Enthuellung
habe das schon durchgemacht, aber dieser Junge ist etwas Besonderes.«
Ich recke das Kinn vor, und mein Blick findet seinen. »Ich weiß. Ich kann die Bindung spüren, die du zu ihm hast.«
Die Aufzugtür öffnet sich, und Chris nimmt meine Hand. Schnell treten wir hinaus an die frische Luft hier in L . A., die so viel wärmer ist als zu Hause. Der Versuch, ein Taxi heranzuwinken, entpuppt sich als Kampf, den Chris in diesem Moment am allerwenigsten braucht. Endlich sind wir auf dem Weg ins Hotel, und ich komme auf Dylans Vater zu sprechen. »Ich habe Brandy versprochen, ihren Mann anzurufen. Ich denke, sie wusste, dass sie wieder weinen würde, wenn sie es selbst macht. Willst du mit ihm reden, oder soll ich es tun?«
Chris nimmt sein Handy vom Gürtel. »Ich tue es.«
Ich beobachte Chris, während er Dylans Vater Sam erklärt, was passiert ist. Während des Gesprächs zeigt Chris seine emotionslose Maske, aber er umfasst sein Bein so fest, dass sich die Muskeln unter der Drachentätowierung hervorwölben.
Als wir vor dem Hotel vorfahren, telefoniert Chris immer noch. Er wirft dem Fahrer für eine Zehndollarfahrt einen Hundertdollarschein hin und winkt ihn weiter. Als wir auf unserem Stockwerk ankommen, legt er endlich auf, und seine Gereiztheit ist geradezu mit Händen zu greifen. Er sieht mich nicht einmal an, und ich kämpfe damit, was ich sagen oder tun soll, stehe schweigend da, während er die Karte in die Tür steckt und sie aufdrückt.
Ich bin überrascht, als er vor mir eintritt, während er mir normalerweise folgen würde. Ich schließe die Tür hinter uns, gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie er gegen die Wand schlägt und dann die Fäuste dagegendrückt. Er lässt den Kopf hängen, und ich kann das Spiel seiner langen, geschmeidigen Muskeln sehen.
Rasch gehe ich auf ihn zu und greife nach ihm. »Nicht«, befiehlt er scharf und hält meine Hand auf. Seine Stimme ist belegt, rau. »Ich bin in schrecklicher Verfassung.«
»Sei es mit
mir,
Chris. Lass mich helfen.«
Die Tiefe der Verzweiflung in seinen Augen scheint direkt in die Hölle zu führen. »Diese Seite von mir ist der Grund, warum ich dir gesagt habe, dass du die Finger von mir lassen sollst.«
»Es hat damals nicht funktioniert, und es funktioniert auch jetzt nicht.«
Er packt mich und schiebt mich zwischen die Wand und sich selbst. »Das ist, ich könnte …«
»Ich weiß«, unterbreche ich ihn. »Das ist einer dieser Momente, in denen du Schmerz brauchst, um Schmerz zu ersetzen. Ich verstehe es nach dem, was ich in den letzten vierundzwanzig Stunden gesehen habe. Aber wenn wir es schaffen wollen, Chris, musst du einen Weg finden, mit mir da durchzugehen.«
»Da ist nichts Sanftes in mir, wenn ich so bin. Den Menschen, der ich gerade bin, willst du nicht.«
»Ich will jeden Teil von dir, Chris.«
Mehrere Sekunden lang starrt er mich an, dann schiebt er plötzlich seine Hand in mein Haar und küsst mich. Sein Zorn und sein Schmerz fluten in meinen Mund, versengen mich in ihrer Intensität. Ich lege die Hände auf seine Brust, und er hält sie mit einer von seinen fest. »Fass mich nicht an. Nicht, bis ich darüber hinweg bin.«
»Okay.«
Irgendwie schaffe ich es, stark zu klingen, obwohl mich sein Zustand erschüttert.
»Zieh dich aus«, befiehlt er. »Ich traue mir nicht zu, es selbst zu tun.«
Ich habe keine Ahnung, was er damit meint, aber er tritt von mir weg und zieht sich das Shirt über den Kopf. Ich ziehe mein eigenes T-Shirt aus, zusammen mit meinem BH , und greife nach meiner Hose, stelle mich aber ungeschickt an, weil meine Hand so zittert.
Wie der Blitz ist Chris vor mir und hält mein Handgelenk fest. »Verdammt, ich wusste, es war ein Fehler. Ich mache dir Angst.«
»Du machst mir keine Angst, Chris. Du leidest, also leide ich.«
Ein Gewitter von Emotionen gleitet über seine Züge, und er legt seine Stirn an meine, wie er es im Flugzeug getan hat. Sein Atem geht stoßweise, und er kämpft mit sich, um seine Gefühle zu zügeln.
Es ist fast unmöglich, ihn nicht zu berühren. »Versuch nicht, es zu kontrollieren, Chris. Lass es einfach heraus. Ich kann damit fertigwerden.«
»Ich kann nicht.«
Er tritt von mir weg und überrascht mich, indem er auf das Badezimmer zugeht. Ich blinzle ihm nach. Er kann nicht? Was bedeutet das? Ich höre, dass die Dusche angeht, und versuche zu bleiben, wo ich bin, weil er offensichtlich Raum will, aber ich
kann nicht.
Ich ignoriere, dass ich ihn bekleidet vielleicht besser zur
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