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Entmündigt

Entmündigt

Titel: Entmündigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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herum. »Die können doch nicht einfach …«
    »Die können wunderbar! Durch die Unmündigkeitserklärung hat man eine Handhabe, alle Handlungen Giselas zu revidieren. Auch die Verlobung mit dir fällt in den Zeitpunkt ihres beginnenden Wahns. Also hat man sie gestrichen … Die ganze Geschichte ist infam, aber gut eingefädelt. Was Gisela Peltzner getan hat oder angeordnet hat, gilt nicht mehr: Deine Vollmachten, die du von ihr hattest, deine Anstellung als Wirtschaftsprüfer in den Peltzner-Werken … alles ist futsch! Ewald Peltzner war gründlich.«
    »Fahr mich zu den Peltzner-Werken, Gerd.« Klaus Budde verkrampfte die Finger ineinander. »Wenn du es nicht tust, fahr' ich mit einer Taxe. Festbinden kannst du mich nicht. Ich muß mit Ewald Peltzner sprechen.«
    Dr. Gerd Hartung hob die Schultern. »Wenn du unbedingt willst … vielleicht ist es gut so! Du wirst bei der Gelegenheit wenigstens einsehen, daß Schweigen das einzige Mittel ist, Gisela zu helfen.«
    Er reihte sich wieder in den Straßenverkehr ein. Mit starrem Gesicht blickte Dr. Budde aus dem Fenster. Als er von weitem das Hochhaus aus Glas und Beton sah mit dem sich sich drehenden Leuchttransparent PW – Peltzner-Werke –, wurde er um einen Schein blasser.
    »Keine Dummheiten, Klaus!« mahnte Hartung noch einmal, als sie vor der Einfahrt hielten. »Jede Beleidigung, jede Tätlichkeit bringt dich abermals hinter Gitter … und wir verlieren Zeit …«
    »Ah, da sind Sie ja wieder!« sagte Ewald Peltzner gemütlich und winkte Dr. Budde zu wie einem alten Freund. »Sie wollen Ihre Sachen packen? Haben Sie meinen Brief bekommen?«
    »Nein. Ich komme direkt vom Gefängnis.« Klaus Budde biß sich auf die Unterlippe. Das süffisante Lächeln Peltzners reizte ihn, in das fette Gesicht zu schlagen.
    »Dann muß ich das wiederholen, was ich Ihnen schon schrieb: Sie sind ab sofort entlassen, Sie haben keine Vollmachten mehr; alle von meiner Nichte eingeführten Neuerungen sind hinfällig! Fräulein Peltzner ist entmündigt worden. Wir haben lange gezögert, Sie anzuzeigen, Herr Budde, denn es besteht durchaus der Verdacht, daß Sie den Irrsinn meiner armen Nichte erkannt und für sich ausgenutzt haben! Nur dem Umstand, daß wir das nicht lückenlos beweisen können, haben Sie es zu verdanken, daß Sie nicht gleich in eine andere Zelle gewandert sind. Außerdem haben wir seit dem Trauerfall genug an Aufregungen und Nervenbelastungen in der Familie gehabt. Aber eine Bedingung muß ich stellen: Wenn Sie Ihre persönlichen Dinge aus Ihrem Büro abgeholt haben, will ich Sie nie wiedersehen! So, junger Mann, und nun gehen Sie!«
    »Sofort.« Dr. Budde zwang sich, die Hände auf den Rücken zu legen. Er spürte die Gefahr, daß er Ewald Peltzner an die Gurgel greifen würde, wenn er die Hände vorn ließe.
    »Was ist denn noch?« Peltzner sah Budde ungeduldig an. Gewarnt durch den letzten Angriff schob er sich hinter seinen Schreibtisch und legte den Finger auf die Alarmglocke.
    »Angst haben Sie also doch …«, sagte Dr. Budde ruhig.
    »Hinaus, Sie Flegel!«
    »Leben Sie wirklich in dem Wahn, daß Sie damit ein altes Leben abschließen und ein neues Leben beginnen können?«
    »Wenn es Sie beruhigt – ja!« Peltzner bleckte die Zähne. Er war zufrieden. Budde schien außer Frechheiten und Spitzen nichts auf Lager zu haben. Offenbar sah er die Unmöglichkeit ein, als einzelner gegen eine Macht wie die Peltzners vorzugehen.
    Dr. Budde ging ohne ein weiteres Wort.
    In seinem Büro war bereits alles zusammengestellt worden. Sein Schreibtisch war aufgeräumt, seine wenigen persönlichen Dinge lagen in zwei leeren Zigarrenkisten.
    Dr. Budde lächelte schwach. Er sah auf die dicke Wand und auf das kleine Loch in einem deutlich sichtbaren Viereck der Tapete. Der eingebaute Wandtresor. Zu ihm gab es nur einen Schlüssel, und diesen trug er in seiner Geldbörse bei sich.
    An kleinen Kratzern um das runde Schloß herum sah Budde, daß man versucht hatte, mit anderen Schlüsseln und Werkzeugen den Tresor zu öffnen. Ganz sicher ohne Erfolg, dachte Budde zufrieden. Von der Rückseite konnte man die Wand nicht aufstemmen … dort ging es neun Stockwerke in die Tiefe. Es war die dicke Außenmauer des Verwaltungshochhauses.
    Dr. Budde holte den Schlüssel aus seiner Geldbörse, schloß den Tresor auf und nahm eine dünne Mappe aus dem stählernen Fach. Als er sie durchblätterte, empfand er einen stillen Triumph. Es waren zwar nur Zahlenkolonnen, die er hier zusammengetragen

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