung von noch viel intimeren Dingen.
    Und wenn es ihr hin und wieder doch gelang, für wenige Sekunden zu schlafen, waren ihre widerspenstigen Gedanken noch viel freier und schamloser auf die Wanderschaft gegangen. In ihren Träumen begehrte sie ihn leidenschaftlich und unersättlich, und jede Berührung weckte das Verlangen nach einer weiteren.
    Seit dem Kuss hatte Venetia vermieden, mit Gregor allein zu sein, was dank der Anwesenheit von Miss Platt und Miss Higganbotham nicht schwierig gewesen war. Die beiden hatten sich als so anhänglich erwiesen, dass Venetia kaum einen Augenblick für sich allein hatte. Ravenscroft war mit seinen Aufmerksamkeiten Miss Platt gegenüber fortgefahren, was Gregor dazu veranlasst hatte, eine finstere Miene aufzusetzen und schließlich den jungen Mann aufzufordern, mit ihm gemeinsam im Stall nach den Pferden zu sehen. Ravenscroft hatte die Beweggründe für diese Einladung nicht erkannt und freudig zugestimmt. Als er mit Ravenscroft das Zimmer verlassen hatte, hatte Gregor einen triumphierenden Blick in Venetias Richtung geworfen.
    Beim Gedanken an diese Szene zog Venetia die Nase kraus. In letzter Zeit

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