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Entrissen

Entrissen

Titel: Entrissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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von Ms Nicholls nicht mehr über Claire Fielding erfahren würde. Sie warf einen letzten Blick auf ihre Notizen. »Was ist mit Julie Simpson?«
    »Was soll mit ihr sein?«
    »Ist ihr in der letzten Zeit irgendetwas passiert, was Sie als ungewöhnlich bezeichnen würden?«
    Emma Nicholls grübelte. Schüttelte dann den Kopf. »Nichts ... Nein, nichts.« »Hatte sie Feinde?«
    »Feinde?« Emma Nicholls' Blick huschte durch den Raum, als könne sie nicht glauben, was sie da gerade gehört hatte. »Sie war Grundschullehrerin, kein internationaler Terrorist.«
    »Nein«, sagte Anni. »Aber sie wurde gestern ermordet.«
    Emma Nicholls machte ein langes Gesicht und neigte ihren Kopf. »Nein«, sagte sie. »Keine Feinde. Sie wurde von allen hier in der Schule gemocht. Sehr sogar.«
    »Gut. Was ist mit...« Anni versuchte, taktvoll zu sein. »Affären oder Ähnlichem? Irgendetwas, das zu Unstimmigkeiten geführt haben könnte?«
    »Nein. Gar nichts. Nichts.«
    Anni nickte. Es gab mindestens zwei Leute, die in der Lage wären, ihr mehr zu helfen als die professionell zurückhaltende Emma Nicholls. »Chrissie Burrows, Geraint Cooper«, sagte sie. »Wo finde ich die beiden?«
    Emma Nicholls veranlasste alles Nötige. Anni steckte ihr Notizbuch ein, stand auf und dankte der Direktorin für ihre Zeit.
    »Keine Ursache. Ich wünschte bloß, ich hätte Ihnen weiterhelfen können.«
    »Was Sie gesagt haben, war sehr hilfreich.«
    Emma Nicholls legte Anni die Hand auf den Arm, um sie am Gehen zu hindern. »Eine Sache wäre da noch. Vielleicht hatten Sie recht.«
    Anni runzelte die Stirn. »Recht womit?«
    »Mit Ryan Brotherton. Ich weiß, ich habe gesagt, dass es aus war zwischen den beiden. Aber ich hatte den Eindruck ... und wie gesagt, das ist nichts als Spekulation ... aber ich hatte den Eindruck, als sei es zwar aus, aber noch nicht vorbei. Wissen Sie, was ich meine?«
    »Ja. Manche Menschen sind so.«
    Emma Nicholls nickte. »Vor allem Männer.«
     

14
     
    Caroline Eades lenkte ihren BMW vom Stadtzentrum aus in Richtung Stanway. Während sie durch den Kreisverkehr und anschließend die Lexden Road hinunterfuhr, hatte sie einmal mehr das Gefühl, nicht in einem Auto, sondern in einem Panzer zu sitzen. Sie wusste, dass die Frauen aus dem Yogakurs sie um den Wagen beneideten, aber sie selbst hasste ihn. Sie wünschte, sie hätte Graeme niemals erlaubt, ihn ihr zu kaufen.
    Die Zeit beim Mittagessen war wie immer wie im Flug vergangen. Sie waren eine fröhliche Runde, und es machte Spaß, den neuesten Klatsch auszutauschen. Das Life Cafe auf der Culver Street East bildete eine angenehme Abwechslung zu den allgegenwärtigen Starbucks-Filialen oder dem Caffe Nero, daher war es für sie immer die erste Wahl, wenn sie das Lokal fürs gemeinsame Mittagessen aussuchen durfte. Überhaupt gingen die meisten Leute nur in die Coffeehouse-Ketten, weil sie dachten, man müsse sich dort sehen lassen - und des beruhigenden Gefühls wegen, dass man immer genau wusste, was man bekam, weil das Angebot in jeder Filiale Tag für Tag und von früh bis spät das gleiche war. Caroline fand das jedoch langweilig, sogar bedrückend. Sie zog das Life vor. Dort gab es wechselnde Ausstellungen mit Werken lokaler Künstler und iMacs mit kostenlosem Internetzugang. Die Einrichtung war hell und freundlich, Kaffee und Kuchen waren exzellent. Nicht dass sie jedes Mal Kuchen gegessen hätte. Sie schloss Kompromisse: ein Stück Rocky Road, und die Marshmallows entfernte sie. Na ja, jedenfalls die meisten. Mit anderen Worten: Das Life war einzigartig, ein Lokal, das es so nur in Colchester gab, und immer wenn sie dort war, fühlte Caroline sich als Individuum.
    Sie bog von der Lexden Road ab, bevor diese in die London Road überging. Ihre Arme schmerzten beim Einschlagen des Lenkrads, trotz der Servolenkung war das Fahrzeug manchmal schwer zu steuern. Kurz darauf hatte sie ihre Wohnsiedlung erreicht. Es hatte lange gedauert, bis sie sich dort heimisch gefühlt hatte. Vor fast zwei Jahren waren sie umgezogen und hatten ihr kleines, aber gemütliches Haus in St. Mary's, einer Gegend auf der anderen Seite der Fußgängerzone neben dem Mercury Theatre unmittelbar außerhalb der alten Stadtgrenze, aufgegeben. Im Süden von der Crouch Street, im Osten von der Stadtmauer begrenzt, hatte die Gegend die Atmosphäre eines kleinen Dorfes, lag aber gleichzeitig angenehm zentral. Die Crouch Street verfügte über Delikatessenläden, Designerboutiquen, Restaurants, Pubs und

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