Entscheidung der Herzen (German Edition)
Jane merkte, dass ihm bei den nächsten Worten nicht wohl war. »Es heiβt, er selbst hätte den Besitz der Ardens angezündet.«
»Ja«, erwiderte Jane. »So heiβt es und wir alle wissen, dass dies die Wahrheit ist. Doch wie sollen wir es nachweisen? Es ist zu lange her, Mylord.« Sie machte eine kleine Pause, bevor sie weitersprach.
»Meine Patentante arbeitet als Magd bei Sir Baldwin. So viel ich weiβ, ist sie ihm nicht besonders herzlich zugetan. Aber sie muss leben. Wie wir alle. Ich könnte sie fragen, ob sie etwas weiβ.«
»Hmmm«, kam von Lord Arthur als Antwort.
Er stand auf. »Ich danke dir, Jane«, sagte er und reichte ihr die Hand.
»Lasst mich nachdenken, Mylord. Bald ist wieder Vollmond. Es heiβt, dass man bei Vollmond die besten Ideen hat.«
»Hoffen wir, dass Sir Baldwin den Vollmond verschläft«, versuchte der alte Mann lahm zu scherzen.
Es war der Scherz, der so kläglich misslang und vom noch immer nicht erloschenem Stolz des Herrn sprach, der Jane beinahe zu Tränen gerührt hätte.
»Ich werde morgen meine Tante aufsuchen«, versprach die junge Frau. »Gleich nach Tagesanbruch werde ich aufbrechen.«
»Danke, Jane«, wiederholte Lord Arthur. »Bringt Euern Sohn zu meiner Frau auf die Burg. Ich gebe dem Pferdeknecht Bescheid, dass er Euch eine Stute sattelt.«
Jane schüttelte den Kopf. »Nein, Mylord. Das würde nur Aufsehen erregen. Ich werde gehen, wie ich immer gegangen bin, zu Fuβ und meinen kleinen Sohn in einem Tuch auf dem Rücken tragend. So kennt man mich auf Sir Baldwins Anwesen. Und nur so kann ich dort auftauchen, ohne Misstrauen zu erwecken.«
Lord Arthur nickte. »Passt gut auf Euch auf, Jane. Und bestellt Jonathan einen ganz lieben Gruβ, wenn Ihr ihn seht.«
»Vielleicht seht Ihr ihn selber eher wieder als Ihr glaubt, Mylord. Und denkt darüber nach, Cassian von Arden eine Nachricht zu schicken. Es würde seine Ehre und seinen Stolz sehr verletzen, wenn Ihr ihn in dieser Angelegenheit verschont. Er ist ein Ehrenmann wie Ihr, Mylord.«
Lord Arthur nickte noch einmal, dann ging er durch den schmalen Flur, öffnete leise die Tür, um das schlafende Kind nicht zu wecken und schloss sie ebenso leise hinter sich. Jane stand am Fenster und sah ihm nach, bis ihn schon nach wenigen Metern die Schwärze der Nacht verschluckt hatte.
»Auch David sollte Bescheid wissen«, teilte Lady Elizabeth beim Frühstück ihrem Gatten mit. »Es geht nicht, dass dasSchicksal unserer Familie an einem dünnen Faden hängt und einer von uns nichts davon weiβ.«
»Er hat andere Sorgen, Elizabeth. Auch Laetitia hatte in der Vergangenheit nicht gerade ein leichtes Los.«
»Eben darum«, erwiderte seine Frau mit der für sie typischen Hartnäckigkeit. »Ich werde ihn rufen, nein, besser noch, wir rufen beide und berichten alles, was vorgefallen ist. Vielleicht wissen sie noch etwas, das uns helfen kann. David ist klug und stark, er liebt seine Familie. Wir dürfen ihn nicht auβen vor lassen !«
»Was soll das bringen, Elizabeth?«
Lord Arthurs Stimme klang so müde, dass Elizabeth aufblickte, ihren Mann musterte und erschrak. Lord Arthur schien um Jahre gealtert. Sein Haar, bisher nur von ein paar grauen Strähnen durchzogen, war fast vollständig weiβ. Unter den Augen lagen dunkle Schatten, die Haut schien grau und müde. Seine einst so aufrechte Haltung war verschwunden. Die Schultern hingen herunter, den Rücken hielt er gebeugt. Lord Arthur war über Nacht ein alter Mann geworden. Lady Elizabeth presste eine Hand auf ihre Brust. Sie liebte ihren Mann und es zerriss ihr das Herz, ihn so zu sehen. Noch fester fasste sie den Entschluss, dem ganzen Spuk ein Ende zu bereiten.
»Nun«, begann sie vorsichtig. »Ich hatte daran gedacht, David loszuschicken, damit er Cassian sucht.«
»Wie kommst du darauf, Elizabeth? Soll er ihn herbringen, damit Sir Baldwin ihn leichter erwischen kann? Willst du wirklich Jonathans Leben gegen das von Cassian eintauschen?«
»Nein!«, erwiderte Elizabeth mit fester Stimme. »Ich denke nicht daran, Sir Baldwin auch nur die kleinste Fliegezu opfern. Aber ich glaube ganz fest, dass wir zusammen stärker sein könnten als er. Es kann nicht sein, dass zwei Familien, die fest zusammenhalten, gegen einen einzelnen Mann nichts ausrichten können. Wir sollten den Spieβ einfach umdrehen.«
»Wie stellst du dir das vor? Sollen wir bei Nacht und Nebel in Sir Baldwins Haus eindringen und ihn gefangen nehmen? Er hat die besten Verbindungen von Nottingham bis
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