Enthuellung
einander ein, und es hat nichts mit Sex zu tun, sondern mit dem fester werdenden Band zwischen uns. Als der Moment kommt, da er mich gegen die Wand presst und in mich gleitet, treffen sich unsere Blicke, wie unsere Körper es getan haben, und was zwischen uns vorgeht, erfüllt mich auf eine Weise, wie ich noch nie zuvor erfüllt wurde. Er braucht mich, und ich brauche ihn. Ich habe niemals daran gezweifelt, dass es wahr ist. Ich habe immer gewusst, dass wir zwei Puzzlestücke sind, die an der Stelle zusammenpassen, wo unser Schmerz ist. Es gab eine Zeit, da war ich mir sicher, dass wir zu beschädigt sind, um einander nicht zu zerstören. Jetzt denke ich, dass wir einander retten könnten.
19
Meine Hoffnung, dass sich Chris’ Unruhe gelegt hat, wird zunichtegemacht, nicht lange nachdem wir bei dem Wohltätigkeitslunch ankommen. Wir sitzen an einem von fünfundzwanzig Tischen und hören zu, wie ein Mann potenziellen Spendern die Geschichte von seinem Kind erzählt, das an Krebs stirbt. Ich kann nicht umhin, an Dylan zu denken, und mein Blick wandert von dem Sprecher zu Chris. Er sitzt seitlich zu mir, sein Gesichtsausdruck leidenschaftslos, der Rücken steif. Ich weiß, dass er meinen Blick spürt, aber er starrt einfach nach vorn, das Kinn vorgeschoben. Ich ergreife seine Hand, und er dreht sich langsam zu mir um. Nur für einen Moment lässt er mich den Schmerz sehen, der in den bernsteinfarbenen Einsprengseln durch seine grünen Augen splittert. Ich streiche ihm über die Wange, sage ihm stumm, dass ich verstehe, und er drückt meine Hand, und seine Aufmerksamkeit kehrt langsam zu dem zurück, was im vorderen Teil des Raums vorgeht.
Wieder einmal erfüllt mich starke Gewissheit. Chris
ist
Dunkelheit und Schmerz, und ganz gleich, wie sehr er betont, dass er diese Seite Seiner selbst unter Kontrolle hat, es stimmt nicht. Ich bin mir nicht mal sicher, ob er sie unter Kontrolle haben will. Ich will ihn heilen, will für ihn da sein, aber ich frage mich, ob ich das wirklich kann. Ich bin mir nicht sicher, ob er es mir erlauben wird.
Darüber grübele ich während des Rests der Ansprachen nach und bin erleichtert, als der Lunch endet. Trotzdem kann ich mich nicht schnell verdrücken. Chris und ich mischen uns unter die Gäste, und es erstaunt mich, wie gut er die Fassade von Unbeschwertheit aufrechterhält, genau die richtigen Bemerkungen in den richtigen Momenten macht, ein Lächeln auf viele Gesichter zaubert.
Eine Stunde später sind wir im Krankenhaus und besuchen einige der Kids, und Chris macht Zeichnungen von komischen Tieren und Comicfiguren. Erstaunlicherweise scheint niemand außer mir zu bemerken, wie unglücklich er ist. Ich beobachte ihn, entdecke in meinem wunderbaren, sexy Mann einen Menschen, der diesen Familien trotz seines eigenen Schmerzes so viel gibt, und ich verliebe mich noch mehr in ihn.
Sobald wir mit unseren Besuchen fertig sind, gehen Chris und ich den Flur entlang zu Dylans Zimmer, das unser letztes Ziel sein soll, als Chris stehen bleibt und auf eine SMS hinabschaut.
Der grimmige Ausdruck in seinem Gesicht macht mich besorgt. »Was ist?«, verlange ich zu erfahren.
Er tippt eine Nachricht ein, bevor er antwortet. »Blake meint, das Schloss des Lagerraums sei noch dein Originalschloss, aber der Raum wurde durchsucht. Er will wissen, ob bei unserem letzten Besuch irgendwas durcheinandergeworfen war.«
»Nein. Sag ihm, nein.«
»Das habe ich bereits getan.« Er liest eine weitere Nachricht. »Er glaubt dennoch, dass der Privatdetektiv die Schlösser ausgetauscht hat, während der Strom weg war und der Raum offen stand.«
Ich sehe, worauf das hinausläuft, und ergänze: »Wir haben den Raum nicht mit meinem Schloss verschlossen. Wir haben seins zugemacht, damit er gefahrlos zurückkehren konnte.«
»Richtig. Ich bin mir sicher, er hat in der Nacht, in der du ihm begegnet bist, auf diese Gelegenheit gewartet. Wir können annehmen, dass er dein Schloss wieder angehängt hat, als er aus dem Lagerraum geholt hatte, was er wollte.«
Mein Kopf beginnt zu hämmern. »Wie schlimm war der Raum verwüstet?«
»Es hört sich an, als seien ihre Sachen überall herumgeworfen worden.«
Ein frustrierter Laut entringt sich meinen Lippen. »Können wir die Polizei anrufen?«
»Blake sagt, dass wir niemals beweisen können, dass jemand anders in dem Lagerraum war, und wir sollten die Polizei nicht hinzuziehen, solange wir noch selbst Nachforschungen anstellen wollen.«
Widerstrebend finde ich
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