Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Entrissen

Entrissen

Titel: Entrissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
Vom Netzwerk:
was mein Vater mit ihm gemacht hatte. Also musste er kriechen. Er hat ein Messer genommen. Eines von den großen. Das, mit dem wir immer die Hühner geschlachtet haben.«
    Phil zuckte zusammen. Sophie bemerkte es nicht, sie war ganz bei ihrer Geschichte.
    »Er hat es genommen und ...«, sie war kaum zu verstehen, »hat sich den Schwanz abgeschnitten.«
     

74
     
    Phil sagte nichts. Ihre Worte hatten ihn wie ein Faustschlag getroffen. Er hatte mit dem Schlimmsten gerechnet. Aber damit nicht.
    »Mein Gott...« Die Worte entschlüpften ihm, ohne dass er es wollte.
    Sophie nickte, als stimme sie ihm zu. »Hat sich den Schwanz abgeschnitten«, wiederholte sie beinahe ehrfürchtig flüsternd. »Er wollte eine Frau sein. Wollte geliebt werden ...«
    »Hat er ... überlebt?«
    Sophie nickte. »Er hat viel Blut verloren. Wäre fast dran gestorben. Aber Vater hat ihn gefunden und ihm geholfen.«
    »Hat er ihn ins Krankenhaus gebracht?«
    Sie schüttelte den Kopf und lachte bitter auf. »Machen Sie sich doch nicht lächerlich.«
    »Was hat er dann gemacht?«
    »Die Wunde kauterisiert.«
    »Womit?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Mit einem heißen Eisen. Irgendeinem Werkzeug.« Ihr Tonfall war völlig unbeeindruckt.
    Phil stand immer noch unter Schock. Er hatte keine Ahnung, was er als Nächstes fragen sollte. Glücklicherweise sprach Sophie einfach weiter.
    »Nachdem er wieder gesund war, hab ich ihm geholfen.
    Heimlich. Ich hab gesagt, wenn er wie eine Frau leben will, dann kann ich dafür sorgen, dass er eine Frau wird. Ich kannte Leute, die auf solche Sachen spezialisiert waren. Sie wissen schon - die ihn operieren konnten.«
    »Was für Leute?«
    »Body-Modifier.«
    »Woher kannten Sie diese Leute?«
    Wieder ein Schulterzucken. »Von der Arbeit.«
    »Und was haben sie mit Heston gemacht?«
    »Haben ihn in eine Frau verwandelt. Seinen Körper verändert. So weit sie konnten.« Sophie runzelte die Stirn. »Aber ich glaub, irgendwas ist dabei schiefgegangen. In seinem Kopf.«
    »Was meinen Sie damit? Er ist verrückt geworden?«
    »Danach war er nicht mehr derselbe. In jeder Hinsicht.« Sie nippte an ihrem Tee.
    »Ist er dann ausgezogen? Oder ist er bei Ihrem Vater in Wrabness geblieben?«
    »Er blieb in Wrabness.« Sie verstummte plötzlich und sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. »Woher wussten Sie das? Das hab ich Ihnen nicht gesagt!«
    Wütend rückte sie vom Tisch ab. Phil hielt ihrem Blick stand. Seine Miene war ruhig, seine Stimme fest. Er wusste, dass Anni genau in diesem Moment dabei war, Dokumente zu durchforsten.
    »Aber natürlich haben Sie es mir gesagt.«
    »Hab ich nicht!«
    »Vielleicht nicht wortwörtlich. Aber ich habe die Information von Ihnen.«
    Sie war immer noch wütend. Er zuckte mit den Schultern.
    »Warum sind Sie wütend auf mich, Sophie? Jetzt kommt sowieso alles heraus, da können Sie es mir ruhig sagen. Wie lautet Ihr Nachname? Ihr richtiger Nachname?«
    Ihr Zorn verflog, um wieder einem verschlagenen Lächeln Platz zu machen. »Noch nicht«, sagte sie. »Ich erzähle gerade von meinem Bruder.«
    »Okay. Dann erzählen Sie weiter. Er blieb also in Wrabness.«
    Sie nickte.
    »Mit Ihrem Vater?«
    Sie öffnete den Mund, um zu antworten, dann klappte sie ihn wieder zu. Lächelte. »Nein. Der war dann irgendwann weg.« »Weg wohin?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Weg halt. Und Heston war nicht mehr Heston. Er ist jetzt Hester. Meine Schwester.«
    »In Ordnung. Hester. Und er - Ihre Schwester, sie lebt allein?«
    Wieder dieses schiefe, kranke Lächeln. »Nein, sie ist nicht allein. Sie hat einen Mann.« Sie lachte.
    Phil war verwirrt. »Weshalb ist das so komisch?«
    Wieder ein Schulterzucken. »Ist es eben.«
    »Und er lebt dort mit ihr zusammen?«
    Noch ein Lachen. »Er ist immer bei ihr.«
    »Verstehe.« Allmählich hatte Phil es eilig, zur Sache zu kommen. »Und ... Hester wollte irgendwann ein Baby haben, richtig? Also haben Sie eins für sie ... für die beiden besorgt?«
    Sophie betrachtete ihre Fingernägel. Sie waren lackiert, aber der Lack war teilweise abgeblättert. Sie seufzte gedehnt. »Ja.«
    Er spürte, wie sie ihm entglitt. Er hatte sich ihre Geschichte angehört, und da sie sich jetzt sicherlich besser fühlte, würde sie wieder zu ihrem alten Selbst zurückkehren. Aber das würde er nicht zulassen. Es wurde Zeit, dass er ein wenig Druck machte, damit er endlich die Antworten bekam, die er haben wollte.
    »Sagen Sie mir, ob ich richtigliege. Hester und ihr Mann wollen

Weitere Kostenlose Bücher