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Entrissen

Entrissen

Titel: Entrissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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tun.
    Langsam, ganz langsam kamen sein Herzschlag und sein Atem zur Ruhe. Es gab nur eine Möglichkeit, sich Gewissheit zu verschaffen. Er stand von seinem Schreibtisch auf und ging zu Millhouse.
    »Hi«, sagte er und versuchte, möglichst beiläufig zu klingen, scheiterte allerdings kläglich.
    Statt einer Antwort gab Millhouse nur ein Brummen von sich.
    »Was war, äh ... was wollte Anni denn eben gerade von dir wissen?«
    »Es ging um Graeme Eades«, antwortete Millhouse missmutig, weil er schon wieder aus seiner Arbeit gerissen wurde. Und im Gegensatz zu Anni konnte Clayton offenbar nicht mit seinem Charme bei ihm punkten.
    »Darf ich mal kurz sehen?«
    »Du arbeitest doch gar nicht mehr an dem Fall.«
    Clayton schenkte ihm ein Lächeln, als wolle er sagen, dass sie alle doch gute Freunde seien, allerdings war es schnell wieder verflogen. »Komm schon, Millhouse. Du weißt doch, wie das ist. Bitte. Tu's für mich.«
    Millhouse seufzte und loggte sich wieder in die Datenbank ein. »Da«, sagte er. »Das wollte sie sich als Erstes ansehen.«
    Clayton schluckte schwer. »Okay. Und was danach?«
    Ein Grunzen und ein Seufzer, als hätte er von Millhouse verlangt, einen Berg mit einem Teelöffel zu versetzen. »Das hier.«
    Er öffnete ein weiteres Fenster und lehnte sich zurück. Clayton spürte, wie er wieder anfing zu zittern. Und zwar noch schlimmer als vorher.
    Wie in Trance ging er zurück zu seinem Schreibtisch.
    »Hab ich gern gemacht!«, rief Millhouse ihm hinterher.
    Aber Clayton hörte ihn gar nicht. Er ließ sich auf seinen Stuhl sinken.
    Verdammte Scheiße, verdammte Scheiße ...
    Phil war aufgestanden und warf sich die Jacke über. Anni folgte ihm. Gemeinsam gingen sie zur Tür.
    Clayton saß wie gelähmt da und blickte ihnen nach. Er musste etwas unternehmen, aber er war wie vor den Kopf geschlagen. Er musste höllisch aufpassen. Sich seinen nächsten Schritt genau überlegen. Seine Karriere hing davon ab. Er musste nachdenken. Einen Weg finden, wie er sauber aus der Sache wieder rauskam.
    Genau.
    Aber zuerst musste er telefonieren.
     

62
     
    Als Graeme Eades ihnen die Tür öffnete, hätte Phil ihn fast nicht wiedererkannt. Er war innerhalb eines Tages so stark gealtert, dass er sein eigener Vater hätte sein können. Aber schlimmer noch als das war sein Gesichtsausdruck: Er sah aus wie ein Geist, der noch nicht begriffen hatte, dass er tot war.
Das ist die Schuld, die auf ihm lastet,
dachte Phil.
    Er hatte sich ein Zimmer in der Travelodge am Stadtrand von Colchester gemietet. Sein eigenes Haus war noch nicht freigegeben, die Spurensicherung war vor Ort und würde es voraussichtlich noch eine Weile bleiben.
    »Ich hätte gedacht, er hat fürs Erste genug von billigen Hotels«, hatte Anni gemeint, als sie zur Rezeption gegangen waren und dort ihre Ausweise vorgezeigt hatten.
    Phil hatte nicht geantwortet, sondern lediglich nach Eades' Zimmer gefragt.
    »Mr Eades?«, sagte er. »Nur noch ein paar Fragen, wenn es recht ist. Es wird nicht lange dauern.«
    Eades öffnete die Tür vollständig und zog sich ins Zimmer zurück. Er trug Khakihosen und ein Sweatshirt, beide Kleidungsstücke sahen aus, als hätte er in ihnen geschlafen. Er war unrasiert, und seine schütteren Haare standen wirr ab. Eades ließ sich aufs Bett sinken und wartete mit gesenktem Kopf auf ihre Fragen.
    Phil lehnte sich gegen die Kommode. Anni nahm im Sessel Platz.
    »Wir haben uns Ihre Vergangenheit angesehen, Mr Eades, und es gibt da einige Dinge, die wir gerne klären würden.« Keine Reaktion.
    »Vor vier Jahren wurden Sie verwarnt, weil Sie Frauen auf der Straße angesprochen hatten, um Sex mit ihnen zu haben, ist das korrekt?«
    Eades sah auf und runzelte die Stirn. »Was?«
    Phil begann noch einmal. Eades schnitt ihm das Wort ab. »Ich habe schon verstanden. Aber was hat das mit... mit...«
    »Es stimmt also? Sie haben Frauen auf dem Straßenstrich angesprochen? Weil Sie Sex wollten?«
    Eades ließ den Kopf wieder sinken und seufzte. Zur Schuld kam nun auch noch die Erniedrigung. »Ja«, sagte er, und seine Stimme klang brüchig. »Ja, habe ich.«
    »Nur dieses eine Mal oder öfter?«, fragte Anni. »War das etwas, was Sie regelmäßig gemacht haben?«
    Eades sah auf, blickte Anni jedoch nicht an. »Spielt das eine Rolle?« Er versuchte, die Scham hinter selbstgerechtem Zorn zu verbergen. »Inwiefern hat das mit ... mit meiner Frau zu tun? Ist das irgendwie relevant? Ist das Teil der Ermittlungen?«
    »Ja, das ist es, Mr

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