Enthemmt!
niemals hätte leben können.”
“Wie zum Beispiel?”, fragt Chantelle.
“Wie … er steht auf ziemlich abgedrehte Sachen.”
“Was für abgedrehte Sachen?”
Ich wende mich an Risha. “Abgedrehten Sex.”
Ihre Augen werden rund. Ich nicke.
“Wie abgedreht?”
“Sexclubs”, antworte ich mit gedämpfter Stimme. “Ich bin natürlich nie mitgegangen, aber er hat mich drum gebeten. Ungefähr einen Monat vor dem Hochzeitstermin.”
“Nein!” Beiden Frauen stockt der Atem. Ich bemerke, wie Jolly, meine Nagelpflegerin, mich interessiert betrachtet.
“Ich sagte nein, auf keinen Fall. Auf so was stehe ich nicht. Aber dann kam er eines Nachts nach Hause und roch, als wäre er in so einem Club gewesen. Er war mit Drogen vollgepumpt – im Übrigen noch etwas, was er seit einiger Zeit öfter tut –, und ich wurde sauer. Ich fragte ihn, wo er war, weil er einen Termin mit unserer Hochzeitsplanerin verpasst hatte. Und ihr werdet nicht glauben, was er daraufhin sagte.”
“Was?”
“Er sagte, er wäre in einem Swingerclub gewesen. Ihr wisst schon, Gruppensex und so was.” Wieder senke ich die Stimme, aber diesmal so, dass außer den beiden niemand etwas verstehen kann. “Da hat er den Abend verbracht. Ich war wütend, drohte ihm, die Hochzeit abzublasen. Aber er hat geschworen, dass ein Freund ihn als Überraschung dort hingebracht hätte, so eine Art vorgezogener Junggesellenabschied, und dass er nur zugesehen hätte. Und er hat mir das ganze abgefahrene Zeug geschildert, das er gesehen hat. Männer, die andere Männer küssen. Gruppensex. Frauen, die den Männern vor allen Augen einen blasen.” Ich erschauere. “Ich war entsetzt – und noch entsetzter, als er sagte, es hätte ihn angemacht! Das er gewünscht hätte, ich wäre dabei gewesen, damit wir vor all den Leuten miteinander hätten schlafen können!”
Risha schnauft auf und verdreht die Augen. “Das ist ja so ekelhaft!”
“Ich weiß. Und das habe ich ihm auch gesagt. Aber er fand, es könnte … aufregend sein. Befreiend.”
“Und was hast du gesagt?”, fragt Chantelle.
“Dass er es nie mehr wagen solle, mir so etwas Widerwärtiges vorzuschlagen. Er hat sich entschuldigt und geschworen, nicht mehr davon anzufangen. Aber …”
“Aber was?”, wollen beide gleichzeitig wissen.
Ich seufze so, als ob es mir wirklich schwerfiele, weiterzusprechen. “Ich habe von Bekannten gehört, dass Adam in so einem zwielichtigen Stripteaseclub gesehen wurde, wo die Kunden mit den Tänzerinnen auch Sex haben können. Das war erst vor ein paar Tagen! Als ich das hörte, dachte ich, zum Glück! Arlene kann ihn gerne haben!”
“Meine Güte.” Chantelle schüttelt den Kopf. “Ich hatte ja keine Ahnung, dass er so drauf ist.”
“Ich auch nicht”, behaupte ich traurig. “Das zeigt mal wieder, dass man jahrelang mit jemandem zusammen sein kann, ohne ihn wirklich zu kennen. Ich bin nur froh, dass ich das alles
vor
der Hochzeit herausgefunden habe.”
“Auf jeden Fall hast du recht, ihn abzuschreiben”, bestätigt Risha. Und Chantelle fügt hinzu: “Ganz ehrlich, ich habe Arlene noch nie gemocht. Wenn sie ein paar Jahre lang die Hölle mit ihm durchmacht, geschieht es ihr gerade recht nach allem, was sie anderen Menschen angetan hat.”
Daraufhin muss ich kichern. Bin ganz ihrer Meinung. “Inzwischen kann ich mir gar nicht mehr vorstellen, dass ich Adam einmal heiraten wollte! Was für ein Mann bittet eine Frau, sie zu heiraten, kaum dass er eine andere Verlobung gelöst hat?”
“Das zeigt nur seinen wahren Charakter, so viel steht fest”, kommentiert Risha.
“Ganz genau. Ich meine, fragt ihr euch nicht, was jetzt aus der Stiftung wird? Ob da nicht doch irgendwas Verdächtiges vor sich geht? Nach allem, was ich jetzt über Adams Charakter weiß …”
Mir ist klar, dass die Nagelpflegerinnen und die anderen Kundinnen heute eine Menge zu hören bekommen haben – wie erwünscht. Alles verläuft derart nach Plan, dass ich mich zwingen muss, nicht zu lächeln.
Zweifellos werden Risha und Chantelle in der Sekunde, in der sie in ihre Autos steigen, ihre Freunde anrufen, die ihrerseits Freunde anrufen und so weiter…
Aber noch ist meine Arbeit nicht ganz erledigt. Ich treffe noch zwei andere Freundinnen zum Mittagessen, die auch meine Brautjungfern hätten sein sollen, und danach gehe ich ins Fitnesscenter.
Ich gebe den schmutzigen Gerüchten um Adam bis acht Uhr abends Zeit, spätestens dann werden sämtliche Bekannte von Adam im
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