Entrissen
Stimme auf dem Anrufbeantworter hörte.
Auch diesmal hinterließ er ihr eine Nachricht.
»Sophie? Hier ist Clayton. Wenn du da bist, nimm ab.« Eine lange Pause. Dann ein Seufzer. »Okay, hör zu, ich komme jetzt zurück in die Wohnung. Ich muss dringend mit dir sprechen. Jetzt gleich. Ich habe eine Nachricht auf deiner Mailbox hinterlassen. Wenn du schon zu Hause bist, warte auf mich.« Pause. »Das ist alles so ein verdammter Mist. Ich ... wir müssen ...« Wieder ein Seufzer. »Nein. Ich kann das nicht am Telefon erklären. Wir müssen das durchsprechen. Eine Lösung finden.«
Ende der Nachricht.
In einem von Claytons dunklen Ledersesseln im Wohnzimmer saß Sophie Gale und nahm einen tiefen Zug von ihrer Zigarette. Sie hielt den Rauch eine Weile in der Lunge, dann stieß ihn langsam wieder aus.
Das rote Licht des Anrufbeantworters blinkte. Sie blieb sitzen, hob lediglich die Zigarette, nahm wieder einen Zug und stieß den Rauch langsam aus.
Und wartete.
63
Auf dem Weg zurück ins Stadtzentrum fuhr Phil so schnell, wie es erlaubt war. Anni saß aufgewühlt neben ihm.
»Boss?«, meinte sie schließlich mit offensichtlichem Unbehagen.
»Ja?«, sagte Phil, ohne den Blick von der Straße zu wenden.
»Ich glaube, ich hätte Ihnen etwas sagen sollen.«
Phil riskierte einen raschen Seitenblick. Anni hatte das Gesicht abgewandt, aber er konnte deutlich die Anspannung in ihrem Nacken sehen. »Ja?«
Eine Weile war nur das Geräusch des Motors zu hören.
Schließlich sagte Anni: »Es ist wegen Clayton.«
Phil wartete ab.
»Er ist ...« Sie seufzte. »Ich habe ihn gesehen. Vorletzte Nacht. Während ich Brothertons Haus observiert habe.«
Phil sah sie stirnrunzelnd an. Er sagte nichts, wartete darauf, dass sie fortfuhr.
»Er war ... er hat Sophie nach Hause gebracht.«
Phil riss den Blick von der Straße los. »Er hat was?«
»Und ...« Sie musste ihm auch den Rest sagen. Jetzt gab es kein Zurück mehr. »Und sie hat ihm einen geblasen. Im Wagen.«
Wieder wandte Anni den Kopf ab und sah aus dem Fenster. Sie spürte Phils bohrenden Blick. Die Straße schien er vergessen zu haben.
»Warum haben Sie mir das nicht früher gesagt?« Seine Stimme war ruhig, beherrscht.
Das war kein gutes Zeichen, so viel wusste Anni. »Ich ... ich war mir nicht sicher, ob mir das zusteht, Boss. Ich dachte einfach, typisch Clayton. Ich habe ihn später darauf angesprochen. «
»Und was hat er gesagt?«
»Er sagte, er würde es Ihnen selber sagen. Sich mit Ihnen hinsetzen und alles erzählen.« »Alles? Was ist alles?«
Anni seufzte und schüttelte den Kopf. »Clayton war früher bei der Sitte. Daher kannte er Sophie. Sie hat als Informantin für sein Team gearbeitet.«
»Warum hat er mir das nicht gesagt, verdammt noch mal?« Im Vergleich zu vorher war Phils Stimme jetzt umso lauter. Mit einer Hand begann er seine Brust zu massieren, er schien Atemprobleme zu haben.
»Alles in Ordnung, Boss?«
Er ignorierte ihre Frage. »Warum hat er mir nichts davon gesagt?«
»Ich weiß auch nicht. Er hat mir gesagt, dass er es tun würde. Auf jeden Fall hat mich das veranlasst, in Sophies Vergangenheit nachzuforschen. So bin ich auf diese ganze Prostituiertengeschichte gestoßen.«
»Über die er kein Wort verloren hätte.«
»Ich ... ich weiß nicht, Boss.«
Phil seufzte. Seine Atemzüge waren kurz und hektisch. »Boss ...«
»Mein Gott...« Er presste seine Hand fester auf die Brust. Anni begann sich Sorgen zu machen, ob es vielleicht ein Herzinfarkt sein könnte.
»Sollten Sie nicht lieber rechts ranfahren?«
Phil schüttelte unwirsch den Kopf. »Rufen Sie ihn an. Rufen Sie ihn auf der Stelle an. Ich will wissen, was zum Teufel er sich dabei gedacht hat.«
Anni holte ihr Handy aus ihrer Tasche und wählte Claytons Nummer. Sie wartete eine Weile, dann sah sie zu Phil. »Anrufbeantworter.«
»Mist. Hinterlassen Sie eine Nachricht. Sagen Sie ihm, ich will ihn auf dem Revier sehen. Sofort.« Anni telefonierte kurz.
»Er war im Büro, als wir gegangen sind«, keuchte Phil. »Probieren Sie es dort. Fragen Sie, ob er da ist. Nein, rufen Sie Marina an. Fragen Sie sie.«
Anni tat wie geheißen. Sie wechselte ein paar Worte mit Marina und beendete dann das Gespräch.
»Er ist weg. Gleich nach uns gegangen.«
Phil atmete durch zusammengebissene Zähne. »Hat... hat sie gesagt, weshalb?«
»Sie meinte, er hat mit Millhouse gesprochen, gleich nachdem ich bei ihm gewesen war. Danach hatte er es sehr eilig.«
»Und Sie
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