Entscheidung auf Mallorca
hatte. Er begrüßte Wulf wie einen alten Bekannten, klopfte ihm mehrmals auf die Schulter und riß einem neben ihm stehenden zahnlosen Mann ein mit Wein gefülltes Glas aus der Hand. »Salud!« rief er, reichte den Wein und blickte mit gewichtiger Miene um sich. »Es un amigo mio!«
Wulf mußte sich zwingen, das Glas an die Lippen zu setzen.
Den Spaniern schien es zu gefallen. Jedenfalls wurde ihm plötzlich von allen Seiten auf die Schulter geschlagen. »Alemán bueno!« riefen sie.
Der Portier drängte weiter, von Gruppe zu Gruppe, bis ein ungewöhnlich dunkelhäutiger Mann, dem ein Büschel Haare aus dem offenen Hemd herausstand, Wulf ungeniert musterte und schließlich nickte.
»Sie werden machen Geschäft«, sagte der Portier, der noch lebhafter wurde, als er es schon war. »Kommen Sie.« Er setzte sich in Bewegung und folgte dem Spanier, der sich umgewandt hatte und einen Weg durch die Menge bahnte.
Jetzt wird es interessant, dachte Wulf.
Sie nahmen an einem zwischen zwei Weinfässern stehenden Tisch Platz.
»Vino?« fragte der Spanier.
»Si, claro«, erwiderte der Portier.
Der Dunkelhäutige angelte sich drei von den auf dem Tisch stehenden Gläsern, trat an eines der Fässer, spülte die Gläser mit Wein aus, den er auf den Boden goß, und füllte sie.
»Da wird sich der Wirt aber freuen«, sagte Wulf.
Der rundlich Portier lachte polternd. »Wein hier billig. Wasser teuer.« Er ergriff das Glas und stieß an.
Als Wulf absetzte, nickte er anerkennend. »Das Zeug schmeckt ausgezeichnet. Aber jetzt möchte ich wissen, worum es geht.«
»Momento.« Der Portier sprach mit dem Spanier, der mehrmals lebhaft nickte. Dann wandte er sich an Wulf zurück. »Folgendes: Spanien nicht hat gute Zigaretten. Sie verstehen?«
»Ja.«
»Amerika hat gute Zigaretten. Klar?«
»Mir geht ein Licht auf.«
»Amerikanische Zigaretten aber verboten, wenn ohne Banderole von Steuer. Verstehen?«
»Sehr gut sogar.«
»Was tun? Wir nicht gerne zahlen Steuer. Darum wir nur kaufen Zigaretten ohne Banderole. Nun ist aber nicht möglich zu bringen diese Zigaretten in den Hafen von Palma, weil da aufpassen viele Beamte von Zoll. Also übernehmen Fischer auf See und landen an bestimmte Punkt. Soweit gut. Zigaretten aber müssen gebracht werden nach Palma.« Er wiegte den Kopf. »Sehr schwierig für uns. Weil Policía kontrolliert alle Wagen. Sie haben gesehen vorhin. Nie aber Policía kontrolliert Wagen, wo Sommergäste sich mieten und selber steuern. Darum Sie sollen fahren und machen gut Geschäft.«
Das klingt mir zu einfach, dachte Wulf. »Und was ist, wenn man mich dennoch kontrollieren sollte?«
»Man wird nicht. Guardia Civil nicht darf Sommergäste belästigen. Das ist Anweisung.«
»Wenn man es aber trotzdem tut?«
»Keine Sorge.« Der Portier wandte sich zur Seite und sprach mit dem Spanier.
Der schüttelte den Kopf.
»Unmöglich, Señor Wesener. Amigo mio sagt, Sie sollen nachdenken. Würde er Ihnen mitgeben auf zwei Fahrten je zweihundertfünfzig Stangen Zigaretten, wenn bestünde Gefahr? Er wäre armer Mann, wenn etwas passiert.«
Das Argument erschien Wulf stichhaltig. »Zweimal soll ich fahren?«
»Sí.«
»Von wo nach wo?«
»In Palma Sie mieten ein bestimmte Wagen. Das erste Mal jemand wird mitfahren und Sie bringen an bestimmte Ort. Dort wird so verladen, daß man nichts sieht. Dann Sie fahren nach Palma, steigen aus vor Hotel Comercio, in der Straße José Tous Ferrer, und trinken ein Aperitif. Während der Zeit ein anderer nimmt Wagen und bringt ihn zurück nach wenigen Minuten. Sie dann fahren zweites Mal an bestimmte Ort und wieder nach Palma. Das ist alles.«
»Und was erhalte ich dafür?«
»Billet von Barcelona nach Munich.«
»Wissen Sie, was das kostet?«
»Genau. Darum nicht Sie, sondern ich kaufen. Ich bekomme Prozente.«
Wulf konnte ein Lachen nicht unterdrücken. »Sie scheinen Ihre Finger in allen Töpfen zu haben.«
Der Portier zuckte die Achseln. »Man immer muß machen Geschäfte. Werden Sie fahren?«
»Wann?«
Er wandte sich an den Spanier und unterhielt sich eine Weile mit ihm. »Morgen«, sagte er schließlich. »Um Mittag. Dann sehr heiß und alle schlafen. Beste Zeit.«
»Und wo miete ich den Wagen?«
»Den ich besorge. Sie nur fahren. Werden Sie machen das Geschäft?«
Wulf trank einen Schluck Wein. Ich wäre schön blöd, wenn ich nein sagen würde, dachte er. Die Sache ist einfach und risikolos. »Ja«, antwortete er. »Sofern Sie mir Ihr Wort geben, daß ich den
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