Entscheidung auf Mallorca
offensichtlich alles beim alten«, erwiderte Wulf.
»Der Herr Professor doziert, und Miriam, die zumindest in dieser Minute ›persona grata‹ sein sollte, steht bescheiden abseits.«
Harald stieß einen Pfiff aus. »Eins zu null für dich.« Er hakte sich bei Peggy ein und wollte sie mit sich fortziehen, als Wulf ihn festhielt.
»Momente, Señor.« Er reichte ihm seinen kleinen Koffer.
Harald verneigte sich und warf Miriam einen bedeutungsvollen Blick zu. »Doch ein Graf. Leider mit spanischen Manieren.«
»Hau ab.« Wulf strich über Miriams Pagenkopf. »Du siehst phantastisch aus«, sagte er gedämpft und betrachtete sie bewundernd. »Ich bin froh, daß ich wieder hier bin.«
Ihre dunklen Augen glänzten. »Und ich hatte schon geglaubt, du hättest mich vergessen.«
»Hast du denn meine Karten nicht erhalten?«
»Ich trag’ sie sogar bei mir.«
Er küßte ihre Wange. »Ich wollte, ich hätte dich bei mir gehabt. Weißt du – Spanien ist ein tolles Land. Du machst dir keine Vorstellung, wie die Menschen dort … Aber was rede ich«, unterbrach er sich. »Ich werde euch alles im Zusammenhang erzählen. Du wirst Augen machen. Eine Odyssee liegt hinter mir.«
Sie sah ihn besorgt an. »Schnell, Wulf! Ist irgend etwas nicht in Ordnung?«
»Wie kommst du darauf?«
»Wo ist Peggys Leica? Als du abflogst, trugst du sie umgehängt.«
Er lachte. »An dir scheint eine Detektivin verlorengegangen zu sein. Aber sei unbesorgt: Ich habe den Apparat verkauft und werde Peggy den Listenpreis gleich aushändigen.«
Miriam seufzte erleichtert und drückte seinen Arm. »Komm«, sagte sie. »Jetzt kann ich mich freuen.«
Sie folgten Harald und Peggy, die bereits durch die Empfangshalle gingen, als Wulf plötzlich nach vorn zeigte. »Schau dir die beiden an. Harald in verwitterten Bluejeans und Peggy mit wippendem Rock. Möchte wissen, wieviel Petticoats sie darunter trägt.«
»Mußt sie mal fragen.«
»Vom Bild her passen die beiden eigentlich gar nicht zusammen.«
»Du meinst, weil sie sich so unterschiedlich kleiden?«
Wulf nickte.
»Sei vorsichtig. Ich müßte dich sonst darauf aufmerksam machen, daß auch wir in dieser Hinsicht verschieden sind. Du bist gewissermaßen die männliche Peggy und ich der weibliche Harald.«
»Eine These, die du bereits einmal aufgestellt hast.«
»Und die du schon damals nicht wahrhaben wolltest.«
Sie erreichten Harald und Peggy, die am Eingang stehengeblieben waren.
»Und nun eine kleine Überraschung«, sagte Wulf. »Ich lade euch zu einem solennen Abendessen im ›Hahnhof‹ ein.«
»Doch kein Graf«, stellte Harald nüchtern fest. »Ich hatte mit einem Festessen im Humplmayr gerechnet und …«
»… extra ein frisches Hemd angezogen«, unterbrach ihn Peggy.
»Das wollte ich zwar nicht sagen, aber es stimmt! Was also nun?«
Wulf klopfte ihm auf die Schulter. »Leisten wir uns zunächst einmal ein Taxi.«
»Doch ein Graf.« Harald hielt die Hand auf. »Fünf Mark, bitte. Um dich feierlich einholen zu können, hab’ ich mir nämlich den alten VW von Ringhaus geliehen.«
»Ich bin gerührt.«
»Und das Geld für das Taxi gehört folglich jetzt mir.«
Wulf wandte sich an Peggy. »Kannst du mir mal fünfzig Mark leihen? Oder hundert. Ich geb’s dir morgen wieder. Zu Hause wartet ja mein Monatswechsel auf mich.«
Sie sah ihn entgeistert an. »Bist du verrückt, oder hast du einen spanischen Vogel? Woher sollte ich fünfzig Mark haben?«
»Oder hundert!« fiel Harald ein.
Wulf griff in die Innentasche seines Jacketts und zog einen versiegelten Umschlag hervor. »Entschuldige, ich hatte vergessen, dir dieses zu geben.«
»Was ist das?«
»Ein Kuvert mit fünfhundertfünfzig Mark! Für die Leica. Ich habe mir erlaubt, sie zu verkaufen. Das ist dir doch hoffentlich recht?«
Peggy tat einen Schrei und umarmte ihn. »Fünfhundertfünfzig Mark hast du dafür bekommen? Dann hab’ ich ja über sechzig verdient!«
»Und ich außerdem fast dreihundert!«
»Ist das wahr?«
Er nickte. »Da staunst du, was?«
Es blieb nicht aus, daß Wulf schon auf der Fahrt zum »Hahnhof« mit seiner Erzählung beginnen mußte. Und als er nach gut zwei Stunden von seinen reichlich phantastisch anmutenden Schmuggelfahrten berichtete, da waren die Köpfe der vier ziemlich gerötet. Vom Gehörten und vom Wein, dem sie übermäßig zugesprochen hatten.
»Ihr könnt’s mir glauben«, endete Wulf, »wenn ich durch den Teutonen nicht an den Portier des ›Impledo‹ geraten wäre, hätte
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