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Entscheidung auf Tortola

Entscheidung auf Tortola

Titel: Entscheidung auf Tortola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Darcy
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Endlich gab er sie frei, und hätte sie es mit ihrem Stolz vereinbaren können, wäre sie gelaufen, um so schnell wie möglich den Schutz von Mrs. Tuttles Haus zu erreichen. Das Ganze war ihr entsetzlich peinlich. Steve Carmichael musste sie für eine Idiotin halten.
    Die beiden Jungen rannten lachend davon. Ihnen machte es nichts aus, in Nachbars Garten erwischt worden zu sein. Lacey folgte ihnen und musste dabei an Steves Auto vorbeigehen, das er, mit aufgeblendeten Scheinwerfern, in der Einfahrt geparkt hatte. Erst jetzt wurde sie sich ihrer unordentlichen Erscheinung bewusst, ihrer schmutzigen Knie, des zerzausten Haares und der zerrissenen Shorts. Lacey versuchte, so schnell wie möglich aus dem blendenden Licht in die Dunkelheit zu entkommen.
    “Einen Augenblick bitte.”
    Noch bevor sie in den Schatten treten konnte, hatte Steve sie eingeholt und forderte sie auf, sich umzudrehen. Er musterte sie von oben bis unten, und unwillkürlich hielt Lacey die Luft an. Sie verspürte ein leichtes Prickeln auf der Haut.
    Suzanne hatte nicht übertrieben, im Gegenteil. Der Mann sah phantastisch aus. Er war groß, hatte dichtes schwarzes Haar und leuchtend blaue Augen.
    Auch nach dem langen Flug über den Atlantik wirkte er frisch und tadellos gekleidet. Der helle Anzug und das weiße Hemd unterstrichen die tiefe Bräune seines markanten Gesichts. Der Anblick seiner breiten Schultern, schmalen Hüften und endlos langen Beine rief bei Lacey die Vorstellung von Steve Carmichael in einer Badehose hervor.
    Verlegen schaute sie zur Seite. An so etwas zu denken war ganz untypisch für sie. Wahrscheinlich lag es an dem exotischen Zauber der Insel.
    “Verbringt Mrs. Tuttle diesen Sommer in ihrem Haus?”, fragte Steve und blieb am Rand des Lichtkegels stehen. Für Laceys Geschmack war das noch immer zu nahe.
    “Nein, ich wohne dort für ein paar Wochen allein.”
    “Mrs. Tuttles Garten ist zwar etwas klein, trotzdem möchte ich Sie bitten, deswegen nicht auf mein Grundstück auszuweichen”, wies er sie erneut zurecht.
    “Ich habe gehört, dass Sie Ihre Privatsphäre schätzen, und ich werde Sie bestimmt nicht wieder stören”, versprach Lacey. “Ich bin erst vor vier Tagen hier angekommen. Sie waren nicht da, und ich habe Sie auch heute Abend nicht erwartet. Wir haben nichts auf Ihrem Anwesen beschädigt.” Lacey fühlte sich wie ein Kind, das beim Kirschenstehlen in Nachbars Garten erwischt worden war. Sie warf Steve einen herausfordernden Blick zu, obwohl sie sich ihres unangemessenen Verhaltens bewusst war.
    “Ich werde in den nächsten Wochen zu Hause sein und möchte weder von lärmenden Kindern noch von einer amerikanischen Touristin gestört werden.”
    Lacey nickte. “Verstanden, und noch einen schönen Abend, Mr. Carmichael”, sagte sie kühl.
    “Auf Wiedersehen, Miss Stanford.”
    “Mrs. Stanford, bitte”, korrigierte Lacey ihn, drehte sich um und lief hinüber zu ihrem Haus. Sie widerstand der Versuchung, sich umzuschauen, um festzustellen, ob Steve ihr nachsah. Auf keinen Fall wollte sie sich noch einmal vor ihm blamieren.
    In ihrem Schlafzimmer schaute Lacey sofort in den Spiegel. Sie sah entsetzlich aus. Ihr langes blondes Haar war völlig zerzaust, und einige Blätter hatten sich darin verfangen. Auf ihren Wangen entdeckte sie Schmutzspuren, die durch ihre ohnehin schon tiefe Bräune noch dunkler erschienen. Ihre blaugrauen Augen, deren Farbe sich entsprechend Laceys Empfindungen änderte, wirkten jetzt vor Verlegenheit fast dunkelblau. Lacey war es ausgesprochen peinlich, dass sie ihrem gut aussehenden Nachbarn ausgerechnet in diesem Zustand zum ersten Mal begegnet war.
    Sie schnitt ihrem Spiegelbild ein Gesicht und ging ins Badezimmer, um zu duschen. Das warme Wasser fühlte sich herrlich an, und während sie sich genüsslich einseifte, dachte sie noch einmal an den Mann, der sie vorhin überrascht hatte. Ihre Schwägerin Suzanne hatte ihr alles über Steve Carmichael erzählt. Vor etwa zehn Jahren hatte er das Haus nebenan von seinem Großvater geerbt, und Suzanne hatte ihn vor einigen Jahren während ihrer Ferien auf Barbados zum letzten Mal gesehen. Steves Familie lebte in Bridgetown, der Hauptstadt der Insel, während er das große Haus allein bewohnte.
    Suzannes Tante Eleanor Tuttle hatte das kleine Ferienhaus, in dem Lacey sich jetzt aufhielt, als junge Braut gekauft. Eleanor wohnte nicht mehr auf Barbados, besuchte aber die Insel so oft wie möglich. In diesem Sommer hatte sie jedoch keine

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