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Entfuhrt

Entfuhrt

Titel: Entfuhrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Koppel Hans
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weiter. Ich melde mich, sobald ich was weiß.«

    »Okay, danke. Noch etwas.«
    »Ja?«
    »Falls es wirklich so sein sollte, du weißt schon, dass sie eine Dummheit begangen hat oder so, will ich trotzdem, dass sie von sich hören lässt. Irgendwie ist das nicht so toll im Augenblick. Ich mache mir fast Sorgen.«
    »Aber im Krankenhaus war sie nicht?«
    »Nein, Gott sei Dank.«

    Nour rief im Restaurant an, das Ylvas ehemaligem Liebhaber gehörte. Es war kurz nach eins, und sie vermutete, dass es gerade aufgemacht hatte. Sie nannte ihren Namen und bat darum, mit Bill Åkerman sprechen zu dürfen. Glücklicherweise war er da, was die Wahrscheinlichkeit, dass er die Nacht mit Ylva verbracht hatte oder wusste, wo sie war, verringerte, aber Nour wollte sich in jedem Fall Gewissheit verschaffen.
    »Ja.«
    Seine Stimme war so aggressiv wie seine ganze Person.
    »Hallo, ich heiße Nour, ich bin eine Kollegin von Ylva Zetterberg.«
    Bill wartete, ohne etwas zu sagen.
    »Wir sind uns schon mal begegnet«, fuhr Nour fort, »aber ich glaube nicht, dass Sie wissen, wer ich bin.«
    »Ich weiß, wer Sie sind.«
    Die Stimme war kalt und sachlich und lud weder zu Vertraulichkeiten noch zu einem längeren Gespräch ein.
Trotzdem fühlte sich Nour irgendwie geschmeichelt. Sie fragte sich, ob Bills Erfolg bei den Frauen vielleicht auf seiner sozialen Inkompetenz beruhte. Oder war es einfach Desinteresse? Bill wirkte uninteressiert, und das weckte bei Frauen, die Aufmerksamkeit gewöhnt waren, einen gewissen Ehrgeiz.
    »Sie müssen entschuldigen, dass ich einfach anrufe, aber es handelt sich um einen Notfall. Ylva ist verschwunden. Sie ist gestern nicht nach Hause gekommen. Ihr Mann hat mich angerufen und mich gefragt, ob ich eventuell weiß, wo sie sein könnte.«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Sie war also nicht bei Ihnen?«
    »Was zum Teufel hätte sie hier zu suchen gehabt?«
    »Ich weiß, dass Sie …«
    »Das ist schon hundert Jahre her. Sonst noch was?«
    »Nein.«
    Bill legte auf. Nour blieb mit dem Hörer in der Hand sitzen. Ihr erster Impuls war, sich zu dem Restaurant zu begeben und sich zu entschuldigen. Ihr war nicht wohl in ihrer Haut, sie fühlte sich wie ein sensationslüsternes Waschweib.
    Ylva würde ausrasten, wenn sie erfuhr, dass sie Bill angerufen hatte.
    Nour schämte sich. Sie hatte sich von Mikes Unruhe anstecken lassen. Statt ihn zu beruhigen, hatte sie die Hysterie noch einen Schritt weiter getrieben.
    Wusste Mike überhaupt, dass seine Frau mit Bill eine Affäre gehabt hatte? Nour war sich nicht sicher.

    Wenn Ylva nicht bald auftauchte, dann würde Mike wieder anrufen und von ihr wissen wollen, mit wem sie gesprochen hatte. Sie konnte ihm nicht sagen, dass sie nur bei Bill angerufen hatte. Sie war gezwungen, noch ein paar weitere Leute anzurufen, um einige Namen nennen zu können, obwohl sie schon jetzt wusste, dass diese Leute keine Ahnung haben würden, wo Ylva sich aufhielt. Diese Anrufe würden sie nur noch mehr als hysterisches Klatschmaul erscheinen lassen.
    Nour war sauer. Warum musste sie sich um Ylvas Angelegenheiten kümmern? Schließlich war nicht sie es, die sich durch die Betten vögelte.

18. KAPITEL
    Sanna hob sich die längste Fritte bis zum Schluss auf.
    »Schau mal«, sagte sie und hielt sie in die Luft.
    »Oh! Wirklich lang«, sagte Mike.
    Er sah Sanna rasch an und schaute dann wieder auf die Straße. Er fuhr gerade durch den Kreisverkehr auf die Autobahn.
    »Ich hatte schon längere«, meinte Sanna weltgewandt. »Eine war superlang.«
    »Noch länger als die?«, fragte Mike.
    »Viel länger. Doppelt so lang.«
    »Ist das wahr?«
    »Vielleicht nicht gerade doppelt so lang.«
    »Aber lang?«
    »Ja.«
    Sanna schob sich die Fritte zufrieden in den Mund.
    Mike überlegte, ob er durch die Stadt fahren und seine Mutter bitten sollte, sich ein paar Stunden um Sanna zu kümmern. Damit er ungestört herumtelefonieren und Leute aushorchen konnte. Und Sanna würde der Auftritt erspart bleiben, der fällig war, falls es Ylva irgendwann behagte wiederaufzutauchen. Dann würde er sich allerdings
den Fragen seiner Mutter aussetzen und sich ihre Vorwürfe anhören müssen. Ylva und sie begegneten einander zuvorkommend, aber diese Freundlichkeit kostete Kraft, und Mike wollte das Gleichgewicht nicht stören.
    Eigentlich müsste er die Polizei verständigen. Nicht weil er das für nötig hielt, sondern weil Ylva es nicht besser verdient hatte. Das verlieh der Angelegenheit einen gewissen Ernst und

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