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Entrissen

Entrissen

Titel: Entrissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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Stichwunden. Das Messer als Phallusersatz? »Aha«, sagte sie. »Was gibt es sonst noch?«
    »Nun ja ...« Fenwick blieb stehen und sah sie an. Instinktiv zog sie ihren Mantel enger um sich. Er war glockig geschnitten, und sie hatte ihn extra gekauft, um ihren Babybauch zu kaschieren. Eine innere Stimme riet ihr, die Schwangerschaft fürs Erste geheim zu halten. Aller Seminare zu Gleichberechtigung und Toleranz am Arbeitsplatz zum Trotz war sie nach wie vor fest davon überzeugt, dass die Polizei als solche nicht nur rassistisch, sondern auch sexistisch eingestellt war. Daran würde sich vermutlich nie etwas ändern.
Ein Backsteinhaus ist und bleibt ein Backsteinhaus, egal womit man seine Fassade verkleidet,
dachte sie. Wollte sie längerfristig mit der Polizei zusammenarbeiten, musste sie diesen Umstand akzeptieren. Trotzdem wollte sie nicht das Risiko eingehen, dass ihre Thesen als Gespinste einer Frau mit aus den Fugen geratenem Hormonhaushalt abgetan wurden.
    Fenwick seufzte. Und sie nahm hinter seiner politikerhaften Jovialität einen besorgten, müden Mann wahr. »Wir glauben, dass dieser Fall mit zwei anderen Morden zusammenhängt, die schon einige Zeit zurückliegen«, sagte er schließlich. Marina konnte deutlich die Stressfalten sehen, die sich in sein Gesicht 7«
    eingegraben hatten. »Das ist eine große Sache. Eine richtig große Sache. Wir stehen mächtig unter Druck. Wir müssen den Fall aufklären, und zwar so schnell wie möglich.« Ein weiterer Seufzer. Er rieb sich die Augen, doch als ihm auffiel, dass sie ihn beobachtete, ließ er die Hände schnell wieder sinken. »Aber kommen Sie. Ich habe Ihnen die Akten schon zurechtlegen lassen. Und ein Schreibtisch steht auch schon für Sie bereit. Hier entlang.«
    Sie wurde weitere Flure entlanggelotst. Sie hatte versucht, sich an den Weg zu erinnern, aber dieses Mal gingen sie ganz offensichtlich woandershin.
    Irgendwann blieb Fenwick stehen und öffnete eine Tür. Sie runzelte die Stirn und folgte ihm in den Raum. Es war die Bar des Reviers, die für die Dauer der Ermittlungen umfunktioniert worden war. Auf den abgedeckten Pooltischen standen Computer und Telefonanlagen, die Spielautomaten hatten Gesellschaft von mehreren Aktenschränken bekommen. Zahlreiche Leute saßen über ihre Arbeit gebeugt. Weit mehr als beim letzten Fall.
    »Ein klein wenig unorthodox«, meinte Fenwick. »Normalerweise hat die Abteilung für Kapitalverbrechen ihr Hauptquartier in Stanway, aber da sind die Vernehmungsräume wegen der Asbestsanierung nicht benutzbar. Außerdem brauchen wir viel Platz. Sehr viel Platz.«
    Das Gitter über der Theke war heruntergelassen, und mehrere Whiteboards waren davor aufgestellt. Sie bildeten den Mittelpunkt des Raums und erinnerten das Team beständig daran, auf welches Ziel es hinarbeitete. Sämtliche Schreibtische und Stühle in der Bar waren mit Blick auf die Whiteboards ausgerichtet.
    Marina warf einen Blick auf eine der Tafeln und sah dort Fotos von vier Frauen hängen. Es waren Schnappschüsse, von denen die anderen Personen im Bild abgeschnitten waren. Alle vier lächelten. Keine hätte ahnen können, dass sie eines Tages hier hängen würde. Darunter standen Namen: Lisa King, Susie Evans, Claire Fielding, Julie Simpson. Gewöhnliche Namen, außergewöhnliche Tode. Sie waren durch Linien miteinander verbunden. Darunter standen weitere Namen, Daten und Orte. Zwischen ihnen waren noch keine Verbindungslinien gezogen worden.
    Weil es keine gibt,
dachte Marina.
Wenn es welche gäbe, wäre ich nicht hier.
    Fenwick winkte ihr von einem Tisch an einer Seite des Raumes aus zu. Sie ging zu ihm.
    »Da wären wir«, sagte er. »Nicht gerade luxuriös, aber immerhin gibt es einen Rechner und ein Telefon.« Er tippte auf einen Stapel Akten, die neben der Computertastatur lagen. »Die sind für Sie. Heute Morgen fotokopiert. Wir wären Ihnen dankbar, wenn Sie sie nicht mit nach Hause nehmen würden. Falls doch, seien Sie diskret. Sie wissen schon.«
    »Danke.«
    »Kann ich Ihnen sonst noch irgendetwas bringen?«, fragte Fenwick, und er lächelte, als er auf die geschlossene Bar deutete. »Gin Tonic? Wein? Bier?«
    Marina lächelte. »Ein Kaffee wäre nett, danke.«
    Fenwick wies einen jungen Kollegen an, Kaffee zu holen. Marina setzte sich in der Zwischenzeit an ihren Schreibtisch und holte ihren Notizblock und einen Kugelschreiber aus ihrer Tasche. Sie wollte gleich anfangen zu lesen.
    »Bitte sehr. Dann überlasse ich Sie mal Ihren ... was auch

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