Entscheidung aus Liebe
guten Tag, Sir."
Sie ging einige Schritte auf die Tür zu, wandte sich dann jedoch noch einmal um. „Es tut mir unendlich Leid, was ich über Ihren Bruder gesagt habe. Es war unverzeihlich. Ich weiß nicht, warum ich es sagte, aber es hat Sie verletzt, und das bedaure ich sehr."
Ohne ihn anzusehen, verließ sie eilig die Bibliothek. Dann rannte sie beinahe in ihr Zimmer hinauf. Sie hatte gerade die Tür hinter sich geschlossen, als ihr schon die Tränen über die Wangen liefen.
Es war lächerlich, dass sie sich von dieser schrecklichen Unterredung derart aus der Fassung bringen ließ. Sie weinte nur sehr selten. Beim Tod ihrer Mutter hatte sie geweint, ebenso nach diesem entsetzlichen Unfall, der Bethany und Charles das Leben genommen hatte. Schmerz war etwas, das sie sehr gut verstand.
Sie verstand nur nicht, warum sie gerade jetzt weinte.
8. KAPITEL
Am nächsten Tag kam der Duke zum Tee, so wie er es angekündigt hatte.
Es war eine höchst unangenehme Situation. Schweigend schenkten sich die beiden Erwachsenen und die Mädchen Tee ein, dann reichten sie Gebäck und Gurkensandwiches herum. Rebeccah fürchtete sich vor ihrem Onkel und beobachtete ihn mit großen Augen. Sie trank nicht einmal von ihrem Tee. Sarah dagegen scheute sich nicht, ihren Mund mit Keksen voll zu stopfen und ihren Onkel anzulächeln. Dabei verteilte sie Kekskrümel auf dem Tisch, dem Boden und ihrem hübschen Kleid. Chloe versuchte, die Krümel unauffällig wegzuwischen, aber der
Duke ertappte sie dabei, so dass sie es schließlich aufgab.
Die Ereignisse des vorherigen Tages riefen noch immer dieses seltsam schmerzliche Gefühl in ihr hervor, das schwer auf ihrem Herzen lastete. Der Duke würde niemals verstehen, was die Kinder ihr bedeuteten. Außerdem hatte er an seinen Absichten keinen Zweifel gelassen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis man sie höflich, aber bestimmt auffordern würde, Strathmere zu verlassen.
Lustlos stocherte sie in ihrem Erdbeertörtchen herum, während ihr Tee in der Tasse aus chinesischem Porzellan abkühlte.
„Miss Chloe", flüsterte Rebeccah mit einem ängstlichen Seitenblick auf ihren Onkel. Chloe konnte das Mädchen verstehen. Der Duke wirkte tatsächlich sehr groß und fehl am Platz. Er saß mit ihnen an dem einfachen, kleinen Holztisch in einer Ecke des Kinderzimmers.
„Ja, Rebeccah?"
Das Kind traute sich kaum, seinen Wunsch auszusprechen. „Darf ich bitte ein Gurkensandwich haben?"
„Aber natürlich, ma petite. Würden Sie uns bitte die Sandwiches reichen, Euer Gnaden?"
Jareth ergriff das Tablett und hielt es Rebeccah hin. Sie zuckte zurück, als ob sie sich daran verbrennen könnte. Neben ihr kaute Sarah zufrieden ihre Kekse, als ob sie die Spannung im Raum gar nicht bemerken würde.
„Nimm die Platte von deinem Onkel, Rebeccah", ermutigte sie Chloe. Als Rebeccah sie fragend ansah, nickte sie ihr zu. „Keine Angst, cherie."
Die kleinen Hände des Mädchens zitterten sichtlich, als sie das Tablett entgegennahm. Zu Chloes Erleichterung setzte sie es jedoch behutsam ab und legte einige Sandwiches auf ihren Teller.
„ Tres bien ", sagte Chloe.
Sarah sah den Duke lächelnd an, während sie die Hand nach den Sandwiches ausstreckte. Chloe nahm eines und gab es ihr, bevor Sarah die ordentlich aufeinander gestapelten Weißbrotscheiben durcheinander bringen konnte.
Plötzlich fiel Chloe ein Gesprächsthema ein, das den Duke von den schlechten Tischmanieren der Mädchen ablenken würde. „Warum erzählen Sie uns nicht von Ihren Abenteuern auf See, Euer Gnaden? Ich hörte, dass Sie eine Reederei geleitet haben. Sie müssen auf allen Weltmeeren gesegelt sein und viele ferne Länder bereist haben. "
„Ich bin nicht oft selbst gesegelt." Das war alles, was er sagte. Schweigend hob er seine Tasse an die Lippen und trank einen Schluck Tee. Seine dunklen Augen ruhten dabei auf Sarah.
„Aber Sie waren doch in Amerika, nicht wahr?"
„Ja, ein- oder zweimal."
Am liebsten hätte sie ihren kalten Tee über seinem Kopf ausgeschüttet. Warum strengte er sich nicht etwas mehr an? „Sicher würden die Kinder gerne hören, was sie in diesem faszinierenden Land erlebt haben. "
„Die Leute dort sind hektisch, viel zu laut und ungehobelt. Außerdem ist es recht schmutzig. "
Wieder herrschte Schweigen. Er beobachtete immer noch Sarah, die unter dem Tisch nach einem verlorenen Stück Brot suchte. „Nein, nein, cherie", sagte Chloe schnell. „Hier ist ein neues Stück!"
Sarah war mit dem Ersatz
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