Enthuellung
Veranstaltung etwa eine Stunde im Gange ist, mache ich mich auf den Weg in die Cafeteria, um Chris etwas zu trinken und einen Schokoriegel zu holen. Es ist fast sieben, und er hat seit dem Mittagessen nichts gegessen. Dylans Mom, Brandy, eine hübsche Blondine in den Dreißigern, fängt mich im Flur ab. »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mich zu Ihnen geselle?«
»Ganz und gar nicht«, versichere ich ihr. »Dylan ist ein toller Junge. Ich verstehe, warum Chris ihn so mag.«
»Vielen Dank, und ja, sie haben ein besonderes Verhältnis. Chris war ein solches Gottesgeschenk.« Die Aufzugtür öffnet sich, und als wir eintreten, fährt sie fort: »Wussten Sie, dass er Dylan jeden Tag anruft? Und obendrein ruft er entweder mich oder meinen Mann Sam an, um sich nach uns zu erkundigen.«
»Nein, das habe ich nicht gewusst, aber es überrascht mich nicht. Er redet oft über sie alle.«
Die Aufzugtür öffnet sich wieder, und wir machen uns auf den Weg in die Cafeteria. »Er hat beglichen, was unsere Versicherung nicht bezahlt hat, und das war keine kleine Summe.« In ihrer Stimme liegt eine Mischung aus Anerkennung und Traurigkeit.
»Er würde bezahlen, was immer es kostet, um Dylan zu retten«, sage ich schlicht.
Sie bleibt stehen. »Kein Geld wird ihn retten.« Ihre Stimme zittert, und sie kann die Worte nur flüstern. Ungeweinte Tränen sammeln sich wie Regentropfen in ihren Augen. »Er wird sterben.« Sie ergreift meinen Arm, und ihre Finger bohren sich hinein, es ist offensichtlich, dass sie sich in Bedrängnis fühlt. »Und Sie wissen, dass Chris sich selbst die Schuld daran geben wird, nicht wahr?«
Meine Kehle schnürt sich zu. »Ja. Ich weiß.«
»Lassen Sie das nicht zu.«
»Ich fürchte, ich kann es nicht verhindern, aber ich werde für ihn da sein.« Leise füge ich hinzu: »Und auch für Sie, wenn Sie mich brauchen. Bitte, speichern Sie meine Nummer in Ihrem Handy. Rufen Sie mich jederzeit an, Brandy. Sie können mich alles fragen.«
Ihr Griff lockert sich langsam, und wir tauschen unsere Handynummern aus. Stumm gehen wir in die Cafeteria, und nach einem ernsten Schweigen schaffen wir es bemerkenswerterweise, zu leichtem Geplauder zu wechseln. Wir sind kaum in dem Raum zurück, da können wir beobachten, wie Chris und Dylan ein lebhaftes Gespräch führen, während sie Schokolade verschlingen.
»Die Ärzte sehen es nicht gern, wenn er Süßigkeiten isst«, flüstert Brandy, »aber wie kann ich ihm die Dinge verwehren, die er genießt?«
»Ich würde ihm auch nichts verwehren«, sage ich, und mein Blick fällt auf den Jungen und wandert zu Chris. Er kann gut mit Kindern umgehen, und ich frage mich, ob er schon einmal daran gedacht hat, selbst welche zu haben. Ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht, aber nach heute bin ich mir nicht mehr so sicher, ob ich Mutter werden will. Wie kann man so sehr lieben und erleben müssen, dass einem ein Kind genommen wird? Der Verlust meiner Mutter war hart genug, und wenn ich Chris verliere …
»Sie lieben ihn«, sagt Brandy leise. »Ich sehe es in Ihrem Gesicht, wenn Sie ihn anschauen.«
Mein Blick verweilt auf Chris. »Ja. Ja, das tue ich.«
»Gut«, sagt sie anerkennend, als ich mich wieder auf sie konzentriere. »Sam und ich sehen den Schmerz, den dieser Mann mit sich herumträgt. Er braucht jemanden, der ihm etwas davon abnimmt.«
Diese Analyse trifft mich wie ein Faustschlag. Chris schleppt seit seiner Teenagerzeit alles, womit das Leben ihn geschlagen hat, mit sich herum. Dass Brandy sieht, was er hinter seinem liebenswerten Äußeren verbirgt, spricht Bände über sie und ihren Mann. Sie leben in quälendem Schmerz, haben aber trotz ihrer Sorgen ein Auge für Chris. Ich denke daran, wie aufgeregt er vor zwei Nächten am Telefon war, und mir ist absolut klar, dass er mich braucht, damit ich an diesem Wochenende etwas von seiner Last trage.
Dies ist nicht der Augenblick, um ihn mit meinen inneren Dämonen zu belasten, und das nicht, weil ich es aufschieben will. Jetzt bin ich an der Reihe, für ihn da zu sein, ihm zu zeigen, dass ich ihn liebe, selbst wenn ich es nicht wage, ihm das zu sagen. Ich wage es nicht, bis ich weiß, dass ihm klar ist, wer ich wirklich bin.
Brandy zeigt nach vorn. »Wir werden gerufen.«
Als ich aufschaue, sehe ich, dass Chris und Dylan uns heranwinken, und ein paar Minuten später habe ich mich breitschlagen lassen, mir mit Chris und Dylan
Friday the 13th
anzusehen, während Brandy und Sam zugestimmt haben, nach Hause zu
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