Entscheidung der Herzen (German Edition)
ein klumpiger Strohsack, die Decke darauf starrte vor Schmutz. In einer anderen Ecke stand ein wackeliger Tisch mit zwei Schemeln davor, die so altersschwach waren, dass Jane befürchtete, sie würden schon beim bloβen Ansehen von alleine umkippen.
Der Priester wies mit der Hand auf einen der Schemel. »Setzt Euch. Ich hoffe, sie halten Euch.«
Vorsichtig und das Kind mit beiden Händen haltend, lieβ Jane sich vorsichtig nieder. Der Priester war stehen geblieben, hatte die Hände in die Taschen seiner fleckigen Kutte gesteckt und sah sie unverwandt an.
»Also, was wollt Ihr?«
»Ihr seid der Priester der Ardens, nicht wahr? Seid Ihnen und ihrem Glauben verbunden, über den Tod hinaus, oder irre ich mich?«
»Ich habe ein Gelübde abgelegt«, erwiderte der Priester knapp.
»Sir Baldwin hat Euch alles genommen, nicht wahr?Seinetwegen haust Ihr wie ein Bettler in der schäbigsten aller Katen und müsst ihm wahrscheinlich noch dankbar dafür sein.«
»Das weiβ ich alles selbst«, unterbrach der Priester sie barsch. »Wenn Ihr nur gekommen seid, um mir das zu sagen, so hättet Ihr Euch den Weg sparen können.«
»Ich brauche Eure Hilfe.«
»Wobei?«
Jane holte tief Luft und presste das Kind behutsam und schützend gegen ihre Brust.
»Es ist an der Zeit, Sir Baldwin das Handwerk zu legen«, erklärte sie schlieβlich schlicht.
Der Priester fuhr herum und starrte sie an. »Was sagt Ihr da, Weib? Seid Ihr wahnsinnig?«
Jane sah Angst in seinen Augen aufflackern. Auch sie selbst konnte gewisse Befürchtungen hinsichtlich ihres Vorhabens nicht verleugnen. Doch sie wusste, wenn sie jetzt versagte, wäre alles verloren. Ihr Kind würde ein trostloses Leben als Unfreier führen, geknechtet und ausgebeutet bis auf die Knochen. Und sie selbst, nun, Sir Baldwin würde sich an sie erinnern, wenn er erst einmal die Jourdan-Manors in Besitz genommen hatte und Jane brauchte nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, was dann mit ihr geschah.
»Ich bin gekommen, um Euch um Hilfe zu bitten, Sir Baldwin Humbert das Handwerk zu legen. Ich möchte, dass die Menschen in seinem Manor frei und ohne Angst leben können Und auβerdem möchte ich, dass jeder Gott auf die Art und Weise dienen kann, die ihm vertraut und richtig erscheint. Ich möchte, dass ein Verbrecher, ein Mörder und Räuber, seine gerechte Strafe bekommt. Ich möchte, Himmel noch einmal, dass wir uns alle wieder frei und unbeschwert fühlen können.«
Der Priester hatte sie, während sie sprach, angestarrt, ohne sie zu unterbrechen. Jetzt hob er die Hand, kratzte sich an seinem unrasierten Kinn und fragte knapp: »Warum?«
Jane seufzte, dann wies sie auf ihr Kind. »Seinetwegen und meinetwegen, euretwegen und unsretwegen. Wir sind Menschen und haben von Gott Verstand bekommen und die zehn Gebote. Wir sind angehalten, so zu leben, wie es in der Schrift steht. Das, Priester, ist mein Glaube und mein Wille.«
»Ihr seid sehr mutig, Frau. Und ich muss gestehen, Eure Worte beschämen mich. Was habt Ihr vor? Ich bin bereit, Euch zu helfen, so weit es in meiner Macht steht. Doch sprecht leiser. Seit Sir Baldwin hier das Zepter schwingt, haben die Wände Ohren bekommen.«
Jane nickte, dann setzte sie dem Priester flüsternd ihren Plan auseinander. Sie wusste seit ihrem Besuch in Baldwins Küche, dass er wirklich Dreck am Stecken hatte, doch sie wusste nicht, wo. Sie brauchte die Hilfe des Priesters, um das herauszufinden. Und sie war fest entschlossen, es zu versuchen.
»Ihr seid klug, Jane«, nickte der Priester, als sie ihm ihr Vorhaben dargelegt hatte. »Ihr seid wirklich klug und ich bin sicher, dass Euer Plan etwas bewirken könnte. Ich werde Euch helfen. Doch bis zum Einbruch der Dunkelheit dauert es noch. Wir sollten uns ausruhen und Kräfte sammeln. Legt Euch mit dem Kind auf den Strohsack und versucht, ein wenig zu schlafen. Ich werde in der Zwischenzeit dafür sorgen, dass wir uns mit einer kräftigen Suppe stärken können, bevor wir aufbrechen.
Laetitia saβ bei Lady Elizabeth in der Kammer und lieβ sich von ihr das Haar bürsten. Elizabeths Gesicht war von Sorgen gezeichnet, die geschwollenen Lider verrieten, dass sie geweint hatte.
»Ich wünschte, ich könnte Euch helfen, Mylady«, sagte die junge Frau leise.
»Kind, es hilft mir schon, dass du da bist«, erwiderte Elizabeth warm und streichelte Laetitias Schulter. »Du hast viel durchgemacht und ich bedauere es sehr, dass du auch hier im Augenblick nicht den Frieden findest, denn du verdient
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