Entscheidung der Herzen (German Edition)
würde helfen, mit ihm zusammen lieβe sich dieser Kampf gewiss leichter führen. Cathryn hatte noch nicht die geringste Idee, wie sie die ganzen Probleme bewältigen sollte, doch sie hatte noch einen weiten Ritt vor sich und glaubte fest daran, dass ihr zur richtigen Zeit das Richtige einfiel. Doch jetzt musste sie erst einmal zu Cassian.
Das Pferd dampfte. Weiβe Flocken stoben links und rechts aus seinem Maul heraus. Sein Hals glänzte schweiβnass.
In einer kleinen Ortschaft hielt sie an, führte das Pferd zu einer Tränke und erbat sich von einem Bauern etwas Heu.
»Sind hier Wanderprediger gewesen?«, fragte sie ihn beiläufig.
»Warum wollt Ihr das wissen?« Der Bauer lieβ sein Misstrauen deutlich erkennen.
»Ich möchte mich ihnen anschlieβen. Ich habe gehört, sie planen nach Amerika zu gehen.«
»Ich weiβ nichts von Amerika, weiβ nichts von Wanderpredigern. Ich zahle pünktlich meine Abgaben und bete jeden Abend vor dem Schlafen gehen.«
Cathryn lächelte. »Das glaube ich Euch wohl, Bauer. Doch wenn Ihr ein so gottesfürchtiger Mann seid, wie kommt es dann, dass Ihr einer allein reisenden jungen Frau nicht helfen wollt, ihr Ziel zu erreichen?«
»Was weiβ ich von Eurem Ziel? Woher soll ich wissen, ob Ihr Gutes oder Schlechtes im Sinn habt? England ist durcheinander. Jeden Tag hält jemand anderes das Zepter in der Hand. Was gestern noch gut und redlich war, kann heute schon ein Verbrechen sein.«
»Ihr habt Recht«, erwiderte Cathryn. »Und ich kann Euer Misstrauen verstehen. Doch ich bitte Euch inständig, mir zu helfen. Ich frage nur, wann das letzte Mal Fremde hier gewesen sind und ob Ihr gesehen habt, welche Richtung sie einschlugen, als sie weiterzogen.«
Der Bauer nickte ernsthaft. »Diese Frage kann ich Euch wohl beantworten. Gestern kamen vier Reiter. Es waren Leute unseres Lords, die das Vieh von der Weide holen sollten. Sie sind nach links, hinauf auf die Hügel geritten.«
»Und sonst?«
»Ich habe auβerdem von zwei Männern gehört, die hier nach einer Herberge gesucht haben. Das muss vorgestern gewesen sein. Sie waren wohl zu Fuβ unterwegs und sollen der Straβe, die hinauf nach Schottland führt, gefolgt sein.«
Cathryn lächelte. Sie war so froh, die richtige Auskunft erhalten zu haben, dass sie den Mann ungestüm umarmte. »Danke«, sagte sie. »Ihr habt mir wirklich sehr geholfen. Ihr habt vielleicht sogar geholfen, Unschuldige vor dem Tod zu bewahren.«
»Still«, forderte der Bauer. »Ich will nicht wissen, was Ihr vorhabt, wer Ihr seid, wohin Ihr wollt. Reist mit Gott, aber geht.«
Cathryn nickte, dankte dem Bauern noch einmal für Wasser und Heu und bestieg erneut den schwarzen Hengst.
Während sie dem Pferd die Sporen gab, überlegte sie. Cassian und George Fox waren zu Fuβ unterwegs. Wahrscheinlich hatten sie kein Geld für Herbergen und würden sich also einen Schlafplatz in einem Wäldchen suchen müssen.
Es gab viele Jagdhütten in dieser Gegend. Ich werde noch zehn Meilen reiten, beschloss sie, und dann in den Jagdhütten nach ihnen suchen.
Jane klopfte an die windschiefe Hütte des Priesters und wartete. Sie bemerkte die Löcher im strohgedeckten Dach, die Risse im Lehm der Wände. Der Kaminabzug war zerbrochen, eine Tür hing schief in der Angel. Alles in allem wirkte die Kate unbewohnt. Auch auf ihr Klopfen reagierte niemand.
Sie schlug noch einmal mit der Faust gegen das morsche Türblatt. Als sie sich gerade zum Gehen umdrehen wollte, hörte sie schlurfende Schritte. Die Tür wurde geöffnet und ein recht junger Mann, der aber allem Anschein nach durch die Erfahrungen des Lebens zu schnell gealtert war, öffnete ihr.
»Ja?«
Seine Stimme war nicht mehr als ein Krächzen und verriet Jane, dass der Mann wohl nicht häufig die Gelegenheit hatte, mit anderen Menschen zu sprechen.
»Ich bin Jane, eine Wahrsagerin, gehöre zu den Leuten des Lord von Jourdan. Ich brauche Eure Hilfe.«
»Ich kann niemanden helfen, nicht einmal mir selbst«, erwiderte der Mann und wollte die Tür wieder zuschlagen. Doch Jane war schneller, stellte geschwind einen Fuβ dazwischen.
»Hört mich an!«, bat sie. »Hört mich erst an und entscheidet dann, ob Ihr mir und Euch selbst nicht doch helfen könnt und wollt.«
Schweigend und seinen Unmut nicht verbergend, öffnete der Priester die Tür und lieβ Jane eintreten.
Er ging vor ihr her, lief in eine kleine Kammer, in der es so muffig roch, als sei darin seit Jahren nicht mehr gelüftet worden. In einer Ecke lag
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