Enthüllung
ein: ZEIGE ZUGRIFFSRECHTE AN.
SANDERS, THOMAS L.
FRÜHERE BENUTZEREBENE: 5 (SYSOP)
WECHSEL DER BENUTZEREBENE:
DIE, 16. JUNI 16.50 PACIFIC STANDARD TIME
GEGENWÄRTIGE BENUTZEREBENE: 0 (ZUGANG)
KEINE WEITEREN ÄNDERUNGEN
Das also war es: Sie hatten ihn vom System ausgeschlossen. Benutzerebene 0 war die Stufe, die man bei DigiCom den Sekretärinnen zuwies.
Sanders ließ sich in seinen Stuhl zurückfallen. Für ihn war das, als hätten sie ihn gefeuert. Zum erstenmal wurde ihm klar, was auf ihn zukommen würde.
Er hatte wahrlich keine Zeit zu verlieren. Er öffnete seine Schreibtischschublade und sah sofort, daß die Kugelschreiber und Bleistifte säuberlich in Reih und Glied geordnet dalagen. Man war schon dagewesen. Er zog den Kasten mit den Häng e karteien auf. Nur etwa ein halbes Dutzend Karteimappen waren da; alle anderen fehlten.
Sie hatten seinen Schreibtisch durchstöbert.
Hastig stand er auf und ging zu den großen Aktenschränken hinter Cindys Arbeitsplatz. Diese Schränke waren abgesperrt, aber er wußte, daß Cindy den Schlüssel in ihrem Schreibtisch aufbewahrte. Er fand den Schlüssel und öffnete den Schrank mit den Akten des laufenden Jahres.
Der Schrank war leer. Nicht ein einziger Ordner befand sich mehr darin. Sie hatten alles mitgenommen.
Er öffnete den Schrank für die Akten des vorangegangenen Jahres. Leer.
Das Jahr davor: leer.
Alle anderen Jahre: leer.
Teufel noch mal, dachte er. Kein Wunder, daß Cindy so kühl gewesen war. Wahrscheinlich hatte eine ganze Schar von Arbeitern den ganzen Nachmittag hindurch alles durchstöbert und weggekarrt.
Sanders schloß die Aktenschränke wieder ab, legte den Schlüssel zurück in Cindys Schreibtisch und lief nach unten.
D ie Pressestelle lag im dritten Stock. Außer einer Sekretärin, die gerade nach Hause gehen wollte, war niemand mehr da. »Oh, Mr. Sanders! Ich wollte gerade Schluß machen.«
»Sie müssen nicht bleiben. Ich wollte nur etwas nachsehen. Wo bewahren Sie die alten Ausgaben von ComLine auf?«
»Die liegen alle in dem Regal dort drüben.« Sie deutete auf mehrere Zeitschriftenstapel. »Suchen Sie etwas Bestimmtes?«
»Nein, nein. Gehen Sie ruhig nach Hause.«
Etwas widerwillig griff die Sekretärin nach ihrer Handtasche und verließ den Raum. Sanders trat an das Regal. Die Ausgaben waren in Stapeln zu jeweils sechs Monaten angeordnet. Um sicherzugehen, begann er mit dem zehnten Stapel – fünf Jahre waren diese Exemplare alt.
Er blätterte darin herum, überflog die in endlosen Details geschilderten Sportereignisse und die Pressemitteilungen über Produktionszahlen. Schon nach wenigen Minuten fiel es ihm schwer, sich zu konzentrieren. Obendrein wußte er nicht einmal, was er eigentlich suchte – wenngleich er vermutete, daß es etwas über Meredith Johnson war.
Durch zwei Stapel mußte er sich arbeiten, bevor er den ersten Artikel über sie fand.
NEUE VIZEDIREKTORIN FÜRMARKETING ERNANNT
Cupertino, 10. Mai: DigiCom-Direktor Bob Garvin gab heute die Ernennung von Meredith Johnson zur stellvertretenden Direktorin (unter Howard Gottfried) für Marketing und Pr o motion im Bereich Telekommunikation bekannt. Ms. Johnson ist 30 Jahre alt und war vor ihrem Eintritt bei DigiCom Vized i rektorin im Bereich Marketing bei Conrad Computer Systems in Sunnyvale. Davor hat sie als leitende Sachbearbeiterin bei der Novell Network Division in Mountain View gearbeitet.
Ms. Johnson, die das Vassar College sowie die Stanford Business School besuchte, hat sich vor kurzem mit Gary Henley, einem Marketingleiter bei CoStar, verheiratet. Herzlichen Glückwunsch! Als Neuzugang bei DigiCom bringt Ms. Johnson ihren beträchtlichen geschäftlichen Scharfsinn, zündenden Humor sowie eine brillante Wurftechnik beim Softball mit. Durch sie erfährt das DigiCom-Team eine grandiose Verstärkung! Herzlich willkommen, Meredith!
Er las den Artikel nicht bis zum Ende; der Rest war reine PR-Soße. Das abgedruckte Foto zeigte eine typische Betriebswirtschaftsstudentin nach dem Examen: Vor einem grauen Hintergrund stand, von hinten über eine Schulter hinweg beleuchtet, eine junge Frau mit schulterlangem, leicht gelocktem Pagenkopf, offenem, geschäftsmäßigem, beinahe strengem Blick und einem entschlossenen Zug um den Mund. Allerdings sah sie um einiges jünger aus als jetzt.
Sanders ging Ausgabe für Ausgabe durch. Als er einen Blick auf seine Armbanduhr warf, war es fast 19 Uhr. Er mußte Bosak anrufen. Mittlerweile hatte er das Jahresende
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