Enthüllung
hellblau, fast grau. Das hatte er vergessen, und er hatte auch vergessen, wie lang ihre Wimpern waren. Ihr Haar umspielte weich das Gesicht. Sie hatte volle Lippen, einen verträumten Blick. »Nein«, sagte Sanders. »Ich habe keine Schwierigkeiten damit.«
»Gut. Dann haben wir das abgehakt.« Sie lächelte ihn an und hielt ihm ihr Glas entgegen. »Machst du noch mal die Ho n neurs?«
»Klar.«
Er erhob sich von der Couch und ging zu dem Ecktischchen, auf dem die Weinflasche stand. Sie sah ihm nach.
»Du bist noch toll in Form, Tom.«
»Ja, ich versuche, fit zu bleiben.«
»Machst du Bodybuilding?«
»Ja, zweimal pro Woche. Und du?«
»Du hattest schon immer einen süßen Arsch. Einen süßen, knackigen Arsch.«
Er drehte sich zu ihr um. »Meredith …«
Sie zuckte mit den Achseln. »Das mußte ich dir einfach sagen. Wir sind doch alte Freunde. Habe ich dich beleidigt?«
»Nein.«
»Prüde kann ich mir dich nun wirklich nicht vorstellen, Tom.«
»Nein, nein.«
»Dich wirklich nicht!« Sie lachte. »Weißt du noch, die Nacht, in der das Bett zusammenkrachte?«
Er schenkte den Wein ein. »Richtig zusammengekracht ist es ja eigentlich nicht.«
»Aber natürlich! Du wolltest, daß ich mich über das Fußende beuge, und dann –«
»Ja, ich erinnere mich.«
»– und zuerst ist das Brett am Fußende abgebrochen, und dann fiel der ganze untere Teil des Bettes zusammen, aber du wolltest nicht aufhören, da sind wir einfach ein Stück hochgekrochen, und als ich mich dann am Kopfende festhalten wollte, ist alles –«
»Ich erinnere mich«, sagte er noch einmal, um sie zu unte r brechen, um dieses Gerede zu beenden. »Es war eine tolle Zeit. Hör zu, Meredith –«
»Und dann hat doch die Frau von unten angerufen! Kannst du dich an die erinnern? Diese alte Litauerin? Sie wollte wissen, ob jemand ist gestorrben oderr was ist los hierr?«
»Ja. Hör zu. Um noch mal auf das Laufwerk zurückzuko m men –«
Sie griff nach ihrem Weinglas. »Tom, du bist ja ganz verl e gen! Hast du vielleicht geglaubt, ich will dich anmachen, oder was?«
»Nein, nein. Überhaupt nicht.«
»Gut. Das wollte ich nämlich wirklich nicht. Großes Ehre n wort.« Sie warf ihm einen belustigten Blick zu. Dann legte sie den Kopf zurück, reckte den langen Hals und nippte am Wein. »Wenn ich ehrlich sein soll – ah! Ah!« Sie war zusammeng e zuckt.
Sanders beugte sich besorgt zu ihr hinüber. »Was ist denn?«
»Mein Nacken ist völlig verkrampft, genau da …« Die Augen immer noch vor Schmerz fest zusammengekniffen, deutete sie auf eine Stelle zwischen Schulter und Nacken.
»Kann ich irgend etwas –«
»Einfach ein bißchen massieren – da –«
Sanders stellte sein Weinglas ab und begann ihr die Schulter zu massieren. »Da?«
»Ja, aber fester – richtig drücken!«
Er spürte, daß sich ihre Schultermuskeln lockerten. Meredith seufzte, ließ den Kopf leicht kreisen, öffnete die Augen. »Ah, schon viel besser … Mach weiter!«
Er massierte sie weiter.
»Vielen Dank. Ah … schön … Ich habe da so eine Nerve n geschichte. Irgendwas ist da eingeklemmt, und wenn es losgeht, ist es wirklich …« Langsam schob sie den Kopf vor und zurück. »Das hast du ausgezeichnet gemacht. Aber mit den Händen warst du ja schon immer sehr geschickt, Tom.«
Er massierte weiter. Er hätte gerne aufgehört, weil er spürte, daß er etwas ganz Falsches tat, daß er viel zu dicht bei ihr saß und sie im Grunde überhaupt nicht berühren wollte. Aber gleichzeitig empfand er es auch als schön, sie anzufassen, schön und spannend.
»Gute Hände«, sagte Meredith. »Mein Gott, als ich verheiratet war, dachte ich die ganze Zeit an dich.«
»Wirklich?«
»Klar. Er war, wie gesagt, mies im Bett. Ich hasse Männer, die nicht wissen, was sie tun.« Sie schloß wieder die Augen. »Dein Problem war das nie, was?«
Sie seufzte, entspannte sich, und plötzlich schmiegte sie sich an ihn, als wollte sie seine Hände noch stärker spüren. Es war eine unmißverständliche Geste. Sofort gab er ihr einen a b schließenden kumpelhaften Klaps auf die Schulter und nahm die Hände fort.
Sie schlug die Lider auf und lächelte vielsagend. »Hör zu: Du brauchst wirklich keine Bedenken zu haben.«
Er wandte sich ab und trank einen Schluck Wein. »Ich habe keine Bedenken.«
»Wegen des Laufwerks, meine ich. Wenn sich herausstellen sollte, daß wir wirklich Probleme damit haben und das Einve r ständnis von höchster Ebene brauchen, kriegen wir es auch.
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