Entrissen
Chef.«
Marina. Das Baby ...
Phil spürte, wie es ihm in der Brust eng wurde. Ihm war schwindlig und sein Atem ging stoßweise. Er hoffte, sich verhört zu haben, doch dem war nicht so. Dann fiel ihm etwas ein. »Der Notarztwagen? Er lebt also noch?«
»Er ringt mit dem Tod. Die Ärzte tun, was sie können. Wie es aussieht, wurde er mit einem Hammer niedergeschlagen.«
»Genau wie Caroline Eades ...« Phil nickte, den Blick zu Boden gerichtet. Er erinnerte sich an das Versprechen, das er Marina gegeben hatte. Dass er immer für sie da sein würde. Dass er nie wieder zulassen würde, dass jemand ihr etwas antat. Panik stieg in ihm auf. Er kämpfte sie nieder. Seine Augen hefteten sich auf die geschlossene Tür des Vernehmungszimmers.
»Und sie weiß es die ganze Zeit! Sie sitzt da drinnen und weiß es ...!«
Er machte einen Satz in Richtung Tür und riss sie auf. Sophie sah hoch. In ihrem Gesicht spiegelte sich erst Verwirrung, dann Angst, als Phil auf sie zustürzte.
Weit kam er nicht. Die Tür flog auf, und er wurde von zwei Uniformierten gepackt.
»Schlechte Neuigkeiten?«, fragte Sophie, sobald klar war, dass sie sich in keiner unmittelbaren Gefahr mehr befand, und lachte.
Er schrie und tobte, als ihn die beiden Kollegen davonzerrten.
»Nein!«, brüllte er. »Marina ...«
75
Marina schlug die Augen auf. Und sah nichts. Es war noch genauso dunkel wie zuvor.
Sie versuchte, die Arme zu bewegen. Sie schmerzten, genau wie der Rest ihres Körpers, aber sie waren nicht gefesselt. War das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Hatte ihr Entführer es einfach vergessen, oder hielt er sie an einem Ort gefangen, von dem es ohnehin kein Entkommen gab?
Sie streckte eine Hand aus und tastete ins Nichts. Langsam und vorsichtig, schließlich wusste sie nicht, welche unangenehmen Überraschungen in der Dunkelheit lauerten. Da war nichts, nur festgestampfte Erde. Sie senkte den Kopf und schnüffelte. Es roch stockig und feucht. Ein unterirdischer Raum. Ein Keller?
Panik begann in ihr aufzusteigen. Sie war gefangen. Unter der Erde. Ihr Herz begann zu hämmern, und sie bekam kaum noch Luft.
»Nein. Bitte nicht...«
Sie dachte an Martin Fletcher. Wie er in ihrem Büro stand und den einzigen Fluchtweg blockierte. Wie damals betete sie, dass Phil sie retten möge, und kämpfte gleichzeitig mit der entsetzlichen Angst, dass er nicht kommen würde.
»Nicht schon wieder, nicht schon wieder ...«
Verzweifelt schluchzend stand sie auf und streckte vorsichtig die Arme nach oben aus. Die Decke war niedrig, von Holzbalken gehalten. Ja, sie befand sich unter der Erde.
Sie setzte sich wieder auf den Boden und rollte sich zusammen.
Phil hatte gesagt, er würde sie nie wieder im Stich lassen. Sie nie wieder einer Gefahr aussetzen. Er hatte gelogen.
Sie kniff die Augen einmal fest zusammen, dann öffnete sie sie wieder. Vielleicht würde sie irgendwo einen Lichtstrahl entdecken, sobald sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten.
Nichts. Es war und blieb stockfinster. Sie streichelte ihren Bauch. Keine Ruhe. Keine Entspannung.
Sie schluckte die aufsteigende Panik hinunter und betete, dass Phil - oder irgendjemand sonst - kommen und sie retten möge.
Sie ignorierte die leise Stimme in ihrem Hinterkopf, die ihr sagte, dass sie bei Martin Fletcher bloß Glück gehabt hatte. Noch einmal würde sie nicht mit dem Leben davonkommen. Niemand würde sie finden. Sie war ganz allein.
Sie schlang die Arme um ihren Körper.
Wagte nicht, sich zu rühren.
Und weinte.
»Ich weiß auch nicht, was in mich gefahren ist«, sagte Phil. »Das war absolut unprofessionell. Es wird nicht wieder vorkommen.«
Er stand Fenwick in seinem Büro gegenüber. Er war verschwitzt und sah ungepflegt aus, aber er wollte sofort losfahren. Allerdings wusste er, dass er dies zuerst über sich ergehen lassen musste. Sobald man ihn von Sophie Gale weggezerrt hatte, war er zu Fenwick zitiert worden. Anni und der Rest des Teams gingen in der Zwischenzeit den Hinweisen nach, die sich aus der Vernehmung ergeben hatten.
Von der anderen Seite des Schreibtischs aus maß Fenwick ihn mit kühlem Blick. Dennoch war offensichtlich, dass auch er alle Mühe hatte, gefasst und professionell zu bleiben.
»Ich hätte die Vernehmung nicht führen sollen, Sir. Ich war persönlich zu stark involviert. Wahrscheinlich wollen Sie jetzt nicht mehr, dass ich mit nach Wrabness fahre. Das würde ich verstehen.« Phils Stimme und seine Haltung ließen dagegen
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