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Entrissen

Entrissen

Titel: Entrissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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Möbelgeschäfte. Leider war sie, wie viele andere Teile der Stadt auch, irgendwann von neuen Apartmentblocks eingekreist worden, und diese Entwicklung hatte sie schließlich zum Umzug bewogen. Zu diesem Zeitpunkt war die Gegend bereits zu einem der vielen gesichtslosen Randbezirke von Colchester verkommen, und die Läden auf der Crouch Street waren nur noch ein Abklatsch der edleren Geschäfte an der Haupteinkaufsstraße in der Nähe des Queensway-Kreisverkehr s.
    Die Siedlung in Stanway war weiter vom Stadtzentrum entfernt. Ruhige Wohnlage, hatte der Immobilienmakler gesagt. Exklusiv. Und genau so sah es auch aus: repräsentative Häuser, solide Bauweise, geschmackvolle Architektur. Kein Haus glich dem anderen, und jedes bot Platz für mindestens zwei Autos in der Einfahrt. Es war genau das, was Graeme immer gewollt hatte. Caroline war das Haus in St. Mary's ans Herz gewachsen, und der Abschied war ihr nicht leichtgefallen.
    Dennoch tat sie ihr Bestes, sich in der neuen Umgebung einzuleben.
    Sie hatte ihre Einfahrt erreicht. Obwohl sie nur ganz sacht auf die Bremse tippte, kam der schwarze Wagen, der Allradantrieb hatte, mit einem heftigen Ruck zum Stehen. Erneut überkam sie Abneigung gegen das Auto. Vielleicht würde es besser werden, wenn das Baby da war. Sobald ihr riesenhafter Bauch sie nicht mehr behinderte, würde sie auch das Lenkrad wieder im Griff haben.
    Sie stieg aus, holte ihre Sporttasche aus dem Kofferraum und ging, ein Lied aus dem Radio vor sich hin summend, zur Haustür. Sie schloss auf, legte den Schlüsselbund auf das Tischchen im Flur und ging in die Küche. Dieser Raum mit seinen Türfronten aus Buche, den Arbeitsplatten aus blankem Granit und den darauf abgestimmten Einbaugeräten war das Symbol all dessen, was sie sich immer erträumt hatte. Sie besaß ein repräsentatives Haus. Ein teures Auto. Einen gutaussehenden Ehemann, der noch dazu ihre erste große Liebe gewesen war. Zwei wundervolle Kinder und bald noch ein drittes. Das Leben, sagte sie sich immer wieder, hätte nicht vollkommener sein können.
    Sie ging zum Kühlschrank, goss sich ein Glas Orangensaft ein und trug es zur Frühstückstheke. Sie kletterte auf einen der Barhocker, trank einen Schluck und spürte, wie eine Welle der Müdigkeit sie überschwemmte.
    Sie seufzte. Schon wieder vollkommen erschöpft. Das liegt nur am Baby, tröstete sie sich. Das Baby. Sie und Graeme hatten bereits zwei ältere Kinder. Vanessa war zehn und Alfie zwölf - also bald schon ein Teenager. Warum um alles in der Welt hatte sie unbedingt noch ein drittes Kind haben wollen? Jetzt? In ihrem Alter?
    Neununddreißig ist nicht alt, sagte sie sich. Nicht zu alt, um noch einmal Mutter zu werden. Nicht zu alt, um immer noch begehrenswert und attraktiv zu sein.
    Sie nippte erneut an ihrem Saft und spürte, wie er durch ihre Kehle in ihren Magen rann. Bloß nicht zu hastig trinken, sonst würde sie gleich wieder zur Toilette müssen. Vor allem, wenn das Baby es sich mal wieder auf ihren Nieren gemütlich gemacht hatte. Sie atmete tief ein und versuchte, eine bequeme Sitzposition zu finden. Ihre Gedanken kehrten zum Mittagessen zurück und zu den anderen Frauen aus dem Kurs. Sie waren alle jünger als sie, und alle erwarteten sie ihr erstes Kind. Sie waren eine nette Gruppe, freundlich und gesellig, aber manchmal hatte Caroline das Gefühl, dass die anderen ihr abschätzige Blicke zuwarfen. Als würden sie sie insgeheim auslachen, weil sie versuchte, jünger auszusehen und als eine von ihnen durchzugehen, obwohl sie doch eigentlich viel zu alt dafür war. Als wäre sie eine Mutter, die darauf bestanden hatte, mit ihren Töchtern in die Disco zu gehen.
    Natürlich hatten die anderen Frauen nie etwas Derartiges zu ihr gesagt - es war bloß so ein Gefühl, das sie manchmal überkam.
    Caroline leerte ihr Saftglas und wollte es in den Geschirrspüler stellen, doch als sie aufstand, tanzten plötzlich Sternchen vor ihren Augen und ihr wurde schwindlig. Sie hatte sich zu hastig bewegt. Das passierte inzwischen immer öfter. So etwas sei völlig normal, hatte der Arzt ihr versichert, aber lästig fand sie es trotzdem.
    Sie stützte sich auf dem Küchentresen ab, bis sie ihren Atem und ihr Gleichgewicht wiedergefunden hatte. Dabei sah sie auf die Uhr. Noch vier Stunden, bis Graeme nach Hause kam. Bis dahin musste das Abendessen auf dem Tisch stehen. Wieder entfuhr ihr ein Seufzer. Sie war viel zu müde, um aufrecht zu stehen, geschweige denn zu kochen. Ein Glück,

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