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Entrissen

Entrissen

Titel: Entrissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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ja, er ... Julie Simpson war nicht das eigentliche Opfer. Also wollte er sie so schnell wie möglich aus dem Weg räumen. Damit er weitermachen konnte.«
    »Genau das glaube ich auch. Er hat sie nicht erst niedergeschlagen, sie gefesselt oder Ähnliches. Er hat sie nicht mit einer Spritze gelähmt. Er hat sie sofort getötet. Ohne zu zögern.«
    »Also ... war sie für ihn bloß ein Hindernis«, fuhr er fort.
    »Etwas, das zwischen ihm und seinem eigentlichen Ziel stand.«
    »Claire Fielding.«
    »Claire Fieldings
Baby«,
korrigierte Marina ihn. »Falls ich mit meiner Theorie recht habe.« »Falls du recht hast.«
    »Also.« Wieder nahm sie die Position des Eindringlings ein und ahmte seine Bewegungen nach. »Er schlitzt ihr die Kehle auf und lässt sie auf den Boden fallen. Wartet er ab, um zu sehen, ob sie auch wirklich tot ist? Nein. Das spielt für ihn keine Rolle. Sie kann sich nicht bewegen, kann nicht um Hilfe rufen. Selbst wenn sie noch nicht tot ist, hat sie nicht mehr lange zu leben.« Marina bewegte sich den Flur entlang. »Dann geht er weiter ...«
    »Einen Moment«, unterbrach Phil sie. »Er schneidet ihr die Kehle durch und lässt sie liegen ... sieht sie gar nicht als Person ...« Ein Gedanke begann sich zu formen. »Ein Messer ... wäre es möglich, dass unser Täter mit Tieren arbeitet?«
    »In welchem Zusammenhang?«
    »Ein Farmer. Kein Tierarzt, offensichtlich. Oder vielleicht jemand, der es gewohnt ist, Tiere zu töten? In einem Schlachthof vielleicht?«
    Marina lächelte anerkennend. »Möglich wäre es. Nicht schlecht. Früher oder später machen wir doch noch einen anständigen Ermittler aus dir.«
    Phil konnte nicht anders, er erwiderte ihr Lächeln. »Also gut. Dann kannst du jetzt verschwinden und uns Profis weitermachen lassen.«
    »Du hast recht. Mein Werk hier ist vollendet.«
    Eine Weile standen beide da und sagten nichts. Unausgesprochene Gefühle summten zwischen ihnen wie Drähte unter Hochspannung.
    Marina war schließlich diejenige, die das Schweigen brach. »Wo war Claire Fielding?« Sie schritt zum Ende des Flurs. Ihre Stimme war wieder ganz geschäftsmäßig und konzentriert.
    »Hier, wie es aussieht«, sagte Phil und passte seinen Tonfall dem ihren an. Er folgte ihr, blieb am Ende des Flurs stehen und zeigte auf die abgeschürften Stellen an der Wand. »Hier gibt es Anzeichen eines Handgemenges.« Eine Topfpflanze lag am Boden. »Vielleicht hat er sie angegriffen, und die Pflanze ist umgekippt.« Er betrachtete die Wand. »Sehr heftig scheint der Angriff aber nicht gewesen zu sein.«
    Marina trat neben ihn. »Das macht Sinn. Wenn er wirklich hinter dem Baby her war, wollte er ihr bestimmt nicht weh tun. Zumindest nicht mehr als nötig.« Sie sah sich um. »Und dann?«
    »Wir haben sie im Schlafzimmer gefunden. Ans Bett gefesselt und ... na ja, den Rest weißt du ja.«
    Marina blieb stehen und sah sich um. »Das da ist das Wohnzimmer?«, fragte sie und zeigte auf den Raum zu ihrer Rechten.
    »Ganz genau.«
    »Also ...« Sie sah sich um. Einmal wollte sie die Hand nach etwas ausstrecken, zog sie aber sofort wieder zurück.
    »Ist schon gut«, sagte Phil. »Du kannst alles anfassen. Die Jungs vom Labor sind fertig.«
    Marina nickte. »Das Zimmer ist genau so, wie ihr es vorgefunden habt?«
    »Mehr oder weniger. Die Geschenke lagen auf dem Couchtisch. Es wurde nicht viel verändert.«
    »Dieses Zimmer hat er nicht angerührt. Er muss also entweder gewusst haben, wie die Wohnung geschnitten ist, oder aber er war so auf sein Ziel fixiert, dass ihm alles andere egal war.«
    »Welches von beiden?«
    Sie lächelte flüchtig. »Ich weiß es nicht, Phil. Ich bin kein Hellseher.«
    Er sah sie an. »Schade.«
    Sie schloss die Augen und schüttelte den Kopf. »Lass das.« Sie wirkte verärgert, weil er sie aus ihren Überlegungen gerissen hatte, trotzdem musste sie lächeln. »Jetzt konzentrier dich. Er muss irgendwie vorher mit ihr in Kontakt gekommen sein. Sie war kein willkürliches Opfer, sie wurde mit Absicht ausgewählt.« Unbewusst fuhr sie sich mit der Hand über den Mund, wie immer, wenn sie nachdachte. Phil konnte sich noch gut daran erinnern. Es war eine liebenswerte Angewohnheit, fand er. »Aber...«, sie ließ die Hand sinken, »das bedeutet nicht zwangsläufig, dass sie eine enge Beziehung zu ihrem Mörder hatte.«
    »Warum nicht?«
    »Die meisten Tötungsdelikte wie dieses sind sexuell motiviert. Aber hier spüre ich keinerlei sexuelle Energie.«
    Phil konnte sich ein

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