Enthemmt!
Bilde sein.
29. KAPITEL
A lisha
Einmal die Woche kommt die Putzfrau, und zwar mittwochs. Wir haben ihr einen Schlüssel gegeben und den Sicherheitscode für die Alarmanlage.
Katya ist also heute meine Chance, ins Haus zu kommen.
Obwohl ich höllisch nervös bei der Vorstellung bin. Ich habe den Jetta in der Auffahrt geparkt, umklammere das Lenkrad und zähle bis zehn. Katya Sunfire ist schon da, alles läuft nach Plan.
“Tu's einfach”, rede ich mir selbst gut zu. “Steig aus und geh zur Eingangstür.”
Ich atme zittrig aus. Gott, warum bin ich so ängstlich? Noch bin ich mit Charles verheiratet, und noch ist das mein Haus.
Mit puddingweichen Beinen laufe ich zur Tür und drehe den Knauf.
Abgeschlossen. Und ich würde meinen letzten Dollar darauf verwetten, dass Charles die Schlösser hat auswechseln lassen. Gerade will ich klingen, als ich es mir anders überlege. Katya würde sich wundern, warum ich nicht einfach den Schlüssel benutze. Schnell sehe ich mich auf der Veranda um, mein Blick fällt auf eine große Pflanze in einem Blumentopf. Nicht gerade die tollste Wahl, doch ich nehme sie hoch und benutze dann meine Nase, um die Klingel zu drücken.
Katya braucht über eine Minute, bis sie öffnet, und inzwischen bin ich komplett durchgeschwitzt wegen der Anstrengung, diese bescheuerte Pflanze so lange zu tragen.
“Alisha, hallo!”, ruft sie aus. “Du meine Güte. Ich helfe Ihnen.”
“Nein, schon gut.” Ächzend stolpere ich hinein, doch länger kann ich die Pflanze nicht mehr halten. Katya hilft mir, sie auf dem Boden abzustellen.
“Sie hätten sie schon vor der Tür abstellen sollen. Sie hätten sich ja das Kreuz brechen können.”
“Ich weiß. Das war dumm.” Heftig atmend blicke ich mich um. “Aha, sieht ja toll aus. Und riecht auch toll.”
“Danke.”
“Sie sind fast fertig?”
“Oben ja. Hier unten noch nicht ganz.”
“Ah, verstehe. Nun, ich will Sie nicht aufhalten. Mal überlegen, wo ich diese Pflanze hinstellen soll. Zunächst wohl am besten mal gleich hier am Eingang”, füge ich mit einem Lachen hinzu.
Katya zuckt mit den Schultern. Dann verschwindet sie Gott sei Dank Richtung Küche. Ich renne in die entgegengesetzte Richtung in Charles' Büro und verliere keine Zeit. Ich öffne eine Schublade nach der anderen und durchwühle die Papiere. Fieberhaft suche ich nach etwas Ungewöhnlichem. Nicht nur nach Unterlagen der Stiftung, sondern einfach nach allem, was mir weiterhelfen könnte. Wie eine Kontonummer. Denn ich bin mir sicher, dass Charles Geld zur Seite geschafft hat und mich bei der Scheidung übers Ohr hauen will.
Ich suche und suche und finde nichts.
Dann lasse ich meinen Blick durchs Zimmer schweifen. An der einen Wand hängt ein ziemlich großes gerahmtes Foto von Charles. Das fand ich schon immer sehr geschmacklos.
Geschmacklos hin oder her, hinter diesem Foto jedenfalls befindet sich der Safe.
Vorsichtig nehme ich das Bild ab. Welche Zahlenkombination könnte er wohl gewählt haben?
Ich versuche es mit seinem Geburtsdatum. Funktioniert nicht.
Mit unserem Hochzeitstag. Funktioniert nicht.
Mit meinem Geburtstag. Funktioniert nicht.
Ich hämmere gegen die Tür. “Geh auf, verdammt.” Ich bin mir sicher, dass Charles hier Bargeld aufbewahrt. Aber sofern ich mich nicht mit einer Kreissäge daran zu schaffen mache, habe ich keine Möglichkeit, dranzukommen.
Ich beschäftige mich wieder mit dem Schreibtisch. Diesmal genauer. Und diesmal fällt mir etwas zwischen den Hängeordnern ins Auge.
Ein Ordner, auf dem “Hypothek” steht.
Bingo.
Ich öffne ihn. Darin befindet sich die notarielle Urkunde für unser Haus, die ich eilig überfliege. Ausschließlich Charles' Name ist eingetragen.
Mistkerl. Ich weiß noch genau, wie er damals sagte, dass es mit meiner finanziellen Vergangenheit besser wäre, alles auf seinen Namen laufen zu lassen. Ganz sicher plante er schon damals für den Tag, an dem er mich über den Tisch ziehen würde.
Zwar weiß ich nicht, ob mir diese Unterlagen helfen können, aber eine Kopie kann auf jeden Fall nicht schaden. Das erledige ich an Charles' Kopierer, dann stecke ich die Kopie in den Ordner und das Original in meine Hosentasche unter das Hemd.
Mehr bleibt mir hier nicht zu tun, außer das Foto wieder an seinen Platz zu hängen. Dann renne ich die Treppe hinauf. Ich muss unbedingt die Stiftungsunterlagen finden und Informationen über ein Auslandskonto.
Je länger ich über Dominics Worte nachdenke, desto
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