Entscheidung der Herzen (German Edition)
zuckte mit den Achseln. »Lesen kann ich, wie das Schicksal angelegt ist, nicht aber, was der Mensch daraus macht.«
Lord Arthur nickte. »Dann kannst du mir sicher auch nicht helfen«, sagte er mit trüber Stimme.
»Es geht um Cassian von Arden, nicht wahr, Mylord? Und um den kleinen Jonathan? Sir Baldwin hat Euch in der Hand.«
Lord Arthur sah hoch. »Woher weiβt du … ?«
Jane lachte. »Ich wäre eine verdammt schlechte Wahrsagerin, wüsste ich nicht, was rings um mich vorgeht.«
»Dann weiβt du auch, dass Sir Baldwin Cassian von Ardens Leben verlangt, damit Jonathan wieder zu uns zurückkehren kann?«
Jane nickte.
»Und? Was sollen wir tun? Wir wissen keinen Ausweg, Jane. Ich hatte gehofft, dass du mir helfen kannst.«
»Wie habt Ihr Euch das vorgestellt, Mylord?« Jane runzelte die Stirn. »Ich hoffe, Ihr habt nicht an einen bösen Zauber gedacht?«
»Nein, Jane. Nein, wirklich nicht. Ich glaube, ich habe gehofft, dass du meine Hand nimmst und darin liest, dass alles gut wird. Ich war töricht, Jane, verzeih einem alten, verzweifelten Mann.«
Er seufzte noch einmal tief, dann erhob er sich und machte Anstalten zu gehen. Auch Jane hatte sich erhoben.
»Es tut mir Leid, dass ich Euch nicht helfen kann, Mylord. Gott allein weiβ, wie gern ich es täte. Ich kann nicht zaubern. Niemand kann das. Aber vielleicht können wir über Euren Kummer reden. Vielleicht fällt uns eine Lösung ein.«
Lord Arthur zögerte einen Augenblick. Er hatte schlieβlich noch nie in seinem Leben Rat bei einer Wahrsagerin gesucht. Doch wenn es auch nichts nutzte, so konnte es zumindest auch nichts schaden.
Langsam setzte er sich wieder hin und begann der Reihe nach zu erzählen. Jane hörte schweigend und aufmerksam zu. Als Lord Arthur alles berichtet hatte, stand sie auf, ging in die winzige Küche und holte zwei Becher mit frischem Apfelmost. Sie reichte einen ihrem Herrn, aus dem anderen nahm sie einen kräftigen Schluck, bevor sie sich wieder setzte und wartete, bis sich auch Lord Arthur gestärkt hatte.
»Wenn ich Euch Recht verstehe, Mylord, so geht es Euch nur darum, das Leben Eures jüngsten Sohnes und das Leben Cassian von Ardens zu retten.«
»Ja, nur das ist wichtig.«
»Und Euer Besitz?«
»Baldwin soll ihn in Gottes Namen haben.«
»Euer Name?«
»Noch ist er unbefleckt, und das soll er auch bleiben.«
»Hmm«, machte Jane. »Habt Ihr schon einmal darüber nachgedacht, auf Reisen zu gehen? Nach Frankreich vielleicht?«
»Ja, das habe ich«, gab Lord Arthur zu. »Aber ich weiβ nicht, wie ich diese Reise bezahlen soll. Und, was noch viel schwerer wiegt ist die Frage, was in der Zwischenzeit mit den Jourdan–Manors geschieht?«
»Oh, die Leute, die für Euch arbeiten, könnten sich keinen besseren Herrn wünschen. Ich bin sicher, sie würden sich vorbildhaft um die Felder und Weiden genauso wie um die Vieh– und Fischzucht kümmern. Die Menschen hier lieben Eure Lordschaft. Und das zu Recht. Ihr habt immer dafür gesorgt, dass es uns an nichts mangelt. Ihr kennt alle hier beim Namen, wisst um die Kümmernisse eines jeden. Es lebt sich gut unter den Jourdans. Und wir wissen, dass es keineswegs selbstverständlich ist, so völlig ohne Angst vor der Herrschaft leben zu können.«
Lord Arthur nickte und lächelte. Ja, seine Leute. Ihm wurde warm ums Herz, wenn er an sie dachte. Er wusste, sie würden gut für das Land sorgen, wenn er nicht da war. Er konnte sich auf sie verlassen. Doch trotzdem konnte er nicht weg.
»Und was soll aus Cathryn werden? Was aus Cassian und Jonathan? Nein, Jane, eine Reise ist keine Lösung.«
Sie verfielen beide in Schwiegen. In der Ferne hörten sie ein Käuzchen rufen.
Lord Arthur dachte an den Spruch der alten Margarete: »Wenn ein Käuzchen schreit, dann stirbt ein Mensch.«
Lord Arthur schickte ein Stoβgebet zu Gott, dass der Sterbende niemand war, der durch seine Schuld zu Tode kam.
»Wir alle wissen, dass Sir Baldwin nicht mit rechtschaffenen Mitteln zu seinem Besitz gekommen ist«, unterbrach Jane schlieβlich die Stille. »Es muss doch möglich sein, ihm nachzuweisen, dass er sich strafbar gemacht hat. Nun, das Land hat zwar keinen König mehr, doch noch immer herrschen Recht und Gesetz. Wenn auch nicht so wie früher einmal.«
»Nun«, gab Lord Arthur zu bedenken. »Sir Baldwin ist wohl keiner, der sein Unrecht an die groβe Glocke hängt. Aber, Jane, du hast Recht. Es muss etwas geben, das er sich zuschulden hat kommen lassen.«
Er senkte die Stimme und
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