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Entrissen

Entrissen

Titel: Entrissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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durchblicken, dass er eine solche Entscheidung keineswegs verstanden hätte.
    Fenwick seufzte. »Was für ein Schlamassel«, sagte er. »Und ich kann Ihnen nicht einmal an den Kragen wegen Ihres Verhaltens, weil Sie dann sofort kontern würden mit...«
    »Ihrer Einmischung gestern.«
    »Vielen Dank, dass Sie meinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen.« Ein neuerlicher Seufzer von Fenwick. »Aber am Ende des Tages ...«
    Jetzt kommt's,
dachte Phil.
Fürst Floskel reitet wieder ...
    »Am Ende des Tages müssen wir zusammenhalten. Das heißt, Sie leiten auch weiterhin die Ermittlung in dem Fall. Und natürlich werden Sie mit nach Wrabness rausfahren.«
    Phil war erleichtert. »Vielen Dank, Chef.«
    »Aber keine Fehler mehr. Wenn wir das hier versauen, dann macht uns der Staatsanwalt die Hölle heiß.«
    »Ja, Sir.« Phil wandte sich zum Gehen.
    »Und, Phil?«
    Er blieb stehen.
    Fenwick wirkte besorgt und müde. Als hätte er eine wichtige Lektion gelernt, die ihm jedoch gegen seinen Willen aufgezwungen worden war. »Ich nehme es Ihnen nicht übel. Ich hätte höchstwahrscheinlich genauso reagiert. Gut gemacht mit der Vernehmung.«
    »Danke, Sir.«
    Phil verließ das Büro seines Vorgesetzten und eilte in die Bar. Dort herrschte hektische Betriebsamkeit. Das Team machte sich zur Abfahrt bereit, die Uniformierten legten ihre Schutzwesten an. Eine Schusswaffeneinheit war herbeordert worden. Anni koordinierte die Vorbereitungen.
    Sie blickte hoch, als er eintrat. Er ging zu ihr.
    »Ich bin noch dabei«, sagte er auf ihre unausgesprochene Frage hin, so dass es jeder in ihrer Nähe hören konnte. »Ich bin auch weiterhin der leitende Ermittler.«
    »Freut mich zu hören, Boss.«
    »Also, was haben Sie rausgefunden?«
    Sie warf einen Blick auf den Computerbildschirm vor ihr. »Hillfield ist ein Kleinbauernhof und gehört der Familie Croft.« Sie sah ihn vielsagend an. »Ein Farmer ...«
    »Aha«, sagte Phil. Er spürte das vertraute Kribbeln, das sich immer einstellte, wenn die einzelnen Teile eines Falles endlich zusammenpassten. »Entspricht dem Profil. Name?«
    Der letzte Eintrag im Grundbuch läuft auf Laurence Croft.«
    »Der Vater?«
    »Ist anzunehmen, dem Geburtsdatum nach zu schließen. Ein Todesdatum ist nicht vermerkt, aber er ist nicht als gegenwärtiger Bewohner aufgelistet. Dort steht nur ...« Sie scrollte den Bildschirm hinunter. »Hester Croft. Eine einzige Person. Das ist alles.«
    »Geschlecht?«
    »Weiblich.« Sie scrollte weiter. »Das Haus liegt auf einem mehrere Hektar großen Grundstück. Zu ihm gehören auch einige Cottages.« Sie las weiter. »Nein, stimmt nicht, die wurden vor ein paar Jahren abgerissen. Danach wurde das Land zu einem Platz für Dauercamper umgestaltet.«
    »Ich gehe davon aus, dass das Haus ziemlich abgelegen liegt?«
    Anni lächelte gezwungen. »Na ja - es ist in Wrabness.«
    »Also.« Phil ließ seinen Blick über die versammelte Mannschaft schweifen. Alle hielten in ihren Vorbereitungen inne und sahen ihn erwartungsvoll an.
    »Sind wir bereit? Dann los.«
     

76
     
    Das Baby schrie immer noch. Hester hatte sich in die Küche zurückgezogen und hockte dort auf dem Fußboden. Sie hatte die Hände auf die Ohren gepresst und versuchte, sich so klein wie möglich zu machen.
    »Schh... schhh...!«
    Aber das Baby schrie immer weiter.
    Sie hatte es beseitigen wollen, sich aber nicht dazu überwinden können, während es wach war. Also hatte sie darauf gewartet, dass es einschlief. Aber es wollte nicht einschlafen, es lag einfach nur da und schrie.
    Die Sache mit dem Baby war schon schlimm genug, aber es war noch etwas Schlimmeres passiert: Sie hatte nach ihrem Mann gerufen, und er war nicht aufgetaucht. Sie hatte ganz fest die Augen geschlossen und versucht, ihn herbeizudenken. Nichts. Kein Geräusch im Haus bis auf ihr eigenes Schluchzen und das Geschrei des Babys.
    Sie musste den Tatsachen ins Auge sehen: Sie konnte seine Stimme nicht mehr hören, seine Anwesenheit nicht mehr spüren. Die Verbindung zwischen ihnen war zerrissen. Sie war ganz auf sich allein gestellt.
    Ihr Mann hatte sie verlassen. Er war fort.
    Sie hielt die Augen geschlossen und versuchte, das Schreien des Babys mit ihrem eigenen Weinen zu übertönen. Das Baby.
    Das verfluchte Baby war an allem schuld. Wäre das Baby nicht ins Haus gekommen, hätte es nicht alles durcheinandergebracht, dann wären sie immer noch glücklich miteinander, so wie früher. Nur Hester und ihr Mann. Allein und zusammen. Jeder des anderen

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