Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Enthüllung

Enthüllung

Titel: Enthüllung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
Vom Netzwerk:
unternehmen. Aber er hat Angst, daß sie vollends ausrasten könnte, kommt zu mir und fragt mich um Rat. Was soll ich denn jetzt tun?«
    Sanders legte die Stirn in Falten. »Glaubst du, daß das die ganze Wahrheit ist? Sie ist nur deshalb so wütend auf ihn, weil er sie abgewiesen hat? Oder hat er etwas getan, das ihr Verhalten erst provozierte?«
    »Er behauptet nein. Ist ein ziemlich anständiger Kerl. Bißchen schwerfällig, nicht gerade ein routinierter Weiberheld.«
    »Und die Frau?«
    »Die ist jähzornig, keine Frage. Fährt die Leute im Team manchmal nicht schlecht an. Ich mußte deswegen schon hin und wieder ein Wörtchen mit ihr reden.«
    »Und was sagt sie über den Zwischenfall auf dem Parkplatz?«
    »Weiß ich nicht. Der Junge hat mich ja gebeten, nicht mit ihr darüber zu sprechen. Er sagt, daß es ihm peinlich ist und daß er die Sache nicht, äh, noch schlimmer machen will.«
    Sanders hob die Schultern. »Was soll ich jetzt tun? Die Leute geraten in Streit miteinander, aber keiner macht den Mund auf … Also, ich weiß nicht, Don. Wenn eine Frau seinen Wagen rammt, dann muß er ihr doch vorher etwas getan haben. Wah r scheinlich hat er einmal mit ihr geschlafen und wollte sie nicht wiedersehen, und jetzt ist sie sauer. Das ist jedenfalls meine Vermutung.«
    »Ja, das vermute ich ja auch«, stimmte Cherry ihm zu. »Aber vielleicht liegen wir doch falsch. Vielleicht ist sie nicht ganz dicht.«
    »Und der Schaden am Auto?«
    »Nichts Ernstes. Ein Schlußlicht ist zerbrochen. Der Junge will das Ganze einfach nicht noch schlimmer machen. Also – soll ich die Sache auf sich beruhen lassen?«
    »Wenn er keine Anzeige erstattet, würde ich die Sache auf sich beruhen lassen.«
    »Soll ich mal unter vier Augen mit ihr reden?«
    »Würde ich nicht tun. Wenn man eine Frau einer ungehörigen Handlungsweise beschuldigt – auch wenn man es unter vier Augen tut –, dann braucht man sich nicht zu wundern, wenn man Ärger kriegt. In solchen Angelegenheiten hilft dir keiner, ganz einfach weil es ziemlich wahrscheinlich ist, daß dein Knabe eben doch etwas getan hat, durch das sie sich provoziert fühlte.«
    »Obwohl er behauptet, daß es nicht so war?«
    »Ach, Don«, sagte Sanders seufzend, »die behaupten doch immer, daß es nicht so war. Ich habe noch nie einen sagen hören: ›Ja, geschieht mir ganz recht.‹ Das gibt es einfach nicht.«
    »Also – ich lasse die Sache auf sich beruhen?«
    »Trag eine kurze Notiz in die Personalakte ein, daß er dir den Vorfall erzählt hat, achte darauf, daß du die Vorfälle in seiner Geschichte als mutmaßlich bezeichnest, und vergiß das Ganze.«
    Cherry nickte, stand auf und ging zur Tür. Kurz davor blieb er stehen und drehte sich um. »Eines mußt du mir noch sagen: Warum sind wir beide so überzeugt, daß dieser Typ etwas angestellt haben muß?«
    »Eine Frage der größeren Wahrscheinlichkeit«, antwortete Sanders. »Und jetzt reparier mir endlich dieses verdammte Laufwerk!«

    U m 18 Uhr verabschiedete er sich von Cindy und ging mit den Twinkle-Akten die Treppe zu Meredith’ Büro im fünften Stock hinauf. Die Sonne stand noch ziemlich hoch, ihr Licht strömte durch die Glasfenster. Man hatte Meredith das Eckbüro geg e ben, in dem früher Ron Goldman gearbeitet hatte. Auch eine neue Sekretärin war da. Sanders vermutete, daß sie zusammen mit ihrer Chefin aus Cupertino gekommen war.
    »Ich bin Tom Sanders«, stellte er sich vor. »Ich bin mit Ms. Johnson verabredet.«
    »Ich bin Betsy Ross aus Cupertino, Mr. Sanders.« Sie sah ihn an. »Sagen Sie nichts!«
    »Okay.«
    »Jeder macht eine Bemerkung drüber. Bloß weil eine Betsy Ross in Urzeiten die erste amerikanische Flagge genäht hat. Ich kann es nicht mehr hören!«
    »Okay.«
    »Mein ganzes Leben geht das schon so.«
    »Okay. Schon gut.«
    »Ich sage Ms. Johnson, daß Sie hier sind.«

    T om!« Meredith saß an ihrem Schreibtisch und winkte ihn zu sich, in der anderen Hand hielt sie einen Telefonhörer, den sie kurz vom Ohr weghielt. »Komm rein, setz dich!«
    Von ihrem großen Eckbüro ging der Blick nach Norden, fiel auf Downtown Seattle. Man sah die Space Needle, die Arly Towers, das SODO Building. In der Nachmittagssonne wirkte die Stadt geradezu prächtig.
    »Ich führe nur rasch dieses Gespräch zu Ende.« Sie hob den Hörer wieder ans Ohr. »Ja, Ed, Tom ist jetzt hier, wir werden das alles besprechen. Ja, er hat die Unterlagen mitgebracht.« Sanders hielt die Aktenmappe hoch, in der sich die Unterlagen

Weitere Kostenlose Bücher