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Enthuellung

Enthuellung

Titel: Enthuellung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Renee Jones
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in mich aufnehme, bin ich froh, dass ich es ihm erzählt habe.
    »Hast du noch irgendwelche von ihren Kunstwerken?«, fragt er nach einigen Momenten.
    »Nein. Nachdem ich zum College gegangen bin, hat sie das Malen vollkommen aufgegeben. Mein Vater wollte, dass sie ihre Zeit damit verbrachte, auf Wohltätigkeitsveranstaltungen zu gehen, um sich in ein gutes Licht zu rücken. Sie starb, nachdem sie von einer der Veranstaltungen nach Hause gekommen war, die seine Kabelnetzfirma organisiert hatte. Er war damals natürlich nicht mal im Land.«
    »Das ist der Grund, warum du ihm die Schuld an ihrem Tod gibst.«
    Mein Blick fällt auf meine Hand, die sich irgendwie in sein Bein gekrallt hat. Ich durchlebe den Augenblick, in dem ich hörte, dass meine Mutter tot war, als wäre es jetzt, und es überläuft mich heiß.
    Chris streichelt meine Wange. »Alles okay?«
    »Ich … ich erinnere mich nur an den Tag, an dem sie starb.« Ich muss mich sammeln, um fortzufahren. »Ich gebe ihm nicht die Schuld an ihrem Tod. Ich gebe ihm die Schuld an ihrem unglücklichen Leben. Obwohl sie ihre eigenen Entscheidungen getroffen hat, entschuldigt das seinen Missbrauch nicht.« Die Galle kommt mir hoch bei dem bloßen Gedanken daran, was ich gleich offenbaren werde. »Er hat bei ihrer Beerdigung nicht einmal geweint, Chris. Keine einzige Träne.«
    Er berührt mit der Hand meinen Hinterkopf, legt seine Stirn an meine. Dann öffnet er den Mund, um etwas zu sagen, und ich warne ihn schnell: »Sag nicht, dass es dir leidtut. Du weißt, dass das nicht hilft.«
    »Nein, das tut es nicht.«
    Langsam sinken wir in unsere Sitze zurück, und ich bette den Kopf an seine Schulter. Er sagt nichts mehr, aber das braucht er auch nicht. Wieder einmal ist er für mich da, und es ist ein bittersüßes Gefühl, weil ich weiß, dass die nächsten paar Dämonen nicht mehr nur meine sein werden. Sie werden zu seinen werden.
    Sobald wir in L.A. sind und im Fond eines Privatwagens zum Hotel sitzen, checkt Chris seine Nachrichten. »Blake hat Ellas Abflug gefunden. Es war ein One-Way-Ticket. Könnte es sein, dass sie vorhatte, in Paris zu bleiben und es dir nicht erzählen wollte?«
    »Sie hat alles dagelassen, was sie besitzt, und sie sagte, sie würde in einem Monat zurück sein.« Ich schüttle den Kopf. »Nein. Sie hatte nicht vor zu bleiben. Sie wollte nach Italien weiterreisen.«
    Er tippt eine SMS an Blake und bekommt sofort eine Antwort. »Blake schreibt, er habe jedwede Abflugmöglichkeit von Paris für Ella gecheckt. Es gibt keine Daten darüber, dass sie nach Italien aufgebrochen ist. Er will wissen, ob du dir sicher bist, dass sie ihren Job nicht gekündigt hat.«
    Ich lege die Stirn in Falten und wähle die Nummer der Schule. »Daran hatte ich gar nicht gedacht.« Ich muss eine Nachricht hinterlassen. »Ich hoffe, sie rufen schnell zurück.«
    »Finde heraus, wie sie mit der Schule verblieben ist, und wenn sie nicht gekündigt hat, werde ich Blakes Team noch ein wenig herumstöbern lassen.«
    Ich nicke und bereite mich im Geiste auf den Rückruf der Schule vor. Ich muss nicht nur hören, ob Ella gekündigt hat, es ist auch Zeit, dass ich offiziell kündige. Trotz meiner neuen Traumkarriere ist mir nicht ganz wohl dabei.
    Der Wagen fährt vor dem Hotel vor, und wir beeilen uns, unsere Sachen in unserem Zimmer abzuwerfen und ins Krankenhaus zu fahren. Wir kommen gerade rechtzeitig zu einer Veranstaltung, die Chris für eine Gruppe von zwanzig Kindern abhält, die alle gegen Krebs kämpfen, zusammen mit vielen Eltern. Nachdem alle Chris und mich aufgeregt willkommen geheißen haben und Bilder machen, auf denen ich überraschenderweise auch drauf sein soll, lerne ich endlich Dylan kennen, den kleinen Jungen mit Leukämie. Es ist klar, dass Dylan eine tiefe Bindung zu Chris hat und Chris zu ihm. Er ist ein extrem liebenswerter Junge, freundlich und klug. Mein Herz zieht sich zusammen angesichts der dunklen Ringe unter seinen Augen, seinem kahlen Schädel, der von seiner Chemotherapie zeugt, und der Zerbrechlichkeit seines dünnen Körpers, die ihn jünger aussehen lässt als dreizehn.
    Chris nimmt vor einer Staffelei im vorderen Teil des Raums Platz, und ich setze mich mit Dylan neben ihn. Zusammen beobachten Dylan und ich, wie Chris auf Bitten hin bestimmte Motive zeichnet. Ich bin wie gebannt von Chris’ Umgang mit den Menschen im Raum. Mein Herz geht mir über, als ich sehe, wie er ein Lächeln auf so manch gequältes Gesicht zaubert.
    Als die

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