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Entrissen

Entrissen

Titel: Entrissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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lüsterne Blick des Barkeepers klebte förmlich an ihrem Hinterteil.
    Draußen war es kalt geworden. Clayton zeigte auf seinen BMW.
    »Hübsch«, sagte sie. »Ich hab immer gewusst, dass du es weit bringen würdest.«
    Clayton stieg lächelnd ein. Sobald Sophie neben ihm Platz genommen hatte, fuhr er los, so schnell er konnte.
     

24
     
    »Pass auf, wo du hintrittst«, warnte Phil.
    Das musste er Marina nicht zweimal sagen. Zwar war das Blut in Claire Fieldings Apartment mittlerweile zu verschiedenen Braun- und Schwarztönen getrocknet, aber es war immer noch unverkennbar Blut. Boden und Wände im Flur waren immer noch damit bedeckt. Der Geruch von Kupfer und verdorbenem Fleisch hatte sich verflüchtigt, aber das machte die Szenerie nicht weniger bedrückend.
    »O mein Gott...«
    Phil fiel auf, dass Marina beim Sprechen unwillkürlich ihren Bauch berührte.
    Während der Fahrt durch die Stadt hatte angespanntes Schweigen geherrscht, unausgesprochene Gefühle standen zwischen ihnen. Es war das erste Mal seit ihrem Wiedersehen, dass sie miteinander allein waren, und es hätte viel zu sagen gegeben, aber keiner fand die richtigen Worte. Auch die Auseinandersetzung während der Teambesprechung wurde nicht erwähnt.
    Irgendwann wurde Phil das Schweigen dann doch zu viel. »Tja«, meinte er. »Fenwick ist noch ganz der Alte, was?«
    Marina rang sich ein Lächeln ab. »Was für ein Idiot.«
    »Na ja, zumindest hat er dich gebührend empfangen.«
    Marina erwiderte nichts. Dann nach einer Weile: »Und? Hast du ihm eine verpasst? Als ihr draußen wart?«
    Phil schmunzelte. »Das würde dir gefallen, was? Die Vorstellung, dass sich zwei Männer wegen dir zu Brei schlagen.«
    »Um meine Ehre zu verteidigen. Und meine berufliche Integrität, versteht sich.«
    »Selbstverständlich habe ich ihm kein Haar gekrümmt. Ich habe ihn zu seinem eigenen Schutz nach draußen gebeten. Dein berüchtigtes italienisches Temperament drohte mit dir durchzugehen ...«
    Jetzt musste sie doch lachen. »Wäre ihm ganz recht geschehen. Nach dem, was er mir alles an den Kopf geworfen hat, hatte ich nicht übel Lust, einfach aufzustehen und zu gehen.«
    Phil hielt den Blick auf die Straße geheftet. »Ich bin froh, dass du es nicht getan hast.«
    Den Rest der Fahrt hatten sie schweigend verbracht. »Alles in Ordnung?«, fragte Phil. Marina drehte sich nicht um. »Mir geht es gut.« »Dein Magen ... ist dir übel?«
    Noch immer stand sie mit dem Rücken zu ihm, aber er sah, wie sich ihre Schultern anspannten. Sie ließ die Hand sinken. »Nein. Alles in Ordnung.«
    »Belastet dich das hier nicht?«
    »Ich bin hart im Nehmen.«
    »Na ja, also, wenn ich mich recht erinnere ...«
    »Sei still, Brennan. Ich muss mich konzentrieren.« Sie betrachtete das Blut. »Also das hier war ... Julie Simpson.«
    »Ja«, sagte Phil rasch. »Sie muss dem Täter die Tür aufgemacht haben. So wie sie dalag und den Verletzungen nach zu urteilen, hat er sie sofort getötet.«
    Marina nickte und wies auf die Wand neben der Tür. »Eine Gegensprechanlage«, stellte sie fest. »Mit Bild?«
    Phil nickte.
    »Vielleicht kannte sie den Täter und hat ihn selber heraufgelassen.«
    »Und würde das Brotherton aus- oder einschließen?«
    Marina runzelte die Stirn. »Keine Ahnung. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie ihm die Tür aufgemacht hätte.«
    »Nein«, stimmte Phil zu. »Aber vielleicht hat er unten gar nicht geklingelt. Vielleicht war er schon im Haus.«
    »Du meinst, jemand anders hat ihn hereingelassen, und er hat im Treppenhaus gewartet? Dann wäre die Tat geplant gewesen. Schon möglich.«
    »Nehmen wir also an, es klopft an der Wohnungstür. Julie Simpson geht hin, um zu öffnen. Als Nächstes ...«
    Marina nickte. Sie nahm die Wände genauer in Augenschein, fuhr die bogenförmigen Spritzmuster von Julie Simpsons Blut mit dem Finger nach. »Große Entschlossenheit... Sie öffnet die Tür ...« Sie stellte sich in den Türrahmen, genau dorthin, wo der Täter gestanden haben musste. »Er sieht sie an, weiß, dass sie nicht diejenige ist, auf die er es abgesehen hat - wahrscheinlich wegen des fehlenden Babybauchs -, und dann ...« Sie ließ ihren Arm wie eine Sense durch die Luft sausen. »Schneidet er ihr die Kehle durch. Erledigt sie schnell und kaltblütig.« Sie sah Phil an. »Was sagt dir das? Was hat das zu bedeuten?«
    Phil wusste nicht recht, ob von ihm eine Antwort erwartet wurde oder ob Marina bloß laut nachdachte. Er versuchte sich an einer Hypothese. »Na

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