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Entrissen

Entrissen

Titel: Entrissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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Fall arbeitest. Dass du mir nützen kannst. Als mit Ryan alles den Bach runterging, schien es die beste Lösung, einfach bei dir einzuziehen. So konnte ich dich im Auge behalten und war gleichzeitig vor den Bullen sicher. Aber irgendwie hat das alles nicht funktioniert. Du bist von dem Fall abgezogen, und jetzt haben sie auch noch das über Graeme und mich rausgefunden.«
    »Na und? Wir kriegen das schon irgendwie hin. Wir müssen nur zusammenhalten.«
    Sie schenkte ihm ein trauriges Lächeln. »Nein, Clayton. Ich glaub, dafür ist es jetzt zu spät. Wir müssen alle Opfer bringen.«
    »Wovon redest du?«
    »Von der Familie, Clayton. Familienbande sind stärker als alles andere.« In ihren Worten lag Traurigkeit.
    Noch immer streichelte sie ihn, rieb ihren Körper an seinem. Er hatte keine Ahnung, was sie da faselte, ihm war nur das Gefühl wichtig, das ihre Berührung in ihm auslöste. Obwohl der Zeitpunkt denkbar ungünstig war, bekam er eine Erektion.
    »Und das heißt, dass ich jetzt gehen muss.«
    »Nein, hör doch mal zu ...«
    »Tut mir leid, Clayton. Du bist das schwächste Glied. Leb wohl.«
    Anfangs spürte er die Klinge gar nicht. Nicht den ersten Stich und auch nicht den zweiten. Erst den dritten spürte er. Der Schmerz hatte den Schock eingeholt.
    Sophie trat einen Schritt zurück. Er sah an sich herab.
    Sie hatte ihm ein Messer in den Bauch gerammt. Schnell und heftig. Sein Hemd war blutdurchtränkt. Im Rhythmus seines Herzschlags schoss Blut aus ihm heraus.
    »Nein, nein ...«
    Er presste die Hände auf die Wunde und versuchte, das Blut aufzuhalten. Es gelang ihm nicht. Es lief einfach zwischen seinen Fingern hindurch.
    »Oh Gott, oh mein Gott, nein ...«
    Er taumelte ein paar Schritte, wusste nicht, was er tun sollte. Seine Panik jagte seinen Puls in die Höhe und mit ihm die Geschwindigkeit, mit der das Blut aus ihm herausschoss. Er sah sich hilfesuchend nach Sophie um, aber die hatte bereits ihren Mantel übergeworfen und sich ihre Reisetasche geschnappt, die neben dem Sessel gestanden hatte. Sie sah nicht einmal zu ihm hin.
    »Hilfe ... hilf mir ...«
    Seine Stimme wurde schwächer, wie sein ganzer Körper. Sophie schenkte ihm keine Beachtung, sondern ging zur Tür.
    Da regte sich etwas in ihm. Er durfte sie nicht entkommen lassen. Er musste sie aufhalten. Den Notarzt rufen, irgendwie Hilfe holen. Seine Finger, glitschig vor Blut, fummelten in seiner Jackentasche und bekamen das Handy zu fassen. Er wählte 999. Nichts geschah. Ihm fiel ein, dass er das Handy auf dem Nachhauseweg ausgeschaltet hatte.
    »Mist...«
    Nach mehreren Versuchen gelang es ihm, es einzuschalten. Wartete, bis es ein Netz gefunden hatte.
    »Mach schon ... jetzt mach schon ...«
    Schwarze Punkte tanzten am Rand seines Gesichtsfeldes. Er versuchte sie wegzublinzeln, aber jedes Mal, wenn er die Augen wieder öffnete, waren es mehr. Er blickte durchs Zimmer, versuchte etwas zu erkennen. Sophie hatte die Wohnungstür erreicht.
    »Nein ...«
    Endlich hatte das Telefon ein Netz gefunden. Wieder wählte er 999, dann hob er zitternd das Handy ans Ohr. Freizeichen. Seine Beine wurden immer schwächer. Er musste sich hinsetzen. Nein. Verbissen kämpfte er dagegen an. Blieb stehen. Wartete.
    Es meldete sich jemand und fragte, welchen Notfalldienst er wünsche.
    »Krankenwagen«, keuchte Clayton. »Ich wurde ... niedergestochen ...«
    Sophie hörte seine Worte und drehte sich um. Sie kam mit wenigen Schritten durch den Raum, riss ihm das Handy aus der Hand und schleuderte es von sich. Es prallte gegen eine Wand und zerbrach. Sie nickte zufrieden, drehte sich um und ging wieder zur Tür.
    »Nein ...«
    Claytons Beine drohten jeden Moment unter ihm wegzuknicken. Mit letzter Kraft gelang es ihm, Sophie zu folgen. Hinter ihm zog sich eine Blutspur durch den Raum. Kurz vor der Wohnungstür erreichte er sie und griff nach ihr. Sie fuhr herum und wollte ihn zurückstoßen.
    Clayton wusste, dass er um sein Leben kämpfte. Er wusste, dass er sterben würde, wenn er nicht etwas unternahm. Er versuchte, sich an sein Kampfsporttraining zu erinnern, und umschlang sie mit beiden Armen, so fest er konnte.
    Sie kämpften gerade verbissen vor der Tür, als es klingelte.
     

65
     
    »Hier ist es?«, fragte Phil.
    Anni nickte. »Ja.«
    Sie tauschten einen Blick. Anni drückte auf die Klingel.
     
    Erschrocken hielten Clayton und Sophie in ihrem Kampf inne und starrten auf die Gegensprechanlage. Beide ahnten, wer draußen vor dem Haus stand.
    Clayton griff

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