Entscheidung der Herzen (German Edition)
London. Schneller als du glaubst, würden wir alle am Galgen hängen. Und was soll auβerdem in der Zwischenzeit aus Laetitia werden?«
»Laetitia bleibt auf dem Schloss. Sie erwartet ein Kind. In diesem Zustand kann sie natürlich unmöglich reisen. Auβerdem ist David zu Pferd sehr viel schneller als in einer Kutsche.«
Lord Arthur nickte und dachte an die Worte von Jane. Vielleicht hatten die beiden Frauen Recht. Cassian hatte einen Anspruch darauf, zu erfahren, was hier geschah. Er war ein Ehrenmann und würde es niemals zulassen, dass Cathryn zu dieser von ihr geforderten Entscheidung gezwungen wurde. Und er würde es ebenfalls niemals zulassen, dass Jonathan etwas geschah.
»Gut«, stimmte er schlieβlich zu. »Ich werde mit David reden. Und wie ich ihn kenne, wird er keine Minute zögern, aufzubrechen und in die Highlands zu reiten, um Cassian zu holen.«
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Kapitel 21
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I ch freue mich, dich zu sehen, Jane, obwohl du dir für deinen Besuch einen wahrlich ungewöhnlichen Zeitpunkt ausgesucht hast.«
Anne, Sir Baldwins Magd, lächelte so herzlich, wie sie es mit ihren dünnen Lippen vermochte. Sie nahm die Nichte in ihre knochigen Arme und küsste die junge Frau auf die Stirn.
»Warum hast du dich auf den langen Weg gemacht?«, fragte sie später, als die beiden Frauen in der Küche standen und aus den von Würmern befallenen Äpfel Most pressten.
»Sir Baldwin bedroht unsere Lordschaft.«
»Ich weiβ«, nickte die Magd. »Ich habe gehört, was Sir Baldwin beim letzten Besuch der Lordschaft gesagt hat. Auβerdem ist der kleine Jonathan ja seitdem auch bei uns.«
»Wie geht es ihm?«, fragte Jane.
»Oh, ich glaube, er muss nicht allzu sehr leiden. Walter, der Knecht, schont ihn, wo er nur kann. Und ich kümmere mich darum, dass er genug zu essen und ausreichend Schlaf bekommt. Ich glaube, er sieht seinen Aufenthalt hier als Abenteuer, weiβ nicht, was wirklich dahinter steckt.«
Sie seufzte und strich sich mit dem Handrücken eine Haarsträhne aus der Stirn. »Ich habe schon daran gedacht, wegzugehen«, sagte sie leise. »Habe überlegt, mich den Wanderpredigern anzuschlieβen und mit ihnen nach Amerika zu gehen.«
»Du, Tante?«
»Ja. Aber ich habe den Gedanken verworfen. Ich bin zu alt, um woanders noch einmal von vorn zu beginnen.«
Jane nickte und strich ihrer Tante sanft über die Schulter.
»Aber du solltest es in Erwägung ziehen. Wenn Sir Baldwin in Kürze auch dein Herr wird, dann ist das gute Leben vorbei.«
»Ich bin gekommen, Tante, damit dies nicht geschieht. Ich bin gekommen, um etwas zu finden, das Sir Baldwin das Handwerk legt.«
Anne schüttelte traurig den Kopf. »Sir Baldwin ist gerissen. Es wird nicht leicht sein, ihm am Zeug zu flicken.«
Sie hielt inne und lauschte in das Innere des Hauses. »Sei still, ich glaube, er kommt«, flüsterte sie.
Und wirklich. Schon flog die Tür auf und Sir Baldwin trat in die Küche.
»Was ist hier los?«, herrschte er Anne an. »Du sollst arbeiten und nicht den Tag verschwatzen. Wer ist die Dirne neben dir? Was hat sie hier zu suchen? Und das Balg? Hat sie es mitgebracht, damit es meine Milch zu saufen bekommt? Schmeiβ das Gesinde raus! Oder besser noch, ich tue es selbst.«
Jane stand mit dem Rücken zu Sir Baldwin. Als sie hörte, dass er sich ihr näherte, drehte sie sich ganz langsam und mit groβer Würde um. Sie erfasste seine massige Gestalt mit einem Blick, musterte ihn von oben bis unten und sah im schlieβlich in die Augen.
»Ihr wollt mich rauswerfen?«, fragte sie.
Und beim Klang ihrer Stimme geschah etwas, auf das sich niemand einen Reim machen konnte.
Sir Baldwin blickte sie an, sah ihr direkt in die Augen, dann wich er zurück, als stünde der Teufel vor ihm.
»Du … du?«, stammelte er. »Wie … was … willst du von mir?«
Er hob beide Arme, hob sie schützend vor sein Gesicht, als erwarte er Schläge. »Was …, äh, … willst du? Geld? Warte, ich gebe es dir.«
Er nestelte an seinem Gürtel und warf der vollkommen verwunderten Jane einen kleinen Lederbeutel zu.
Doch sie warf ihm das Geld zurück. »Ich will Euer Geld nicht«, sagte sie.
»Was willst du dann?« Die sonst dröhnende Stimme Sir Baldwins klang kläglich und voller Angst. »Es war ein Versehen«, stotterte er. »Eine Verwechslung. Nimm das Geld und geh.«
Er bückte sich, ohne Jane aus den Augen zu lassen, nach dem Geldbeutelchen, das zu seinen Füβen lag und wog es in der Hand.
»Ist es dir zu wenig? Wie viel willst du?«
»Ich will
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