Entscheidung auf Mallorca
könnte, überlegte Wulf. Ich muß wissen, woran ich bin. »Caramba!« fluchte er in jäher Auflehnung. Es war eines der wenigen spanischen Worte, die er kannte.
Der Fahrer bleckte die Zähne. »Sí, sí!«
»Was heißt hier ›Sí, sí‹?« brauste Wulf auf. »Ich will wissen, was los ist!«
Der andere deutete zurück.
»Policía!«
»Die Polizei ist hinter uns her?«
»Qué?«
Er machte eine wegwerfende Bewegung. »Ihr versteht mich ja doch nicht.«
»Momento«, sagte der Fahrer und wies nach vorn. »Solamente pocos minutos.«
Nur ein paar Minuten dürfte das heißen, dachte er. Schöne Schweinerei. Bin gespannt, was dabei herauskommt.
Sie fuhren an einer von Kakteen überwucherten, zerbröckelten Mauer entlang, an deren Ende ein alleinstehendes Gehöft sichtbar wurde, in dessen Hof sie einbogen.
Ein Bauer rannte auf eine mit Maiskolben behangene Scheune zu und riß das Tor auf, das er sofort wieder schloß, als der Wagen die Einfahrt passiert hatte.
Tolle Organisation, dachte Wulf. Möchte nur wissen, was das zu bedeuten hat. Irgendeine Gefahr muß im Verzuge gewesen sein, vor der man mich und die Ladung schützen wollte.
Die Spanier lachten und führten ihn in ein Haus, das einen unansehnlichen Eindruck machte. Der Eingang aber blitzte vor Sauberkeit. Als erstes wurde ihm ein Glas Wein angeboten, dann zog ihn der Fahrer in einen Raum, in dem ein altmodisches Telefon hing.
»Momente«, sagte er, nahm den Hörer von der Gabel und drehte die Kurbel so lange, bis sich jemand meldete.
Minuten vergingen, bis die gewünschte Verbindung hergestellt war. Dann sprach er eine Weile, lachte ein paarmal und übergab schließlich den Hörer.
»Señor Wesener?« vernahm Wulf die Stimme des Portiers wie aus weiter Ferne. »Sie mich verstehen?«
»Ja.«
»Bueno. Passen Sie auf. Wir Sie mußten stoppen lassen, weil Policía ganz plötzlich ist ausgerückt zu große Kontrolle. Sehr selten. Ein amigo von der Policía uns gerade noch rechtzeitig hat verständigt. Er sagt, daß Razzia dauert bis sieben Uhr. Darum jetzt nicht weiterfahren. Erst nach sieben Uhr. Verstehen?«
»Ja«, erwiderte Wulf. »Was ist aber, wenn die Kontrolle länger dauert?«
»Dann wir erfahren es früh genug, und ich Sie rufe an. Verstehen?«
Wulf konnte nur noch den Kopf schütteln. Andere Länder, andere Sitten, ging es ihm durch den Sinn. Er fühlte sich nicht mehr wohl in seiner Haut und dankte seinem Schöpfer, als er den Wagen am Abend zum zweitenmal in der Nähe des Hotels »Comercio« abgestellt hatte.
Ende gut – alles gut, seufzte er und machte, daß er fortkam.
3
Der Portier des »Impledo« hielt Wort. Mit einem neuen Flugschein in der Tasche bestieg Wulf zwei Tage später das Schiff nach Barcelona.
Der Abschied von Mallorca fiel ihm leicht. Er konnte plötzlich nicht schnell genug nach Hause kommen. Nur wenige Tage hatte er fortbleiben wollen, nun aber war er schon zwei Wochen unterwegs. Und welche Erlebnisse hatte er gehabt! Er wünschte sie zu schildern und konnte es nicht erwarten, Miriam gegenüberzutreten.
Deshalb hatte er ihr auch ein Telegramm mit der Ankunftszeit geschickt. Keine unnötige Minute wollte er verstreichen lassen.
Gespannt blickte er aus dem Fenster des Flugzeugs, als die Maschine über die Betonbahn von München-Riem rollte und schließlich vor dem Verwaltungsgebäude stehenblieb.
Er glaubte nicht richtig zu sehen. Nicht nur Miriam, auch Harald und Peggy erwarteten ihn. Schnell drückte er einem Beamten den Flugschein in die Hand, rannte auf die Freunde zu und umarmte Miriam.
Harald, der wie immer seinen Rollkragenpullover und Bluejeans trug, tippte Peggy auf die Schulter. »Ich hab’ das vertrackte Gefühl, daß die beiden glücklich wären, wenn du sie einen Augenblick lang nicht anstarren, sondern dich taktvoll umdrehen würdest. Was hältst du davon?«
Peggy war nicht zu halten und drängte sich zwischen Wulf und Miriam. »Genug!« rief sie. »Das könnt ihr machen, wenn ihr allein seid.«
Wulf reichte ihr die Hand.
»Herrgott, bist du braun. Zum Anbeißen siehst du aus.« Sie schmachtete ihn an und wandte sich Harald zu. »Schau ihn dir an.«
Harald nickte bedächtig. »Weiß Gott, jeder Zoll ein Graf. Bis auf die ungebügelten Hosen«, fügte er anzüglich hinzu.
Wulf blickte an sich herab. »Wundert dich das? Ich hatte nur einen Anzug bei mir und …«
»Doch kein Graf«, unterbrach ihn der Freund und reichte die Hand. »Blaues Blut entschuldigt sich nicht.«
»Hier ist
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