Enthemmt!
in Aidan verliebt? Das würde ich gerne sehen.”
“Ich habe alle dabei”, verkündet Claudia.
Während Lishelle es sich auf dem Sofa bequem macht und Claudia ihren Koffer nach den DVDs durchwühlt, bleibe ich etwas abseits stehen. Ich finde es furchtbar, sie zu verlassen, aber es ist bereits vier Uhr, und wenn ich noch zu einer anständigen Zeit zu Hause ankommen will, muss ich jetzt los.
Lishelle wirft mir über die Schulter einen Blick zu. “Ally, da du stehst, könntest du den Wein holen?”
“Hier ist es!”, schreit Claudia. Sie hält die DVD in die Höhe wie einen Pokal.
“Ladies”, beginne ich, und beide sehen mich an. Ich schlendere ins Wohnzimmer. “Ich tue das wirklich nicht gerne, aber ich muss nach Hause.”
“Wieso?”, fragt Lishelle. “Ist was passiert?”
“Nein, nein.” Ich schüttle den Kopf. “Gar nichts. Im Gegenteil, zum ersten Mal seit Langem habe ich das Gefühl, dass alles richtig, richtig gut läuft. Am Montag muss Charles wieder arbeiten, und dann haben wir kaum Zeit füreinander. Ich will zumindest einen Tag an diesem Wochenende mit ihm verbringen. Einen Tag, an dem wir uns im Bett entspannen und hoffentlich den besten Sex unseres Lebens haben werden.”
Claudia fläzt sich mit düsterem Blick auf dem Boden. Lishelle zuckt nur mit den Schultern.
“Ich weiß, ich ruiniere unser Wochenende, aber wir hatten doch einen tollen Tag und gestern einen lustigen Abend. Oh, und bitte versteht mich nicht falsch – ich will nicht, dass ihr mit mir fahrt. Bleibt und genießt die restliche Zeit. Ich werde mir einen Wagen mieten und allein nach Hause fahren.”
Claudia murrt enttäuscht. “Ally …”
“Tut mir leid. Wirklich. Aber ihr wisst doch, was Charles und ich durchgemacht haben.” Ich schlucke schwer. “Ich muss das einfach tun.”
“Dann tu, was du tun musst”, sagt Lishelle.
“Du hast recht”, stimmt Claudia zu, wenn auch zögernd. “Wenn dir dein Bauch sagt, dass du nach Hause zu deinem Mann musst, dann geh. Eigentlich können wir alle gehen. Wie du sagtest, wir hatten eine schöne Zeit.”
“Claudia, nein. Wirklich. Du und Lishelle, ihr bleibt hier. Ich miete mir ein Auto.”
“Du solltest nicht allein fahren”, entgegnet Claudia. “Das ist eine fast sechsstündige Fahrt.”
“Das ist schon in Ordnung. Die lange Fahrt wird mir wahrscheinlich sogar guttun.”
Claudia und Lishelle sehen einander an, als wollten sie schweigend herausfinden, was sie tun sollen.
“Ich bestehe darauf”, verkünde ich. “Ich fände es furchtbar, wenn ich euer Wochenende ruiniere.”
“Okay.” Claudia nickt. “Wir bleiben. Wenn du das auch willst, Lishelle.”
“Einverstanden. Wenn du einverstanden bist, Ally.”
“Absolut. Und danke für euer Verständnis. Ihr seid die Besten!”
Ich umarme beide. Ich liebe sie so sehr. Schon seit Jahren. Sie bedeuten mir alles.
Aber meine Ehe eben auch. Und in diesem Augenblick steht sie an erster Stelle.
Ich schnappe mir die Gelben Seiten und eile in mein Zimmer.
Gott, ich kann einfach nicht aufhören zu lächeln. Fühle mich wieder wie mit zwanzig, als ich Charles zum ersten Mal im Bibelcamp begegnet bin. An diesem heißen Sonntagnachmittag war ich zu Tode gelangweilt – bis ich mich umdrehte und Charles vor mir stehen sah.
Ich war nur wegen meiner Mutter gekommen, während er einen Freund begleitete. Uns beide ödete die Veranstaltung in dem großen überfüllten Zelt ziemlich an.
Später sagte ich immer scherzhaft, dass Gott seine Hände im Spiel hatte, denn Charles und ich verstanden uns auf Anhieb. Schon an diesem Abend wusste ich, dass ich ihn heiraten würde.
Und so wie damals, als die Zukunft voller Hoffnung und Verheißung war, fühle ich auch heute. Als ich Atlanta erreiche, bin ich versucht, Charles anzurufen. Aber ich will ihn lieber überraschen. Es ist kurz vor Mitternacht, als ich in die Auffahrt biege. Nach der langen Fahrt müsste ich eigentlich erschöpft sein, aber dazu bin ich wahrscheinlich zu aufgeregt. Die ganze Zeit habe ich alberne Liebeslieder gehört und bin romantischer Stimmung.
Bitte, Charles. Bitte, du musst einen hochbekommen. Ich muss einfach mit dir schlafen. Ich will heißen, hemmungslosen Sex.
Leise stecke ich den Schlüssel ins Schloss, von nur einem Gedanken beseelt, nämlich umgehend von ihm flachgelegt zu werden. Das brauche ich so nötig, dass mir die ausgefallensten Gedanken kommen. Falls Charles keinen hochbekommt, werde ich mich trotzdem nicht mit harmloser Schmuserei
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