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Enthüllung

Enthüllung

Titel: Enthüllung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Güte!« Sanders ließ den Blick durch den Raum schweifen.
    »Die üblichen Verdächtigen, alle auf einem Haufen«, b e merkte Fernandez trocken.
    Direkt geradeaus saßen, im hinteren Teil des Lokals, Meredith Johnson und Bob Garvin gemeinsam beim Essen. Zwei Tische weiter speiste Phil Blackburn mit Gattin Doris, einer dünnen, brilletragenden Frau, die wie eine Buchhalterin wirkte. Gleich daneben saß Stephanie Kaplan mit einem jungen Mann Anfang 20 – offenbar ihr Sohn, der Student, dachte Sanders. Und rechts am Fenster hatten sich die Leute von Conley-White zu einem Geschäftsessen getroffen, zu ihren Füßen die geöffneten Aktenkoffer. Über den ganzen Tisch lagen Papiere verstreut. John Conley saß rechts, Jim Daly links von Ed Nichols. Daly sprach gerade in ein winziges Diktiergerät.
    »Vielleicht sollten wir in ein anderes Lokal gehen«, sagte Sanders.
    »Nein«, widersprach Fernandez. »Sie haben uns schon ges e hen. Wir können uns dort drüben in die Ecke setzen.«
    Carmine kam. »Mr. Sanders.« Ein steifes Nicken.
    »Wir hätten gern den Tisch dort in der Ecke, Carmine.«
    »Wie Sie wünschen, Mr. Sanders.«
    Sie setzten sich und bestellten den Aperitif. Fernandez be o bachtete Meredith und Garvin. »Sie könnte seine Tochter sein«, sagte sie.
    »Das finden alle.«
    »Es ist wirklich auffällig.«
    Der Kellner brachte die Speisekarten. Sanders hatte auf nichts Appetit, aber sie bestellten trotzdem etwas. Fernandez ließ den Blick unverwandt auf Garvin ruhen. »Er ist eine Kämpfernatur, was?«
    »Bob? Ein berüchtigter Kämpfer. Unglaublich tough .«
    »Sie weiß ihn zu nehmen.« Fernandez wandte den Blick ab und zog mehrere Papiere aus ihrem Aktenkoffer. »Das ist der Vertrag, den Blackburn zurückgeschickt hat. Abgesehen von zwei Klauseln ist er in Ordnung. In der ersten beanspruchen sie für sich das Recht, Ihnen zu kündigen, wenn man Ihnen nac h weisen kann, daß Sie am Arbeitsplatz eine kriminelle Handlung begangen haben.«
    »Aha.« Er überlegte, was das wohl zu bedeuten hatte.
    »Und diese zweite Klausel hier betrifft das Recht, Ihnen zu kündigen, wenn Sie ›keine nach den branchenüblichen Ma ß stäben zufriedenstellende Arbeitsleistung‹ erbringen. Was könnte das bedeuten?«
    Sanders schüttelte nachdenklich den Kopf. »Die haben etwas ganz Bestimmtes im Sinn.« Er erzählte ihr von dem Gespräch, das er vor dem Konferenzsaal belauscht hatte.
    Wie immer zeigte Fernandez keine Reaktion. Sie sagte nur: »Möglich.«
    »Möglich? Die ziehen das durch!«
    »Juristisch betrachtet, meine ich. Es ist durchaus möglich, daß sie etwas in dieser Richtung vorhaben. Und es würde auch klappen.«
    »Warum?«
    »Bei einer Klage wegen sexueller Belästigung rückt immer die gesamte Arbeitsleistung eines oder einer Angestellten ins Blickfeld. Wenn es eine Pflichtverletzung gegeben hat, auch wenn sie noch so lange zurückliegt und noch so geringfügig war, kann sie benützt werden, um die Klage abzuwenden. Ich hatte einmal eine Klientin, die zehn Jahre lang für eine Firma gearbeitet hatte und wegen sexueller Belästigung klagte. Die Firma konnte nachweisen, daß die Angestellte bei ihrer schrif t lichen Bewerbung in einem Punkt gelogen hatte. Die Klage wurde abgewiesen, die Angestellte sogar entlassen.«
    »Dann hängt also letztlich alles von meiner Leistung ab?«
    »Das wäre möglich, ja.«
    Er runzelte die Stirn. Was hatten sie nur gegen ihn in der Hand?
    Auch sie ist dabei, ein Problem zu lösen. Also: Welches Problem will sie lösen?
    Fernandez zog einen Kassettenrecorder aus ihrer Tasche. »Ich würde gern noch einige andere Punkte mit Ihnen besprechen«, sagte sie. »Da ist, beispielsweise, etwas, das sich gleich zu Beginn der Aufzeichnung ereignet.«
    »Okay.«
    »Hören Sie sich das mal an!«
    Sie reichte ihm das Gerät. Er hielt es sich dicht ans Ohr.
    Er hörte sich selbst klar und deutlich sagen: »… sollten wir uns ihrer Meinung nach darüber erst dann Gedanken machen, wenn es soweit ist. Ich habe ihr gesagt, wie du die Sache siehst, und sie telefoniert gerade mit Bob – wir werden also morgen in der Sitzung voraussichtlich diese Haltung einnehmen. Auf jeden Fall, Mark – sollte sich in dieser Sache noch eine grundlegende Veränderung ergeben, würde ich dich morgen vor der Sitzung noch mal anrufen und –«
    »Vergiß das dumme Telefon!« sagte Meredith laut, und dann hörte er ein Rascheln, wie raschelnder Stoff, und dann eine Art Zischen und gleich darauf ein dumpfes Geräusch –

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