Entscheidung aus Liebe
gefährlich für sie werden könnte."
Jareth sah schweigend aus dem Fenster, ohne auf die aufgebrachten Worte seiner Mutter zu achten.
„Wer kann schon wissen, welche geistigen Krankheiten sie durch eine solche Erziehung davontragen können, ganz zu schweigen von der Schande. Natürlich war Lady Rathford bei ihrem Besuch äußerst freundlich, wie man es von jeder Dame von Stand erwarten kann. Aber was muss sie nur von uns denken! Es ist einfach unerträglich, diese Miss Pesserat im eigenen Haus dulden zu müssen, sage ich dir." „Es war nur ein milder Frühlingsregen. Der Ausflug hat den Mädchen nicht geschadet."
Ein kurzes Schweigen folgte, bevor die Duchess empört aufschrie. „Was hast du gesagt? Du wagst es, dieses unverantwortliche Benehmen auch noch zu verteidigen?"
„Mutter, bitte beruhige dich. Du möchtest doch nicht, dass die Rathfords dich mit diesem roten Gesicht sehen. Sie würden sich sonst noch um deine Gesundheit sorgen." Er hatte die richtigen Worte gewählt, denn seine Mutter brachte sich mit sichtbarer Anstrengung wieder unter Kontrolle.
Sie schloss kurz die Augen und atmete einige Male tief durch. Anschließend warf sie ihrem Sohn einen misstrauischen Blick zu. „Würdest du mir nun bitte erklären, was du mit dieser absurden Bemerkung gemeint hast?"
„Nur, dass Miss Chloe den Mädchen keinen Schaden zugefügt hat. Ich gebe dir mein Wort", fügte er eilig hinzu, als sie widersprechen wollte, „dass sie ihre Verantwortung durchaus ernst nimmt. Außerdem habe ich ihr verboten, die Mädchen noch einmal aus dem Haus zu bringen, ohne vorher meine Erlaubnis
einzuholen. Ich denke, wir sollten die Angelegenheit ruhen lassen."
Seine Mutter wirkte zufrieden, doch plötzlich runzelte sie die Stirn.
„Strathmere?"
„Ja, Mutter?"
„Seit wann sprichst du Miss Pesserat mit ,Miss Chloe' an?"
Jareth gab ihr keine Antwort, und zu seiner Erleichterung stellte sie ihm keine weiteren Fragen.
Rathford Manor war ein prächtiges Anwesen. Zu Jareths Enttäuschung war Lord Rathford nicht anwesend, so dass er sich zu den Damen gesellte, um im großen Salon eine Erfrischung einzunehmen. Dieser Raum ließ keinen Zweifel an dem Vermögen der Rathfords, und auch dem Auge des Besuchers sollte diese Tatsache nicht entgehen. Als er sich umsah, fand Jareth die auffälligen, mit Goldblättern verzierten florentinischen Säulen geschmacklos. Er selbst bevorzugte die Einfachheit von altem Holz, das mit Zitronenöl poliert wurde, bis die Oberfläche glänzte. Außerdem saß er lieber auf breiten, bequemen Stühlen als auf diesen zarten Gebilden mit den verschnörkelten Lehnen, die sich einem Mann in den Rücken bohrten.
Helena dagegen schien sich auf ihrem zierlichen Stuhl wohl zu fühlen. Mit kerzengeradem Rücken saß sie mit müheloser Eleganz vor ihm. Ihre hübschen blonden Locken waren zu einer raffinierten Hochfrisur arrangiert, und sie lauschte andächtig den Worten ihrer Mutter. Jareth hörte der Unterhaltung kaum zu, bis er seinen Namen hörte.
„... und natürlich das Musikzimmer. Helena, zeige dem Duke unser Pianoforte, auf dem einst Mozart gespielt hat."
Natürlich, er hätte es wissen müssen. Lady Rathford ließ keine Gelegenheit aus, ihn mit Helena verkuppeln zu wollen.
Helena blickte ihn fragend an. „Würden Sie es gerne sehen, Euer Gnaden?" Er glaubte, eine stumme Entschuldigung in ihren Augen zu sehen. Offensichtlich war ihr das Verhalten ihrer Mutter unangenehm.
Auf einmal widerstrebte es Jareth, sich wie eine hilflose Spielfigur lenken zu lassen, auch wenn die beiden Mütter ihren Willen äußerst geschickt durchsetzten.
„Es wäre mir ein Vergnügen", erwiderte er mit einer leichten Verbeugung.
Helena zeigte ihm den Weg. Das Musikzimmer befand sich im zweiten Stock, eine große Kammer mit einer kunstvoll bemalten Decke, auf der nackte Cherubim mit Flöten und Harfen frohlockten. Jareth blieb an der Tür stehen, um den Raum zu bewundern.
„Ein wundervolles Werk", bemerkte er, bevor er im Musikzimmer umherging, um es ausgiebig zu bewundern.
Helena folgte ihm und fragte: „Schätzen Sie die Musik, Euer Gnaden?"
„Ja, allerdings nur als Zuhörer. Ich habe kein Talent dafür. Ihre Familie dagegen scheint die Musik zu ihrem Steckenpferd gemacht zu haben, nicht wahr?"
„O ja, wir lieben sie."
Jareth wies mit der Hand auf das Pianoforte. „Spielen Sie?"
„Natürlich", antwortete sie und setzte sich pflichtbewusst an das Instrument. „Was würden Sie gerne hören?"
„Am
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